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226. Abfall der fernen Provinzen von Hanoch. Erfolgloser Krieg der Oberpriester gegen die Hochlandbewohner

Am 15. Februar 1844

[3.226.1] Es erfuhren aber in der Kürze der Zeit die fernen Provinzen Hanochs eben durch dieses Fluchgebot, dass es den Oberpriestern selbst in Hanoch anfing schlecht zu gehen, indem sie durch die kostspielige Ablöse der Sklaven so gewaltig geprellt worden waren. Darum denn erhoben sich solche Provinzen und fielen von Hanoch ganz ab.

[3.226.2] Als solches die Oberpriester in Hanoch erfuhren, da war es aus! Denn man berichtete ihnen, dass solche Abfälle der entfernteren Provinzen durch die Umtriebe der Hochlandbewohner geschehen seien, und eine solche Berichtung genügte, um diese Oberpriester in die allerentsetzlichste Grimmwut zu versetzen.

[3.226.3] Einen ganzen Tag heulten und brüllten sie durch alle Gassen und Straßen, und nur einen Ruf vernahm man durch das sonstige Geheul, und dieser lautete: „Auf, ihr Bewohner Hanochs, zur hundertfachen Rache gegen die Hochländer und gegen alle jene Länder, die sich durch die Umtriebe der Hochländer gegen uns aufgelehnt haben!“

[3.226.4] Am nächsten Tag ward rekrutiert, und jeder Mann – wenn er nicht vom höchsten Adel war – musste zu den Waffen greifen. Selbst das weibliche Geschlecht ward davon nicht ausgenommen.

[3.226.5] In wenigen Tagen ward eine schlachtfertige Armee von fünf Millionen Kriegern ausgerüstet. Die Waffen bestanden in Spießen, Schwertern, Bögen und Feuerröhren in der Art, wie sie die alten Türken hatten in der Zeit ihrer ersten Kriege, da sie mit steinernen Kugeln schossen; denn das Pulver ward schon unter dem König Dronel, einem Sohn Ohlads, erfunden und wurde unter Kinkar sehr raffiniert. Die Weiber bekamen nur leichte Waffen, die in leichten Säbeln und Dolchen bestanden.

[3.226.6] Als die Armee fertig war, da kamen die Oberpriester ganz geharnischt und erließen folgenden Befehl: „Die Hälfte dieser Macht begebe sich unter unserer persönlichen Anführung zur allerstrengsten Züchtigung der aufgestandenen Provinzen! Da darf kein Leben geschont werden; alles muss fallen durchs Feuer und Schwert!“

[3.226.7] Auf dieses Kommando trennte sich die ungeheure Armee, und zweimillionenfünfhunderttausend Krieger zogen gegen die aufgestandenen Provinzen. Eine gleich große Masse aber erhielt den Befehl, gegen die Hochländer zu ziehen. Aber wie? Das war nun eine ganz andere Frage!

[3.226.8] Die kommandierenden Oberpriester entschieden endlich, dass die Berge durchstochen werden müssten. Es ward zu dem Behuf sogleich eine Masse von hundertfünfzigtausend Mann beordert, Grubenwerkzeuge zu ergreifen und Schächte durch die Berge zu treiben. Ingenieure mussten sogleich ihre Messkunst in Anwendung bringen, und die Arbeit ward mit furchtbarer Tätigkeit ins Werk gesetzt.

[3.226.9] Auf fünfhundert Plätzen wurden die Berge aufgerissen, und es wurden in sie zwei- bis dreitausend Klafter lange Schächte gemacht (aber nicht etwa senkrecht, sondern ganz ebenaus), aber man kam nirgends zu einem Ende.

[3.226.10] Da maßen die Ingenieure wieder und fanden, dass sie ihre Schächte viel zu nieder angeschlagen hatten. Es wurden darum auf höheren Punkten neue Schächte gegraben, und diese erreichten die Ebene des Hochlandes.

[3.226.11] Da aber die Hochlandbewohner gar wohl durch ihre Spione beobachtet hatten, wo die Hanocher Schächte schlugen, da berechneten sie genau, wo sie durchkommen müssten. Solche Stellen belegten sie hochauf mit Holz und zündeten es an, wenn die Hanocher durchbrachen.

[3.226.12] Rauch und Feuerdampf erfüllte dann die Schächte und erstickte Tausende und Tausende der Hanocher; selbst mehrere Oberpriester kamen als Feldherren bei dieser Expedition ums Leben.

[3.226.13] Dreimal wurde der Angriff dann aufs Haupttor gemacht, aber allezeit auf das Entschiedenste zurückgeschlagen, und der übriggebliebene Teil der Armee musste dann unverrichteter Dinge mit Schande nach Hause ziehen nach einem zweijährigen vergeblichen Kampf.

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