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266. Königin Aglas Lügenrede und Liebeserklärung an Fungar-Hellan

Am 27. April 1844

[3.266.1] Gurat war mit dieser Liebeserklärung von Seiten seiner himmlischen Agla an den Fungar-Hellan eben nicht zu sehr einverstanden, natürlich nur bei sich geheim; denn offen wäre hier sein Nichteinverstandensein nicht am rechten Platz gewesen.

[3.266.2] Aber was konnte er hier anders tun, als solcher Liebeserklärung mit höchst vergnügten Augen zusehen? Denn gefehlt war es so oder so. Zwei saure Äpfel links und rechts; in den einen musste er beißen, und das war denn doch noch besser, als so er in alle beide gar tüchtig hineinbeißen hätte müssen!

[3.266.3] Auch der Drohuit hörte solcher Erklärung der Königin an den General eben nicht so gerne zu, als so sie ihm gemacht worden wäre. Aber hier war nichts anderes zu tun, als zum bösen Spiel eine gute Miene zu machen; denn hier wäre ein schiefer Blick mit dem Verlust des Lebens verbunden gewesen.

[3.266.4] Und so zeigten sowohl der Gurat wie der Drohuit sehr freundliche Gesichter und wünschten dem Fungar-Hellan gewisserart mimisch alles Glück, und also auch der Agla.

[3.266.5] Diese aber fing sogleich an, die Gründe ihrer Grausamkeit darzustellen, wie sie ehedem vorbestimmt, damit der General gründlich ersehen möchte, wie endlos teuer er wäre, und warum. Und sie sprach demnach:

[3.266.6] „Du mein allergeliebtester Fungar-Hellan! Du weißt, dass ich meinen Bruder liebte mehr als mein eigenes Leben, darum ich auch meine Höhe verließ und ging, mein Leben nicht achtend, zu suchen meinen Bruder in dieser mir noch gänzlich unbekannten Stadt.

[3.266.7] Ich fand den Gesuchten aber eher und leichter, als ich es mir dachte. Wie? Das wisst ihr alle. Ich ward hierher gebracht, und der König fing an, alsbald zu handeln um mein Herz, und beredete meinen Bruder, dass er mich abträte an ihn, dafür ihm dann der König die Schönheitsgöttinnen zum Ersatz nebst der Vizekönigswürde antrug.

[3.266.8] Ich ersah beim ersten Blick, dass da mein Bruder wankte. Das kränkte mich über die Maßen, dass er für mich ein wankendes Herz haben konnte, da ich doch mein Leben für ihn gewagt hatte.

[3.266.9] Ich besiegte mich da, trat zu ihm hin und riet ihm, seine Liebe zu mir prüfend, selbst zu diesem Tausch. Und er, der ohnehin nur wenig Liebe zu mir hatte, anstatt sein Leben um seine Schwester zu wagen wegen ihres inneren, höheren Wertes, vergab mich und vertauschte das reinste Wesen gegen feile Buhldirnen, die nie einen inneren Lebenswert erkannt hatten!

[3.266.10] Schwer war diese schnöde Handlung meines Bruders für mein Herz; allein ich konnte das Geschehene nicht mehr ändern.

[3.266.11] In solcher meiner inneren Trübsal lernte ich dich, Fungar-Hellan, kennen und erkannte in dir bald einen großen Geist, dem es möglich ist, mit seiner Einsicht Millionen zu führen, so oder so! Nur zu bald erkannte ich, dass nur du, und nicht der König, der Herr von Hanoch und des ganzen, großen Reiches bist!

[3.266.12] Da dachte ich: O Mann, könnte ich dir enthüllen meine ewige Wahrheit über die wahre Bestimmung des Menschen von Gott aus, wie ich sie in mir habe, und hätte ich deine Liebe, was könntest du dann endlos Gutes bewirken!

[3.266.13] Wie ich dich, o Fungar-Hellan, aber schon so ziemlich nahe meinem Herzen dachte und ersah, dass mein Bruder meinetwegen bei dir viel zu gelten anfing, da entdeckte ich auf einmal eine schändlichste Verschwörung eben meines Bruders gegen dich! Und ich ließ ihn darum selbst in den Kerker bringen, da mir denn sein Leben noch immer teuer war, welches sonst dahingewesen wäre, so ihr seinen Verrat erkannt hättet!

[3.266.14] Ich besuchte ihn täglich und suchte ihn zu bekehren, richtete aber freilich wenig aus; als ich aber mit ihm mit vieler Mühe auf dem halben Wege der Besserung war, da erfuhrst du, dass er im Kerker schmachte und befreitest so deinen größten Feind. Er entfloh, um dich zu verderben durch Hilfe der Hochlandvölker, denen er einen gebahnten Ausweg gezeigt hätte.

[3.266.15] Hier galt es nun Leben oder Tod! Ich sandte darum Häscher nach mit dem Auftrag, den Bruder zu erschlagen, so sie ihn träfen; denn wäre er hierher lebend gebracht worden, da hättest du ihn sicher von hier irgendwohin zu einem Großherrn gestellt, und er wäre dann im Geheimen abgegangen und hätte dich an die Hochlandvölker verraten. Diese wären dann über euch hergefallen wie grimmige Tiger und hätten Millionen geschlachtet! Und hätte ich ihn gegen euch verraten, was hättet ihr dann gemacht mit ihm und vielleicht auch mit mir?

[3.266.16] Um ein so großes Übel zu vermeiden, brachte ich das schwere Opfer! Nun urteilt, ob ich darum also grausam bin, wie ihr es meint! Aber ich bin noch nicht zu Ende; darum hört mich weiter an!“

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