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10. Zuriel beantwortet Ghemelas Fragen über das Leben und Sehen des Geistes

Am 6. April 1843

[3.10.1] Es fragte aber darauf auch die Ghemela ihren Vater Zuriel, ob es viel Unterschiedes sei zwischen dem Leben dieser Welt und dem Leben des Geistes, und ob der Geistmensch wohl sehen könne die naturmäßige Welt und jene Menschen, die da noch im Leibe auf ihr leben.

[3.10.2] Und der Zuriel erwiderte ihr: „Höre, du Tochter des Herrn, das ist etwas Eitles der Frage! Das Leben ist allenthalben ein und dasselbe, und kann in sich da keines Unterschiedes sein zwischen Leben und Leben, wenn dasselbe ein Leben aus dem Herrn ist; ist aber das Leben nicht aus dem Herrn, dann ist es auch kein Leben mehr, sondern ein barster Tod, der sich seiner selbst wohl auch bewusst ist, aber das Bewusstsein ist nur ein Eigentrug, indem alles das, dessen sich ein Toter bewusst ist, also gestaltet ist wie ein arger, nichtig eitler Traum, da seine Welt kein Grund und all sein Besitz nichtiger ist denn ein allerlosester Schaum!

[3.10.3] Du musst hier aber nicht etwa die Materie der Dinge betrachten, als wäre sie tot, da sie für dich kein Bewusstsein äußert; denn diese ist nicht tot, indem in ihr gar mächtige Kräfte walten und sie selbst nichts anderes an und für sich ist als ein Ausdruck der sich allenthalben äußernden göttlichen Willenskraft und Macht, sondern als tot musst du dir nur das vorstellen, was zufolge der vom Herrn erhaltenen Willensfreiheit vom Herrn sich möglicherweise eigenwillig getrennt hat und will dann fortbestehen ohne Gott aus eigener Kraft.

[3.10.4] Es besteht zwar zufolge der göttlichen Liebe und Erbarmung wohl fort, aber wie entsetzlich, – das ist ein ganz anderer Satz.

[3.10.5] Aus dem aber kannst du, meine Tochter im Herrn, schon schließen, dass das eigentliche Leben sich überall und unter allen Umständen auf eine und ganz dieselbe Weise ausspricht.

[3.10.6] Kannst du solches noch nicht völlig erfassen, da sehe nur hin auf den Herrn! Siehe, Er ist in Sich das vollkommenste Leben alles Lebens, aus Ihm ist all unser Leben! Findest du einen Unterschied zwischen Ihm und mir?

[3.10.7] Du sagst: ‚Der Erscheinlichkeit nach keinen!‘

[3.10.8] Gut, sage ich dir; darin liegt ja die völlige Beantwortung deiner Frage! Merke nur: wir sind, was wir sind, aus Gott dem Herrn; unser alles ist Sein göttliches Ebenmaß!

[3.10.9] Also ist auch ganz sicher unser Leben Sein Leben, und wir mögen leben, wann und wo wir wollen, sobald wir den Grund des Lebens erschauen und begreifen, so wir unser Herz nach Ihm gewendet haben, so leben wir schon ein vollkommenes Leben, ob noch im fleischlichen Leib, oder ob im reinen Geist, das ist keines Unterschiedes!

[3.10.10] Ob der reine und ledige Geist aber auch die naturmäßige Welt und alles, was auf ihr ist, sehen kann, siehe, meine liebe Tochter im Herrn, das ist wohl eine sehr überflüssige Frage! Wenn sich das eigentliche Leben allenthalben völlig gleich ist, so wird da wohl das Schauen keinen Unterschied machen!

[3.10.11] Frage dich aber, ob du die Welt mit deinem Fleisch, welches an und für sich nur eine ganz unempfindliche Materie ist, oder mit deinem Geist aus deinem Fleisch heraus schaust!

[3.10.12] Siehe, dir geht jetzt ein Licht auf! Also, wenn dein mit der Materie umhüllter Geist die Dinge schauen kann, da wird solches wohl auch der reine, freie Geist imstande sein, wenn es der Herr haben will!

[3.10.13] Wenn es aber der Herr nicht haben will, so mag weder der freie noch der gefesselte Geist etwas erschauen; denn wie der Herr dem Leib die Sehe nehmen kann, also kann Er es auch dem Geist.

[3.10.14] Wie du aber nun nach dem Willen des Herrn erschaust die geistige und natürliche Welt, also sehe ich jetzt, wie allezeit, wenn es der Herr will, und wenn es nötig ist, auch beides!

[3.10.15] Wenn wir Geister aber bestimmt sind, mit großer Liebemacht aus dem Herrn den Welten zu dienen, sage mir dann, wie solches möglich wäre, so wir das nicht angesichts hätten, dem wir dienen sollten?!

[3.10.16] Du siehst jetzt die Materie durch und durch, also sehen auch wir sie durch und durch; du kannst mich, einen Geist, erschauen, also kann ich auch dich erschauen, – und also ist kein Unterschied zwischen dem wahren Leben und Leben!

[3.10.17] Es ist zwar ein Unterschied nun zwischen mir und dir, und dieser Unterschied liegt in deinem Fleisch, welches keiner geistigen Bewegung fähig ist und kann nicht einen so schnellen Ortswechsel machen; aber dennoch liegt es in deinem Geist, solches zu denken und lebendig zu fühlen!

[3.10.18] Siehe, das ist aber auch alles, was dir vorderhand zu wissen notwendig ist. So du selbst stets tiefer in deinen Geist gehen wirst, da wirst du alles dieses noch in deinem Leib lebendigst erfahren. Solches wünsche ich dir auch von ganzem Herzen im Namen des Herrn! Amen.“

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