Zeitangaben
Am 24. Oktober 1843
[3.146.1] Von der Zeit der Heimkehr der beiden Söhne Uraniels bis zur Zeit dieser Beschickung der zehn feuermächtigen Boten sind ungefähr zwei Jahre verflossen, ungeachtet es in der Erzählung aussieht, als wäre die Sache in einem Tag vor sich gegangen.
[3.146.2] Das ist gesagt zum leichteren Verständnis des Ganzen, weil in der geistigen Erzählungsweise öfter Taten wie in einem Tag geschehen kundgegeben werden, während irdisch zeitlich nicht selten mehrere Jahre dazwischen verfließen.
[3.146.3] So heißt es sogar öfter auch in der Heiligen Schrift: „Und am selben Tage“, während ein solches für einen Tag dargestelltes Faktum in der äußeren Wirklichkeit nicht selten Jahre in tätigsten Anspruch nahm.
[3.146.4] Das also zum leichteren Verständnis ähnlicher Erzählungsweisen!
[3.146.5] Wie aber wurden unsere zehn Boten in Hanoch empfangen, und wie fanden sie in dieser kurzen Zeit diese Stadt und dieses Volk?
[3.146.6] Als sie an die Tore kamen, wurden sie sogleich angehalten und streng richterlich um die Ausweisung ihrer Herkunft befragt, und ob sie gewisserart keinen schriftlichen Reisepass hätten. (Denn unter jener Zeit war in Hanoch schon auch eine gestrenge Polizei errichtet worden.)
[3.146.7] Die Boten aber sagten: „Wir sind zu eurem Heil gesandt von oben, und Gott, der Herr Himmels und der Erde, ist unser Reisepass!
[3.146.8] Wir sind zu euch gesandt, euch zu predigen ernste, gestrenge Buße – oder, so ihr euch nicht daran kehren werdet, das unvermeidliche Gericht Gottes, das euch vernichten wird mit der Fülle der Flut des Zornes Gottes!“
[3.146.9] Als die Boten solche ungebührlichen Worte vor dem löblichen Torpolizeigericht ausgesprochen hatten, da war es völlig aus; sie wurden sogleich als Majestätsbeleidiger des Hochverrats schuldig erklärt und als offenbare Volksaufwiegler und verschmitzte Faktionisten [Parteigänger] anderer, auswärtiger Fürsten ergriffen.
[3.146.10] Aber hier kam ihnen die Feuermacht zugute; denn im Augenblick, als die Polizeitorwache sie ergriff, schlugen Flammen aus der Erde und trieben die Wache in die schändlichste Flucht stadteinwärts, sodass unsere Boten ungehindert in die Stadt gehen konnten.
[3.146.11] Es war aber von diesem Tor noch eine kleine Tagereise bis zur goldenen Residenz der tausend Räte, welche aber nun schon aus ihrer Mitte einen Scheinkönig erwählt hatten, der aber keine andere Macht hatte, als das allzeit zu bestätigen, was die tausend Räte beschlossen hatten.
[3.146.12] Da sonach unsere Boten die Stelle der goldenen Burg am selben Tag nicht erreichen konnten, so waren sie genötigt, in einem der vielen neu errichteten Gasthäuser zu übernachten und sich erst am nächsten Tag der goldenen Burg zu nahen.
[3.146.13] Aber diese Übernachtung war schon der Anfang derjenigen günstigen Aufnahme, welche unsere Boten später in ganz Hanoch gefunden haben; denn fürs Erste sind sie von der fliehenden Wache soviel als möglich schon in diesem Stadtbezirk berüchtigt worden mit der genauen Beschreibung ihrer Gestalt, und fürs Zweite lässt es sich leicht denken, mit welcher Zuvorkommenheit sie in unserem Gasthaus darum aufgenommen wurden.
[3.146.14] Als sie eine Erfrischung verlangten, da flohen die Wirtsleute, und als sie ein Nachtlager suchten, fanden sie alle Türen versperrt, denn man fürchtete, sie möchten das ganze Haus in Brand stecken. Daher ließ man sie allein in der Stube ruhen, in die sie zuerst eintraten.
[3.146.15] Das war somit der erste Empfang in der Stadt; die Folge aber wird es zeigen, wie es fürder aussah.
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