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135. Der erfolglose Gegenschlag des Heers der Hanochiter. Friedensverhandlungen. Der Rat der Tausend

Am 7. Oktober 1843

[3.135.1] Also eine volle Million Krieger zogen mit scharfen Spießen, Lanzen und Schwertern hinaus, teilten sich draußen in zehn Abteilungen, und jede Abteilung war bestimmt, eine der zehn Städte anzugreifen.

[3.135.2] Aber die auswärtigen Völker hatten sich von dem Kriegsplan der Hanochiter Kunde zu verschaffen gewusst und rüsteten sich danach zum Gegenkampf. Sie verrammten die Eingänge der Städte und bemannten dieselben mit den wohlgeübtesten Bogenschützen, sowie alle Fenster und Söller der Häuser.

[3.135.3] Als nun die Hanochiter an die Städte kamen unter großem Geschrei, da flogen ihnen sogleich viele tausend scharfe Pfeile in Blitzesschnelle entgegen, durch welche viele getötet und noch mehrere stark verwundet wurden.

[3.135.4] Da aber die Hanochiter diese Waffe nicht kannten, so wurden sie zu dem Glauben genötigt, als kämpften böse Geister für die großen Völker, und die da noch übergeblieben flohen daher mit der größten Hast nach Hanoch zurück; denn sie meinten, die bösen Geister würden ihnen selbst bis in die Stadt mit den tödlichen Pfeilen nachrennen, darum sie sich denn auch in ihren Häusern verkrochen.

[3.135.5] Da aber die Außenvölker merkten, welchen Schreck und welche Verwirrung sie unter den Hanochiten angerichtet hatten, so beschlossen sie, nun auch Hanoch anzugreifen.

[3.135.6] Aber der schon bekannte Ratgeber, den die auswärtigen Völker zu ihrem Hauptanführer gemacht hatten, sagte zu den Vorstehern der zehn Städte:

[3.135.7] „Lassen wir diese gewagte Sache gut sein! Hier sind wir im offenbaren Vorteil; ziehen wir aber nach Hanoch, und die Tore sind geschlossen, so setzen wir uns den Steinwürfen von der hohen Ringmauer aus für nichts und wieder nichts.

[3.135.8] Mit gewaltigen Händen ist diese Stadt nimmer zu erobern, und uns würde es unter ihren Mauern um kein Haar besser ergehen, als es ihnen unter den Mauern unserer Häuser und unter unseren Verrammungen ergangen ist, da ihr Heer stark über die Hälfte durch unsere Pfeile rein aufgerieben worden ist und wir nach der Schlacht, wie ihr wisst, bei vierzehn Tage zu tun hatten, um alle die Getöteten zu begraben.

[3.135.9] Die Hanochiter haben von uns eine so eindringliche Lektion nun erhalten, dass sie sicher zu der Einsicht gelangen werden, dass ihnen ihre Ringmauer wenig nützt, und sie werden es auch bald einsehen, dass es besser ist, mit uns als offene Freunde und Brüder zu leben, als sich von uns feindselig abzusperren.

[3.135.10] Sie sind von uns ringsum belagert und können uns nirgends zu; der Hunger aber wird sie sicher gar ehestens als Freunde in unsere Arme führen, – und dann wollen wir ihnen schon die rechten Friedensbedingungen machen, die, wie ich schon letzthin bemerkte, nicht zu unserem Nachteil ausfallen sollen!“

[3.135.11] Dieser Rat wurde wieder allgemein angenommen, und der Ratgeber hatte nicht unrecht, denn schon in der siebenten Woche kamen Abgeordnete des Königs Uraniel aus Hanoch zu den Vorstehern und schlugen ihnen Friedensbedingungen vor, – freilich zum Vorteil der Hanochiter.

[3.135.12] Aber die von dem Ratgeber wohlunterrichteten Vorsteher sagten: „Wir sind offenbar nun eure Herren, daher habt ihr anzunehmen, was wir verlangen! Und wollt ihr das nicht, da soll euch der Hunger dazu zwingen; denn um keinen Augenblick wird die Belagerung eher aufgehoben, als bis ihr unsere Bedingungen annehmen werdet!

[3.135.13] Die Bedingungen aber lauten also ganz einfach: Wir wollen um eure Stadt außerhalb der Mauer einen Fruchtmarkt aufrichten, und ihr müsst uns die Lebensmittel abkaufen um einen gerechten Preis; und tausend von unseren Männern müssen in Hanoch an der Seite des Königs als Mitrat angenommen sein und müssen von euch verpflegt werden.

[3.135.14] Ist euch das recht, so zieht hin und bringt uns die Annahme des Königs; ist es euch aber nicht recht, so verhungert in euren Mauern!“

[3.135.15] Darauf begaben sich die Gesandten wieder nach Hanoch; und der König sah sich genötigt, in den sauren Apfel zu beißen.

[3.135.16] Die Boten kehrten wieder zurück und überbrachten die Genehmigung des Königs und schon am nächsten Tag ward der Fruchtmarkt um Hanoch aufgerichtet, und die nahe verhungerten Hanochiter kauften um jeden Preis die Esswaren.

[3.135.17] Und also zogen auch die tausend Miträte in Hanoch ein und nahmen den König ganz in ihre Mitte, auf dass er tanzen musste, wie sie pfiffen.

[3.135.18] Die Folge aber wird zeigen, wie da gepfiffen und getanzt wurde.

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