Am 30. Dezember 1843
[3.193.1] Durch solche Lobrede ward der Kinkar in eine sehr eitel-frohe Stimmung versetzt und ließ daher schon am nächsten Tag das von ihm zusammengeschriebene Gesetzbuch mit großer Zeremonie in den Tempel tragen und dort auf den Altar legen.
[3.193.2] Als das Buch sonach auf dem Altar lag, da berief der Kinkar alsbald hundert der verständigsten Männer, die da bei der Buchübertragungszeremonie zugegen waren, und setzte sie zu Priestern ein und machte ihnen zur strengen Pflicht, dieses Buch ja fleißig zu lesen und zu studieren, um daraus dann allzeit vor dem Volk nach der Ordnung der göttlichen Weisheit reden zu können.
[3.193.3] Er selbst machte sich natürlich zum Oberpriester und verlangte als solcher aber auch eine beinahe göttliche Hochachtung.
[3.193.4] „Statthalter Gottes auf Erden“, „Erforscher des göttlichen Willens für die Menschen der Erde“ und „Erforscher der geheimen göttlichen Weisheit“, auch „Machthaber Gottes“ und „Sohn des Himmels“, das waren nebst noch einigen Umschreibungen seine festgesetzten priesterlichen Titel.
[3.193.5] Also durfte sich auch niemand nach ihm der Erste, sondern im höchsten und nächsten Falle der Hundertste nennen, denn von Nummer eins bis Nummer hundert vereinigte er in sich alle Würden, und es war darum nicht genug, ihn den Allerwürdigsten zu nennen, sondern man musste ihn für den Alleinwürdigsten, also auch für den Alleinweisesten ansehen und allenthalben begrüßen und sich ihm gegenüber für den Allerunwürdigsten halten.
[3.193.6] Kurz und gut, die Einsetzung des Buches im Tempel machte den Kinkar verrückt, und als er im Verlaufe von zehn Jahren erst mit der Geschichte Gottes fertig war und dieses Buch in einem goldenen Kasten verschlossen auch in den Tempel tragen ließ, da war es dann aber auch völlig aus mit ihm.
[3.193.7] Denn die von ihm eingesetzten Priester kannten seine Schwäche und legten ihm daher Titel bei, von denen bis jetzt noch niemandem etwas geträumt hatte.
[3.193.8] Also ward sein großer oberpriesterlicher Name mit gar kleinen Zeichen geschrieben auf einen überlangen Metallblechstreifen eintausendeinhundert Ellen lang.
[3.193.9] Der Streifen war zusammenzurollen und ward im zusammengerollten Zustand ebenfalls im Tempel aufbewahrt und hoch verehrt.
[3.193.10] Bei großen Feierlichkeiten ward dieser Streifen aufgerollt und spiralförmig um den Tempel gezogen, und der große Name auf dem Streifen sodann von den hundert Priestern also ausgesprochen, dass da je elf Ellen auf einen Priester zu stehen kamen.
[3.193.11] Dann hatte der Kinkar noch verschiedene etwas kürzere Namen, welche auch auf ähnliche Blechstreifen geschrieben waren.
[3.193.12] Diese kleineren Namen mussten allwöchentlich einmal ausgesprochen werden. Zur Aussprechung dieser Namen waren drei Tage erforderlich, während der große Name bei großen Feierlichkeiten wohl, wenn es gut ging, erst in einer Woche herabgelesen werden konnte; denn der eintausendeinhundert Ellen lange und eine Elle breite Streifen war von oben bis unten mit kleinen Zeichen, wie schon bemerkt, vollgeschrieben.
[3.193.13] Also standen die Dinge schon im Verlaufe von kaum zwanzig Jahren in Hanoch. Es wird nicht schwer sein, zu begreifen, wie Hanoch mit riesigen Schritten zu sinken begann.
[3.193.14] Die Folge jedoch wird solches alles im hellsten Licht zeigen.
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