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223. Der verschmitzte Unterpriester wird Anführer einer politischen Freundschaftsdeputation

Am 12. Februar 1844

[3.223.1] Bei der Beratung wegen der Deputation an die zehn im Hochland aber ward am Ende dahin entschieden, dass da ganz natürlich der verschmitzte unterpriesterliche Ratgeber selbst den Anführer machen musste. Es wurden ihm noch dreißig Unterpriester mitgegeben, die da ganz in die Oberpriester hineingewachsen waren, damit dieser eine, sehr pfiffige Unterpriester ja bei dieser Sendung nicht auch etwa in die Fußstapfen der zehn treten möchte.

[3.223.2] Diese Mission von dreißig unterpriesterlichen Beimännern und dem einen Anführer ward reichlich mit allerlei Freundschaftsgeschenken, bestehend aus Gold, Silber und Edelsteinen dotiert. Zwanzig Kamele hatten genug zu tragen daran.

[3.223.3] Und der eine sah heimlich mit Wohlgefallen solch eine reiche Freundschaftsspende an die Hochländer an; denn er hatte es schon gar wohl berechnet, wie er sie verwenden werde.

[3.223.4] Bei der Abreise schärften es ihm die Oberpriester ja auf das Allernachdrücklichste ein, wie er seines Treuschwures stets eingedenk bleiben solle.

[3.223.5] Er beteuerte solches auch unter vielen Kunsttränen, und selbst seine höchst oberpriesterlich gesinnten Beimänner sprachen zeugend über ihn: „Nein, nein! Für den stehen wir mit unserem Leben gut! Denn in dieser Brust waltet kein schlechter Gedanke. Seine Tränen sind uns das sicherste Pfand seiner Treue! Oh, dem könntet ihr Himmel und Erde anvertrauen!“

[3.223.6] Nach mehreren solchen Versicherungen machte sich die Deputation auf die Reise, von keinem Argwohn der Oberpriester begleitet.

[3.223.7] Aber im Kopf wie in der Brust des einen Unterpriesters sah es ganz anders aus, als er sich äußerlich zeigte; denn er hatte die Sache also angelegt:

[3.223.8] „Vorerst muss die Freundschaftsspende vor den zehn deponiert werden! Die zehn werden dann aus lauter Politik die Freundschaft erwidern! Warum? Das ließe sich sehr leicht erraten: um nämlich dadurch die Oberpriester ins Garn zu ziehen!“

[3.223.9] Das hatte dieser eine alles schon im Voraus berechnet; daher wusste er auch seinen Zug gehörig zu leiten.

[3.223.10] Als dieser Deputationszug aber am dritten Tag vormittags das große, golden aussehende Eingangstor ins Hochland erreichte, da ward sie [die Deputation] sogleich angehalten und haarklein ausgefragt und durchsucht, bevor sie eingelassen ward, und wurde von da weg unter starker Bedeckung zu den zehn geführt, welche ihre Wohnburg auf einem hohen und ausgedehnten Felsen hatten.

[3.223.11] Als der eine Anführer aber so große Dinge aus blankem Gold erblickte, da sprach er zu seinen Gefährten: „Freunde, wie nimmt sich hier unsere Freundschaftsspende aus, wo uns ganze Berge reinsten Goldes von allen Seiten her entgegenstrahlen, wo der ungeheure Felsberg, auf dem die zehn eine golden strahlende Burg haben, selbst hier und da von reinstem Gold zu sein scheint von Natur aus? Hat es nicht das Ansehen, als trügen wir einen Tropfen Wasser ins Meer? Aber der Wille fürs Werk! Ein Schelm, der mehr gibt, als er kann, und als er hat!“

[3.223.12] Seine Beimänner gaben ihm recht; er aber dachte bei sich: Wenn’s hier also, da habe ich das ganze Geschmeiß der Oberpriesterschaft schon so gut wie im Garn! Nun noch das Votum der mir sehr befreundeten zehn, und das Werk ist gelungen!

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