Hier ist Dein Kapitel

159. Eine feurige Wolke bedeckt die Kuppel des Tempels. Ohlad weicht trotz Flammen, Blitze und Orkane nicht

Am 10. November 1843

[3.159.1] Als die Pforte nun geöffnet dastand, da wurde die runde Kuppel des Tempels plötzlich mit einer feurigen Wolke bedeckt, und Tausende der heftigst krachenden und den mächtigsten Donner erregenden Blitze entstürzten derselben.

[3.159.2] Alles Volk wehklagte und stand zumeist vom Schrecken betäubt da und erwartete ein gar schreckliches Gericht.

[3.159.3] Viele wären gerne davongeflohen, aber sie getrauten sich nicht; denn sie fürchteten sich, dass darob Gott noch zorniger werde.

[3.159.4] Ohlad aber, selbst mächtig betroffen, sprach zu den zehn: „Ich habe Gott dem Herrn meine Treue geschworen! Darum fürchte ich die Blitze nicht, und dichter, als der mächtigste Hagel dem Himmel entstürzt, sollen diese auf mich darniederstürzen und sollen mich und die ganze Erde verzehren! Meinen Leib können sie zum Tode dahinbeugen, aber meinen Willen ewig nimmer!

[3.159.5] Gott, Du Allmächtiger! Du hast mich wecken lassen durch Deine mächtigen Boten! Meine Liebe zu Dir ist erwacht, mein Geist hat Dich, o großer Gott, entdeckt und hat erfahren, dass Du der ewig allein Wahrhaftige, Getreue und über alles Mächtige bist; so will ich Dich denn auch lieben und ehren im Feuer Deines Zornes und Deines Grimms!

[3.159.6] Umhülle Deinen heiligen Tempel ganz mit Feuer, und ich werde in meiner Liebe zu Dir dennoch hinziehen und eröffnen Dein Heiligtum und dann im selben hoch preisen Deinen allerheiligsten Namen!“

[3.159.7] Als der Ohlad diese kräftige Anrede beendete, da erstaunten sich die zehn über seinen gerechten Ernst, und einer aus ihnen sprach zu ihm:

[3.159.8] „Bruder, viel hast du dem Herrn gelobt, und gar ernst und willensfest klangen deine Worte! Aber was würdest du tun, so dich der Herr nun ernstlich auf die Probe stellen möchte?

[3.159.9] Denn siehe, unser Wille ist wohl stark genug für uns gegenseitig, also unter uns Menschen, aber dem Herrn gegenüber sind alle Menschen nichts, und ein Fünklein Seines Willens kann eine ganze Schöpfung erstarren machen, geschweige erst den Willen eines Menschen, wie da wir es sind!

[3.159.10] Daher nehme du deinen zu großen Ernst lieber etwa bei guter Zeit zurück, sonst dürfte es wohl geschehen, dass dir der Herr auf den Zahn deines festen Willens fühlen möchte!“

[3.159.11] Diese Worte beugten den gerechten Sinn Ohlads nicht im Geringsten; im Gegenteil, er erwiderte den zehn nur: „Ihr mächtigen Freunde Gottes mögt wohl recht haben! Hätte ich meine Treue und Liebe einem Menschen geschworen, da dürfte es sein, dass ich mit mir handeln ließe; aber ich habe sie Gott geschworen, und da soll mich eher ein feuriger Abgrund verschlingen, ehe ich auch nur um ein Atom groß weiche von meinem Gott geweihten Vorhaben! Hier ist der heilige Schlüssel! Hin damit zur heiligen Pforte! Amen.“

[3.159.12] Als der Ohlad diese Worte noch kaum ausgesprochen hatte, da umhüllte sich gar düster der ganze Himmel; Orkane fingen an zu toben, Millionen Blitze entstürzten dem glühend wogenden Gewölke, und um den Tempel schlugen plötzlich mächtige Flammen aus dem Boden gar wild lebend empor.

[3.159.13] Alles Volk ward starr vor Entsetzen, und die zehn fragten den Ohlad: „Nun, was wirst du jetzt tun?“

[3.159.14] Der Ohlad sprach: „Mein Wille bebt nicht, daher vorwärts! Denn Blitze, Flammen und Orkane sind für den, der wahre Liebe zu Gott hat, keine Mauern!

[3.159.15] Wird auch dieser Leib zerstört, so dringe ich aber dennoch mit meinem Geist in den Tempel; denn die Flamme in mir ist stärker als all dies Schreckenszeug! Also vorwärts! Amen.“

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare