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95. Adams törichtes Verlangen nach dem Sonnengruß. Das Sonnenwunder

Am 4. Juni 1842

[2.95.1] Nach dieser sehr tröstend lehrenden Rede Abedams ward der Seth überaus gestärkt und dankte dem Abedam aus jeder Faser seines Lebens für solche unaussprechliche Gnade.

[2.95.2] In solch löblichem Dankgefühl erstieg er an der Seite des Abedam auch die Vollhöhe.

[2.95.3] Als die Vollhöhe aber nun erreicht ward, da spendete auch schon die aufgehende Sonne ihre ersten Strahlen den Häuptern der Berge und somit auch unserer geheiligten Höhe.

[2.95.4] Es war aber der Adam alsbald fertig und fragte sogleich den hohen Abedam: „Heiliger Vater, siehe, sollen wir nicht den sonst üblichen Sonnengruß singen, der mich so lange schon an jedem heiteren Morgen so sehr erbauend erquickt hatte?“

[2.95.5] Der Abedam aber fragte darauf sogleich den Adam, sagend nämlich: „Adam, kennst du Mich denn noch nicht? Sage Mir, wen willst du denn ehren durch deinen Sonnengruß?

[2.95.6] Mich sicher nicht; denn beabsichtigtest du solches, wozu sollte da der törichte Sonnengruß sein, so Ich noch sichtbar unter euch wandle und von niemandem verlange, dass er Mir einen Sonnengruß vorplärren soll?! Was aber Ich verlange, das wisst ihr alle bereits!

[2.95.7] Willst du aber mit der Sonne in Meiner sichtbaren Gegenwart schon eine Abgötterei treiben, so kannst du es ja auch tun, wenn sie dir mehr zu sein dünkt denn Ich; nur frage Ich dich hier wieder:

[2.95.8] Wenn aber du schon in dieser Meiner sichtbaren Gegenwart solches tun möchtest oder gar zu tun willens bist, welch ein Geist wird sich da auf alle die späteren Nachkommen vererben aus dir?

[2.95.9] Ist es denn nicht genug, dass sie alle durch dich den Tod des Leibes überkommen haben für bleibend? Möchtest du zu diesem auch noch den bleibenden Tod des Geistes hinzufügen?

[2.95.10] Siehe, du alter Tor, bin denn Ich nicht mehr denn die Sonne, die Ich mit dem leisesten Hauch vernichten kann, wann Ich will, und an ihrer Stelle tausend andere im Augenblick erschaffen?!

[2.95.11] Was willst du denn hernach mit deiner alten Narrheit?!

[2.95.12] Damit du aber dennoch trotz deiner verhärteten Torheit einmal einsehen möchtest, wie weit deine Narrheit geht, so sehe jetzt empor, du alter Tor, und suche Mir aus den vielen tausend Sonnen, welche jetzt am Himmel stehen, diejenige hervor, der du willens warst etwas vorplärren zu lassen!“

[2.95.13] Hier entsetzten sich der Adam und alle die Kinder; denn im Augenblick ward der Himmel übersät von tausendmal tausend Sonnen, von denen eine der anderen vollends glich.

[2.95.14] Alle Kinder aber fielen sogleich, von dem überheftigen Licht ganz betäubt, zur Erde nieder und baten den Abedam, dass Er gnädigst wieder möchte hinwegtun so viele Sonnen, indem unter solcher Masse Lichtes niemand zu leben vermöchte.

[2.95.15] Auch der Adam sah nun seine große Torheit ein und fiel ebenfalls ganz betäubt und halbblind zur Erde nieder und bat Mich reuigst um Vergebung seiner großen Torheit.

[2.95.16] Der Abedam aber behieß sie alle, sich wieder aufzurichten, und sagte darauf zum Adam: „Erstehe, und büße deine Torheit mit einem bleibenden schwachen Gesicht, welches dir zu eigen bleiben soll dein Leben lang!

[2.95.17] Du, Mein lieber Liebebruder Seth, aber heiße vergehen die Sonnen bis auf eine, die da bleiben soll in ihrer alten Ordnung! Amen.“

[2.95.18] Und alsbald hob, Mich lobend, der Seth die Hände empor und sprach im Angesichte aller: „Im Namen Dessen, der da wandelt unter uns und ist ein Herr über alle Dinge und über alle Kreatur, sage ich euch: Er, der Herr Gott Zebaoth, will es, dass ihr vergeht bis auf eine, welche da ist die alte und hat allzeit geleuchtet der Erde!“

[2.95.19] Als der Seth solches ausgesprochen hatte, erloschen sogleich alle die vielen Sonnen bis auf die alte, und alles pries den Herrn ob solcher Gnade und Erbarmung.

[2.95.20] Der Adam aber, als er merkte, dass er in der Ferne nichts mehr deutlich ausnehmen konnte, sondern allein in der Nähe, ward darüber sehr traurig und fing an zu weinen, da er nicht mehr konnte alle seine Kinder überschauen.

[2.95.21] Der Abedam aber sagte zu ihm: „Hänge nicht zu sehr am Licht des Fleisches und am Licht der Welt; denn zu viel Fleisch- und Weltlicht macht blind den Geist.

[2.95.22] Es ist aber besser zu haben ein blindes Fleisch denn einen blinden Geist.

[2.95.23] Sehe aber zu in deinem Herzen, dass dein Geist sehend wird durch die wahre Liebe und Demut, dann wirst du des Fleischlichtes leicht rathalten können!

[2.95.24] Denn solches tat Ich dir aus großer Liebe jetzt, damit du dich üben sollst in der Geduld, um nicht zu werden eine Beute dessen, der dich heute zuerst erweckt hat durch seine arge Sonne.

[2.95.25] Es ist aber auch besser, die Kinder in der Nähe zu betrachten als in der Ferne; dafür aber leuchtet dir des Fleisches Auge noch hinreichend, und so kannst du schon zufrieden sein! Amen.

[2.95.26] Und nun, ihr Kinder alle, stärkt euch mit Speise und Trank; sie ist schon gesegnet von Mir.

[2.95.27] Du, mein geliebtester Bruder Seth, aber versorge deinen alten Zeuger!

[2.95.28] In der Ordnung aber wir gestern das Abendmahl eingenommen haben, in der Ordnung auch wollen wir dies Morgenmahl einnehmen! Amen.“

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