Hier ist Dein Kapitel

210. Der listige Plan der zehn Kundschafter bringt die goldgierigen Priester in eine Klemme

Am 23. Januar 1844

[3.210.1] Die Oberpriester waren nun freilich ganz für die Freilassung und Bewaffnung der Sklaven zur Eroberung der Goldberge gestimmt; aber ein anderer fataler Umstand waltete hier ob, und dieser bestand darin, dass diese traurige Kaste sich in Lasttier-Eigenschaft in den Händen der Großen befand und war ihr volles Eigentum, welches erst durch einen förmlichen Wiederkauf an die Priesterschaft zurückkommen könnte. Denn durch einen Machtspruch die Sklaven zurückfordern, wäre doch eine zu gewagte Sache, indem die Großen zu mächtig waren und die Priester für nicht viel höher hielten als sich selbst und duldeten sie nur und unterstützten sie aus pur politischen Rücksichten.

[3.210.2] Da aber die Priester freilich nur ganz heimlich das gar wohl kannten, so waren sie jetzt abermals in einer Klemme und wussten nicht recht, wo aus und wo ein. Den zehn solche tiefsten politischen Geheimnisse zu enthüllen, fanden sie doch nicht ratsam; sie darum aber alsogleich zu Oberpriestern zu machen und sie alsogestaltig dann in alles einzuweihen, war auch eine Sache, die sich beinahe noch schwerer ausführen ließ.

[3.210.3] Sie dachten daher hin und her und wussten nicht, was sie da tun sollten.

[3.210.4] „Gewalt ist nicht ratsam!“ sprachen sie. Denn wir wissen, wie wir stehen! Rückkauf? Welch schauderhafter Gedanke! Vier Millionen Sklaven! Einen nur zu zwei Pfunden Goldes gerechnet, macht acht Millionen Pfunde! Dann die Ausrüstung hinzu, so gibt das eine nicht mehr auszusprechende Summe!

[3.210.5] Hier die zehn abermals um ihren Rat fragen? Wie würde uns das vor ihnen entblößen! Sie darob zu Oberpriestern machen? Dazu sind sie viel zu ehrlich und zu verzweifelt klug! Würden sie dadurch in unser loses politisches Gewebe eingeweiht werden, so würden sie uns dann eine Laus im Pelz sein, von der wir uns nimmer reinigen könnten!

[3.210.6] Wahrlich, hier wird guter Rat teuer! Unser Wort können wir nimmer zurücknehmen; die Sklaven müssen frei und bewaffnet werden! Wie aber? Das ist eine ganz andere Frage, auf die sicher kein Satan eine praktische Antwort finden wird!“

[3.210.7] Es hatte aber einer aus den zehn ein überaus feines Gehör und vernahm so manches, was die Oberpriester untereinander wispelten, und sprach daher leise zu den anderen:

[3.210.8] „Hört, wir haben sie schon in unseren Händen! Die Sache läuft gerade da hinaus, wo ich sie so ganz eigentlich haben wollte; jetzt nur standhaft, und der Sieg ist in unseren Händen!

[3.210.9] Der Alte sagte auf der Höhe, wir sollen solches den Teufeln in der Tiefe kundtun! Wir haben das getan, und seht, sie sind schon alle verwirrt! Ich wusste gar wohl, wie es mit den Sklaven stehe; darum verlangte ich sie! Ohne Rückkauf geht es auf keinen Fall; ihr Wort können sie unmöglich mehr zurücknehmen!

[3.210.10] Das wird ihre Goldkammern so ziemlich lüften und wird sie schwächen ganz entsetzlich; denn sie werden dann nicht mehr imstande sein, eine Macht von zwei Millionen Kämpfern zu halten! Wir aber werden eine erbitterte, furchtbare Macht in unseren Händen haben und werden ihnen den Durst nach den Goldbergen für ewige Zeiten löschen!

[3.210.11] Sie werden uns sicher noch einmal um einen Rat kommen; dass wir ihnen den allerbesten geben werden, des können sie vollends versichert sein!

[3.210.12] O wartet nur, ihr goldverbrämten Bestien, wir werden euch schon noch ein Lied singen lehren, das euch kein Teufel nachsingen soll!

[3.210.13] Aber nur stille; sie kommen schon zu uns!“

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare