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144. Streiterei des Rates der Tausend um die rechte Gotteslehre. Die zwei Boten widersetzen sich den Reformideen und kehren auf die Höhe zurück

Am 21. Oktober 1843

[3.144.1] Ein ganzes Jahr verstrich über diesem gegenseitigen Streit, ohne dass die Streitenden sich dadurch hätten vergleichen mögen; es blieb ihnen sonach nichts übrig, als wieder die zwei Miträte zu Rate zu ziehen, was da im allgemein annehmbarsten Falle geschehen solle.

[3.144.2] Denn die Streitenden waren darin wohl übereingekommen, dass die Erkenntnis eines Gottes, im Notfall auch mehrerer Götter, zur Aufrechterhaltung der Ordnung dem Volk nötig ist, aber nur müsste eine solche Erkenntnis nicht durch ein auf blinden Glauben gestütztes leeres Predigergewäsch im Volk erzielt werden, wenn sie je Stich halten solle, sondern auf die reine Wissenschaft, also durch Naturforschung, durch die Mathematik, durch Philosophie und gotteswürdige Kunstdarstellungen.

[3.144.3] Dadurch würde das Volk etwas Haltbares und Überzeugendes anstatt des finsteren, auf den alleinigen Blindglauben berechneten, fürs Dasein Gottes zeugenden Mystizismus überkommen, in dem für sich allein es gerade so lange bleiben würde, als da die mystischen Lehrer leben. Müssen aber diese, von ihrer Natur genötigt, einmal selbst ins Gras beißen, da beißt auch ihre ganze Lehre mit ihnen ins Gras, und das Volk steht dann um seinen Gott rein betrogen da. Und würden Völker zu öfteren Malen also mit einem mystischen Gott geprellt, so sind sie dann zu gar keiner Erkenntnis Gottes mehr zu bringen.

[3.144.4] Also in diesem Sinne wurden unsere tausend Räte in bedeutender Überzahl miteinander so ziemlich gleich; nur wussten sie nicht, wie sie diesen Entschluss auf die klügste Weise ins Werk setzen sollten, und darum wandten sie sich so ganz eigentlich zu den zweien.

[3.144.5] Die beiden aber sprachen: „Hohe Räte der großen Stadt Hanoch! Wir haben euch vor einem Jahr den rechten Plan gezeigt; ihr aber habt ihn verworfen! Was sollen wir da nun noch mehr tun?

[3.144.6] Jede Sache hat aber nur einen Plan, der da ist allein gut und wahr, und so ist es auch mit der Verkündigung Gottes!

[3.144.7] Diesen Plan aber haben wir euch gezeigt; allein ihr habt ihn verworfen und habt nun einen anderen, nach eurer Meinung haltbareren, aufgestellt. Also setzt ihn denn auch ins Werk nach eurer Einsicht, und lasst euch von den Folgen unterweisen, was Gutes ihr dadurch ans Tageslicht gefördert habt!

[3.144.8] Wir aber wollen keinen Teil daran haben und wollen euch an der Ausführung eures Planes auch nicht im Geringsten irgend hinderlich sein.

[3.144.9] Macht es mit Hanoch also bezüglich der Gotteslehre, wie ihr es mit den Lehensfürsten gemacht habt, da ihr einem jeden eine andere Gotteslehre mitgegeben habt, um sie nach solcher verschiedenartiger Lehre leicht zu unterscheiden und so von ihnen leichter auch den Tribut einzutreiben, so werdet ihr bald in Hanoch sicher dieselben Ergebnisse erleben, die ihr mit den Vasallen erlebt habt!

[3.144.10] Ihr habt euch bis jetzt überzeugt, dass alles, wozu wir euch den Rat erteilt haben, fürs Erste sehr leicht ausführbar war, und fürs Zweite es den entschiedensten Nutzen hatte für die ganze große Stadt.

[3.144.11] Wir haben euch in nichts getäuscht, sondern es allzeit redlichst zu eurem Besten mit euch gemeint, und haben von unserem eigenen Wohle nie mit einer Silbe zu euch erwähnt.

[3.144.12] Also war auch der von uns vor einem Jahr ausgesprochene Plan zur Erkenntnis und Ehrung Gottes zu unser aller Besten dargestellt; ihr aber habt euch schon gleich im Anfang daran gestoßen, habt euch dann darüber ein ganzes Jahr hin und her gebalgt, bis ihr am Ende doch im Allerverwerflichsten übereingekommen seid!

[3.144.13] Zur Ausführung dieses eures Planes aber kennen wir keinen Weg und können euch daher auch keinen Weg zur Ausführung raten.

[3.144.14] Tut demnach, was euch gut dünkt; wir aber haben in eurer Mitte ausgeredet und ausgedient! Wir verlassen euch nun darum und fordern keinen Lohn von euch, auf dass ihr erkennen möchtet, dass wir stets um euer Wohl besorgt waren.

[3.144.15] Wer aber mit uns von dannen ziehen will, der tue es, bevor es zu spät wird!“

[3.144.16] Darauf verließen die beiden den großen Ratssaal, nahmen ihre Dienerschaft und begaben sich wieder auf die Höhe.

[3.144.17] Was aber dann in Hanoch alles bewerkstelligt ward, wird die Folge zeigen.

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