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254. Der Bote Noahs vor König Gurat. Die Verführung des Boten, in Hanoch zu bleiben. Des Boten Verlangen nach seiner Schwester

Am 28. März 1844

[3.254.1] Der Bote machte sich zusammen und folgte dem General zum König Gurat.

[3.254.2] Als die beiden beim König anlangten, da wurde der Bote ebenfalls mit der größten Auszeichnung vom König selbst empfangen und dann erst gar höflich befragt, was sein Anliegen wäre.

[3.254.3] Der Bote aber verneigte sich tiefst vor dem König und sprach: „Großer König und Herr, ich hatte nur den Auftrag, mit dem General zu sprechen! Diesem habe ich meinen Sendungsgrund angezeigt; er aber hat darauf mir mit erstaunlicher Weisheit gezeigt das völlig Leere meiner Gesandtschaft, und so möchte ich nicht noch einmal dasselbe wiederholen!“

[3.254.4] Der König ersah daraus, dass der Bote Verstand besitze, und sprach darauf: „Höre du mich nun an, mein Sohn! Da ich ersehe, dass du ein artiger junger Mensch bist und so manche Talente zu besitzen scheinst, so will ich dich aufnehmen in mein Haus und will dir Lehrer geben, die dich im Lesen, Schreiben und Rechnen und dann in den verschiedenen anderen Künsten und Wissenschaften unterweisen.

[3.254.5] Und wirst du dann mit solchen Kenntnissen und Fertigkeiten ausgerüstet sein, so werde ich dich dann zu einem großen Herrn machen in meinem großen Reich, als solcher du dann ein großes Ansehen genießen wirst allenthalben und wirst ein übergutes Leben haben, und die Menschen werden dich auf ihren Händen tragen, so du dich ihnen wirst vielfach nützlich erweisen können! Bist du mit diesem Antrag zufrieden?“

[3.254.6] Der Bote bejahte diese Frage mit sichtlicher Freude und sprach darauf: „O großer König, da du so gut, so mild und weise bist, da möchte ich wohl eine Bitte noch zu deinen Ohren bringen!“

[3.254.7] Der König gestattete solches dem Boten, und der Bote sprach: „O König, so höre mich! Siehe, mein Vater heißt Mahal und ist ein Bruder Noahs! Dieser mein Vater aber ist schon bei fünfhundert Jahre alt und ist noch kräftig, als zählte er erst fünfzig. Ich bin sein jüngster Sohn und bin auch schon siebzig Jahre alt und habe Brüder und Schwestern in großer Menge.

[3.254.8] Aber ich will nicht von allen sprechen, sondern nur von einer Schwester, die um ein Jahr älter ist denn ich. Diese ist mir ins Herz hineingewachsen! Könnte ich diese zu mir bekommen, dass sie bei mir wäre, dann bliebe ich noch um tausend Male lieber hier, als ich also ohne diese göttlich schöne Schwester bleibe!“

[3.254.9] Und der König lächelte und sprach: „Was? Du hast siebzig Jahre schon und scheinst noch mehr ein Jüngling als ein Mann zu sein?! Sage, ist das auch bei deiner Schwester der Fall?“

[3.254.10] Und der Bote sprach: „O König, die ist noch so zart und schön, als zählte sie kaum noch sechzehn Jahre!“

[3.254.11] Und der König sprach zum General: „Fürwahr, die Sache interessiert mich! Mache du daher, dass diese Schwester hierher zu ihrem Bruder komme, und der Bruder soll dir dazu behilflich sein; dass es darob an einer Belohnung nicht fehlen wird, das weißt du ohnehin!“

[3.254.12] Hier nahm der General sogleich den Boten zu sich, verständigte sich mit ihm, und schon am nächsten Tag wurde auf diese Schwester eine überaus listige Jagd unternommen.

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