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276. Mahal und die Seinen an der königlichen Tafel. Agla lässt heimlich das Haupt Waltars einmauern. Mahal zieht königliche Kleider an

Am 10. Mai 1844

[3.276.1] Darauf begab sich die ganze Gesellschaft zur Tafel, die mit den kostbarsten Speisen besetzt war, von denen aber jedoch der Mahal wenig genoss; denn sein Gaumen war an derlei Leckereien nicht gewöhnt, und noch weniger sein gesunder Gebirgsmagen.

[3.276.2] Aber desto besser ließen sich’s die Pira und die Gella schmecken; denn die trieb die Neugierde dazu an, eine jede Speise zu verkosten, wennschon nicht in größeren Portionen sie zu verschlingen.

[3.276.3] Nach der Mahlzeit unterhielt man sich mit gleichgültigen Dingen und vertrieb sich die Zeit mit süßem Nichtstun.

[3.276.4] Nur der Mahal fragte ein paarmal die Agla nach Waltar, erhielt aber stets eine ausweichende Antwort und wusste darob nicht, wie er daran war.

[3.276.5] Die Agla aber sandte insgeheim mehrere ihrer Diener in den Garten mit dem Auftrag, das Haupt Waltars zu verbergen, und zwar durch eine Einmauerung in eine Gartenmauernische, da dieser Garten am abseitigsten war, und das bei Todesstrafe unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit.

[3.276.6] Dieser Befehl wurde auch am Morgen des nächsten Tages pünktlichst vollzogen; denn die dafür beorderten Diener der Agla sprachen unter sich: „Hier heißt’s genau gehorchen, denn hat sie ihres eigenen Bruders nicht geschont, da würde sie unser noch weniger schonen! Daher heißt es schweigen!“

[3.276.7] Als am nächsten Tag morgens die Arbeiter zurückkamen, da zeigten sie der Agla sogleich alles an, wie und wohin sie das Haupt Waltars verborgen hatten.

[3.276.8] Und die Agla belohnte sie, und gab ihnen noch einmal das Gebot, zu schweigen, sogar vor dem König und vor dem General und vor dem Drohuit.

[3.276.9] Und die Diener gelobten solches alles auf das Heiligste und gingen dann ihres Weges.

[3.276.10] Als aber die Hauptgesellschaft wieder im Hauptsaal zusammenkam, da vermisste man den Mahal.

[3.276.11] Man ging sogleich nachzusehen, wohin er etwa seine Sinne gewendet hätte, dass er nicht zum Vorschein käme.

[3.276.12] Als man sein Gemach betrat, da fand man ihn beschäftigt, wie er gerade über sein unverwüstliches Kleid die Königskleider anprobierte.

[3.276.13] Man belobte ihn darum und zog ihn dann bald unter tausend Schmeicheleien in den Hauptsaal, allwo schon ein gutes Frühstück bereitet dastand.

[3.276.14] Und so war schon an diesem nächsten Tag die ganze Familie aus der Höhe in königlichen Kleidern und gefiel sich sehr darinnen.

[3.276.15] Was weiter, – in der Folge.

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