Hier ist Dein Kapitel

106. Purista wird ohne Begleitung zum Muthael gerufen. Adams Bedenken und Vision

Am 29. August 1843

[3.106.1] Als die ganze Gesellschaft sich aber im Freien befand, da ward sie alsbald empfangen von den Kindern des Morgens, die da förmlich wetteiferten untereinander, wie sie die Väter am ausgezeichnetsten bewirten möchten.

[3.106.2] Aber die Väter lehnten solche Mühung ab und bedeuteten ihnen, dass sie diese Nacht in ihrer Mitte zubringen würden, und zwar in der Wohnung des Uranion.

[3.106.3] Und der Uranion befahl sogleich seinen Kindern, alles auf das Allerbeste herzurichten und zu sorgen für ein gutes Abendmahl, welches alles alsbald auf das Pünktlichste befolgt wurde.

[3.106.4] Als aber die Purista in ihrer Küche alles geordnet hatte und hatte gegeben Gott die Ehre und das wahre Lob ihres Herzens, da kam sie der Gesellschaft auch alsbald nach, um sich zu erkundigen, ob des nächsten Sabbats wegen sie in der Küche ein Opfer richten solle, oder ob die Väter heimziehend auf der Höhe das Opfer verrichten würden.

[3.106.5] Allein ehe sie noch den Mund geöffnet hatte, um zu stellen solch eine Frage an die Väter, vernahm sie aus der mehr noch gegen Morgen liegenden Gegend her einen Ruf, der da also lautete:

[3.106.6] „Purista, du Geliebte Meines Herzens, komme hierher auf diese Höhe, die da bei siebzig Klafter weit hinter der Wohnung des Uranion sich erhebt so sanft wie deine Brust! Ich habe dir gar wichtige Dinge kundzugeben!

[3.106.7] Frage aber ja nicht, wer Der ist, der dich gerufen hat, sondern komme! Aber allein! Niemand soll dich begleiten und auch niemand dir folgen; denn Ich habe mit dir allein zu reden. Fürchte dich aber nicht, denn es soll dir kein Haar gekrümmt werden!“

[3.106.8] Da aber diesen Ruf auch alle anderen der Hauptgesellschaft vernommen hatten und also auch der Adam, so trat er sogleich zum Henoch und sprach:

[3.106.9] „Nun – dem Herrn alles Lob, mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen! Denn das ist Muthaels Stimme, und so ist es klar, dass er noch lebt und hat kein Unglück irgend zu bestehen gehabt.

[3.106.10] Aber was er doch nun so spät abends mit der Purista allein so Wichtiges zu reden hat?

[3.106.11] Fürwahr, die Sache kommt mir nun etwas verdächtig vor; denn siehe, das Mädchen, als sie den Ruf vernommen hatte, lief, ohne sich weiter nach uns umzusehen, wie ein Fuchs, wenn er ein Huhn raubt, davon!

[3.106.12] Darum kommt mir die Sache etwas verdächtig vor, und wir sollten gerade darum doch ein wenig nachsehen, was da wohl mein guter Muthael so ganz allein mit der Purista tun und reden wird!“

[3.106.13] Der Henoch aber erwiderte dem Adam und sagte: „Vater Adam, es gibt wohl Zeiten und Umstände nur zu häufig, wo es den Vätern eine heilige Pflicht sein sollte, sorgfältigst ganz besonders ihren Töchtern, so diese in den ersten Brunstjahren stecken und ganz sinnlich sind, nachzuspüren, so diese sich irgend verborgene Geschäfte machen und gehen auf entlegene Fluren und Hügel, entweder heimlich, oder unter einem erdichteten Vorwand. Denn da haben wir traurige Beispiele genug, und die Folgen sind uns nicht fremd, die da aus solchen jungfräulichen heimlichen Geschäften und Fluren- und Hügeldurchwanderungen hervorgegangen sind, und die Kinder der Mittnachtgegend sind zumeist solchen Ursprunges! Ich meine, du verstehst, was ich meine?!

[3.106.14] Aber hier ist ein ganz anderer Fall; daher überlassen wir hier deinem Muthael die Purista nur ganz unbesorgt und machen mit ihr, was er will, und es wird schon alles recht sein! Wir aber unterhalten uns unterdessen mit dem Lamech und seinen Gefährten!“

[3.106.15] Der Adam aber war diesmal mit der Rede des Henoch nicht zufrieden und sagte darum zum Henoch: „Mein Sohn Henoch, ganz bin ich nicht einverstanden mit deinen Worten; denn Muthael wie die Purista sind auch noch keine fehlunfähigen Engel Gottes, und die Schlange ist noch nicht getötet! Genug, dass sie noch ihren freien Willen haben! Sie können versucht werden und können in der Versuchung, so wir sie ganz allein lassen, gar leicht fallen! Daher meine ich, wir sollten doch wenigstens heimlich ganz scharf nachsehen, um, was da vor sich geht, zu erforschen!“

[3.106.16] Und der Henoch sagte: „Vater, so es dich also kümmert, da mache du einen Spion; habe aber Acht, dass du dafür nicht einen mächtigen Schreck zu bestehen haben wirst!“

[3.106.17] Der Adam aber ließ sich nicht abhalten und ging nachzusehen, was da auf der Höhe die Purista mache mit dem Muthael.

[3.106.18] Aber wie er noch kaum hinter die Wohnung des Uranion kam, erblickte er die ganze Höhe in Flammen und um die Flammen am Fuße der Erhöhung ganze Herden von den grimmigsten Tigern gelagert, welche, als sie den Adam erblickten, Miene machten, sich zu erheben.

[3.106.19] Hier sprang der Adam, heftigst erschrocken, zurück und kam also außer Atem zu seiner Gesellschaft und erzählte mit gebrochenen Worten, was er gesehen hatte.

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare