Am 24. April 1844
[3.263.1] Es ging aber der Hauptmann der getreuen Knechte der Königin zum König und stellte ihm die Sache so recht kategorisch dar, wie es mit der Königin stehe, und was da der General Fungar-Hellan gegen den König und gegen die Königin zu unternehmen gar strenge im Sinne führe, und wie es zu einer reinsten Unmöglichkeit werde, sich dem mächtigen Fungar-Hellan zu widersetzen, indem dieser alle Macht in Händen habe.
[3.263.2] Und der Gurat sagte zum Hauptmann: „Ja, mein Freund, du hast recht! Ich weiß gar wohl, wie ich nun mit Fungar-Hellan stehe; aber was lässt sich da machen? Er ist nun schon seit zehn Tagen genau genommen rein unzugänglich, und das aus keinem anderen Grunde als allein aus dem, weil ich ihm die Agla nicht ausliefern wollte zur Kühlung seiner Rache an ihr ob ihrer verübten Grausamkeiten an ihrem Bruder und an dessen Weibern.
[3.263.3] Sein letzter Ausruf vor mir war: ‚Wohl denn! Was du mir nicht geben willst aus freier Hand als ein Freund dem Freunde, das wird sich dein bitterster Feind mit Gewalt zu holen wissen!‘
[3.263.4] Darauf verließ er mich, gar hastig davonrennend, und ich konnte noch bis zur Stunde keine Silbe irgend von ihm erfahren, was er nun so ganz eigentlich im Schilde führe.
[3.263.5] Es wird am Ende doch kein anderes Mittel sein, ihn wieder freundlich gegen mich zu stimmen, als ihm die Agla, das so über alle Begriffe schönste Weib auszuliefern! Sage mir, mein lieber Hauptmann Drohuit, was da anders zu machen sein dürfte!“
[3.263.6] Und der Drohuit sagte: „O König, hier sind eigentlich freilich nur die zwei Wege möglich, entweder die Flucht der Königin unter meiner Leitung, oder die Auslieferung; aber es ist der eine nicht minder gefährlich als der andere!
[3.263.7] Ich aber habe mir eine feine List ausgedacht! Gelingt diese, da ist Fungar-Hellan dein Freund, und du bleibst König wie zuvor; gelingt diese mir aber nicht, dann ist kein anderes Mittel als die Flucht zur Rettung der Agla, wie auch deiner Königswürde, denkbar!
[3.263.8] Die List aber besteht darin: Lasse du die Agla so reizend als möglich anziehen, und ich selbst will hingehen zum Fungar-Hellan und zu ihm also reden:
[3.263.9] ‚Die schönste Agla, auf die du schon so viele Blicke geworfen hast, hat Nachricht erhalten, dass du, als der ihr über alles teuerste Freund, ihr gram geworden bist! Sie lässt dich daher bitten, du möchtest ihr nur einmal noch ein geneigtes Ohr schenken, und du wirst über ihre rätselhafte Grausamkeit von ihr selbst die genügendste und dein Herz völlig beruhigendste Aufklärung erhalten!‘
[3.263.10] Er wird auf diese Einladung sicher kommen, wennschon unter starker Bedeckung! Was aber dann die Agla zu ihm wird zu reden haben, darüber will ich sie schon gehörig instruieren; nur musst du ihr gestatten, dass sie mir ein Beglaubigungszeichen mitgibt, auf dass mir der Fungar-Hellan sicheren Glauben schenke über meine Sendung an ihn! Und ich meine, die Sache wird sich wieder geben!
[3.263.11] Dass der Fungar-Hellan beim Anblick der schönsten und reizendsten Agla mit sich sicher handeln wird lassen, davon bin ich im Voraus überzeugt!“
[3.263.12] Als der Gurat das vom Drohuit vernommen hatte, da gab er ihm sogleich die Vollmacht; und dieser ging zur Agla und unterrichtete sie von allem, und sie nahm alles an von ihm und willigte in alles ein.
Kein Kommentar bisher