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269. Fungar-Hellan überprüft die Aussagen Aglas und Drohuits. Die Schönheit Aglas vertreibt Fungar-Hellans Verdacht gegen sie

Am 2. Mai 1844

[3.269.1] Im Garten angelangt, untersuchte Fungar-Hellan sorgfältigst alles – das verlassene große Wohngebäude der Schönheitsgöttinnen, den Tempel und den Garten – und fand überall die Aussagen bestätigt, im Wohnhaus eine große Menge vergifteter Nadeln, die er sogleich in Beschlag nehmen ließ von seinen, ihm hierher folgenden Amtleuten, also auch im Garten das berüchtigte gläserne Lusthäuschen, in dessen Mitte das außerordentlich giftige Bäumchen gar üppig aus dem Erdboden emporwuchs. Das Bäumchen hatte die bezeichnete Gestalt und war am Stamm mit Gifttropfen übersät.

[3.269.2] Fungar-Hellan wollte sogleich das Bäumchen ausrotten lassen und befahl daher seinen Leuten, das Glashaus samt dem Bäumchen sogleich zu vernichten.

[3.269.3] Da ergriff die Agla die Hand des Fungar-Hellan und schrie: „Mein allergeliebtester Freund, ich bitte dich um alles, was dir wert und teuer ist in der ganzen Welt, lasse ja dies durchsichtige Haus des Todes nicht nur nicht öffnen durch einen Einbruch, sondern auch nicht öffnen irgend im Geringsten und auch nicht anrühren; denn die Natur dieses Gewächses ist so heftig wirkend, dass durch seine Freistellung nicht nur wir alle samt den Arbeitern, sondern alles im Umfang von wenigstens drei Stunden, was Leben hat, getötet würde!

[3.269.4] Willst du aber schon dies Bäumchen vernichten, so musst du von sehr harzigem Holz einen gar mächtig großen Scheiterhaufen um das Lusthaus bauen und ihn von allen Seiten anzünden; dadurch allein kannst du dieses Gewächs ohne lebensgefährliche Folgen verderben!“

[3.269.5] Diese erklärende Abhaltung von der Zerstörung des Giftbäumchens von Seiten der Agla machte den Fungar-Hellan gewaltigst stutzen. Er sah der Abhälterin scharf ins Angesicht und sprach:

[3.269.6] „Weib, was redest du?! Erkläre mir, woher dir solche Wirkung dieses Bäumchens also bekannt ist, als hättest du es selbst geschaffen!

[3.269.7] Wahrlich, so gut du es mit mir nun meinst, wenn das die Natur dieses Gewächses ist, ebenso sehr aber machst du dich mir auch durch diese deine Erklärung verdächtig! Wer weiß es, ob nicht etwa du selbst die Pflanzerin dieses Höllengewächses warst?!

[3.269.8] Ich gebe dir daher noch eine kurze Frist; suche in dieser meinen sehr gegründeten Verdacht von deinem Haupt zu wälzen, sonst wird es mit dir keinen guten Ausgang nehmen! Entkleide dich daher, auf dass du nackt mir die nackte Wahrheit bekennst! Denn fortan sollst du mich nicht mehr täuschen, denn nur zu bestätigt gegründet ist mein Verdacht auf dich! Daher wirst du zu tun haben, einen Fungar-Hellan über deinen Daumen zu drehen!“

[3.269.9] Diese Aufforderung aber brachte die Agla nicht im Geringsten aus ihrer Fassung; nur sagte sie: „Ich werde mich entkleiden, aber hier in der Nähe dieses Pesthauses nicht, sondern in irgendeinem Wohnzimmer der einstigen Göttinnen!“

[3.269.10] Darauf begab sich die Gesellschaft ins Wohnhaus und da in ein sehr großes Zimmer.

[3.269.11] Allda angelangt, entkleidete sich sogleich die Agla, wie es ihr der Fungar-Hellan geboten hatte.

[3.269.12] Aber diese Entkleidung war eben das Gefährlichste für den stark sinnlichen General. Denn nun erst kamen alle bis jetzt verborgenen Reize dieses schönsten Weibes zum Vorschein, die dieses Weib in einem so hohen Grade besaß, dass bei ihrem Anblick sogleich mehrere Männer zu rasen anfingen und wahnsinnig wurden; fünf aber von ihnen fielen im Augenblick tot darnieder.

[3.269.13] Und Fungar-Hellan vergaß seinen Verdacht; denn wie die aufgehende Sonne die Nebel in den Tälern verzehrt, also wirkte auch die zu große Schönheit der nackten Agla auf den Fungar-Hellan.

[3.269.14] Er forderte von ihr nun nichts anderes als ihre Liebe und versprach ihr, alles zu tun und zu gewähren, wodurch er sich nur immer ihrer Liebe wird desto werter machen können.

[3.269.15] Dass dieser Sieg niemandem angenehmer war als der Agla selbst, das lässt sich leicht denken, indem sie hier sonst offenbar wäre gefangen worden.

[3.269.16] Gurat und Drohuit sahen hier freilich wie verlierende Spieler dieser Begebenheit zu; aber was war hier anderes zu machen, als dem Fungar-Hellan zu gratulieren?

[3.269.17] Mit dieser Expedition aber hatte diese Untersuchung ein Ende, und Fungar-Hellan führte die Agla in seinen Palast als sein Weib mit allen Ehren. Und der Drohuit und der Gurat zogen mit langen Gesichtern ebenfalls nach Hause.

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