Am 13. Juni 1844
[3.301.1] Da auf die Weise die Agla befreit ward, da ging der Gurat zum Fungar-Hellan und fragte ihn, ob auch mit dem Drohuit Ähnliches geschehen solle, falls er sich also bessern würde, wie sich die Agla gebessert hat.
[3.301.2] Fungar-Hellan aber sagte in einem ganz festen Ton: „Nein, Drohuit bleibt auf jeden Fall so lange in seinem Käfig, als bis ich, oder – so ich in dem Feldzug den Tod fände – mein Nachfolger wieder zurückkommen wird!
[3.301.3] Doch sollst du ihm nichts abgehen lassen; er soll zu essen bekommen, was er nur immer wolle, und also auch zu trinken!
[3.301.4] Will er ein oder das andere seiner Weiber bei sich im Käfig haben, so kann ihm auch solches bewilligt werden, – doch solches nur unter der unerlässlichen Bedingung, dass er fürs Erste mit dem bei ihm seienden Weib nichts anderes rede, als was man gewöhnlich am Beiwohnbett mit den Weibern spricht; oder so er Besseres reden will, da kann er sich über den alten wahren Gott mit seinen besseren Weibern besprechen, von dem er samt uns allen schon lange gar jämmerlich abgewichen ist!
[3.301.5] Während der Beiwohnung, und überhaupt während des Beiseins eines oder des anderen seiner Weiber, muss er allezeit am strengsten bewacht und belauscht werden! Und da die Agla nun frei ist, so kann der Drohuit in diesem Saal verbleiben.
[3.301.6] Ich sage dir aber, zeichne mir ja genau alles auf, was er machen wird in seinem Käfig, damit ich mich dann [danach] richten kann in der künftigen Verfügung entweder um sein Wohl oder Wehe! Sollte er etwa gar Bücher lesen wollen aus unserer großen Büchersammlung, so soll er auch in dieser Hinsicht befriedigt werden!
[3.301.7] Nun aber hast du auch für den Drohuit die gehörige und gerechteste Instruktion! Wirst du sie genau beobachten, so wirst du gut sorgen für ihn, für dich und uns alle; und das ist sicher auch der Wille des einig wahren Gottes!“
[3.301.8] Und der Mahal sprach: „Amen, das ist recht und vollkommen gerecht; bei dem verbleibe es!“
[3.301.9] Als der Gurat solches vernommen hatte, da ward er froh; denn der Drohuit war ja eben der Mann, der ihm durch seine List die Krone schon so gut wie vom Haupt gerissen hatte. Er schwor daher auch, das alles auf das Pünktlichste zu erfüllen.
[3.301.10] Es fragte aber auch der Mahal ganz heimlich versuchsweise die Agla, ob sie mit solcher Bescherung für den Drohuit zufrieden sei.
[3.301.11] Und die Agla sprach: „O Vater, warum versuchst du noch weiter deine über alles versuchte, unglückliche, ärmste Tochter? Bin ich dir noch nicht unglücklich genug, sowohl in der Welt, wie auch in meiner Seele? In der Welt bin ich die Verachtetste und über alle Schlangen Gefürchtetste, und in meiner Seele die Verworfenste, weil vor Gott fortwährend das Blut meines Bruders um Rache an meiner Seele schreit!
[3.301.12] O versuche mich nicht mehr, denn unglücklicher war ja noch nie ein Mensch auf dieser Erde, als ich es bin! Habt ihr mir auch alles vergeben, so wird mir aber doch der Bruder nimmer vergeben, den ich habe töten lassen; und Gott wird mir solche Tat auch nicht vergeben! Darum bin ich so endlos unglücklich! Daher, o Vater, versuche die Elendeste nicht mehr!“
[3.301.13] Diese Rede der Agla erregte eine große Sensation, und Mahal selbst bereute, dass er eine solche Frage an die Agla gestellt. Darum aber fingen bald alle an, sie zu trösten und wie möglich zu stärken und zu laben.
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