Am 21. März 1843
[2.277.1] In der Zeit von zwei Schattenwenden kamen alle die Geladenen herbei, und unser alter Adam war einer der ersten, die sich auf den Henoch völlig hingestürzt hatten.
[2.277.2] Als aber der erste Liebeserguss des Wiedersehens vorüber war, in welchem sich die Stammväter vor Liebe und übergroßer Freude beinahe erdrückt hätten, da erst fragte der Adam den Henoch, sagend nämlich:
[2.277.3] „O du, mein überaus geliebter Henoch, und du auch, mein Kisehel, du, Sethlahem, du, Joram, und du, Hil, Bael, Julel und Darel, erzählt mir alles nacheinander und einer nach dem anderen, wie es euch in der Tiefe ergangen ist, wie sich der Lamech benommen hatte, und was da alles Erfreuliches vorgefallen ist!
[2.277.4] Hat euch die Gnade und Liebe des ewigen, heiligen Vaters nie verlassen? Hat sich niemand aus euch etwa von der Weiblichkeit der Tiefe berücken lassen?
[2.277.5] Was ist mit der bewussten Tafel geschehen, von der uns der heilige Vater kundgab, was da der Lamech mit ihr Gräuelhaftes unternommen hatte?
[2.277.6] Habt ihr nicht mein beständiges Beten und Segnen in der Tiefe wahrgenommen?
[2.277.7] Denn solange ihr euch in der Tiefe aufgehalten habt, hatte ich Tag und Nacht keine Ruhe; nicht aushalten konnte ich es in meinem Haus, sondern auf der Vaterhöhe brachte ich nahe die ganze Zeit zu und betete über euch und über die Tiefe und segnete euch fortwährend.
[2.277.8] Desgleichen auch taten die anderen zumeist mit mir, und ganz besonders aber, muss ich dir sagen, hat die Naëme zum heiligen, allmächtigen, guten Vater fast ohne den geringsten Unterlass gefleht um die Heilung ihres irdischen Vaters Lamech in der Tiefe, und das fortwährend mit den rührendsten Herzensworten, dass ich selbst sie nicht ohne die tiefste Rührung anhören konnte.
[2.277.9] Desgleichen taten auch der Hored und die beiden Weiber Lamechs, die auch zu uns auf die Höhe gekommen sind und jetzt stets während eurer Abwesenheit sich in unserer Mitte aufhalten.
[2.277.10] Noch muss ich dir, mein geliebtester Henoch, der armen Pura, des Mädchens aus der Tiefe, lobenswürdigst erwähnen. Dieses Kind setzte uns alle in das größte Erstaunen; ja, wer es nicht angesehen hat, der kann es gar nicht glauben!
[2.277.11] Du weißt, wie schrecklich der Lamech mit ihren Eltern und Anverwandten verfuhr! Und siehe, dessen ungeachtet betete niemand auf der Höhe mehr für den Lamech als eben dieses Kind, und das auf eine so ergreifende Weise, mit so viel Liebe und Vertrauen zum heiligen Vater, dass ich nicht umhinkonnte, fürs Erste fest zu glauben, der heilige Vater sei beständig ihr allein sichtbar, und fürs Zweite konnte ich mich der Meinung nicht erwehren, sie förmlich für eine wahre Tochter des heiligen Vaters anzusehen.
[2.277.12] Fürwahr, Henoch, wenn du sie so gesehen und gehört hättest, du wärest selbst auf diesen Gedanken gekommen!
[2.277.13] Aus diesem Grunde aber habe ich dieses Kind nun auch zu mir genommen, und wie du sie hier siehst, so habe ich sie auch jetzt mitgenommen, auf dass sie auch erfahren solle aus deinem Munde, wie es mit der Tiefe stehe, für die sie so viel gebetet und so viele Seufzer zum heiligen Vater gesendet hatte.
[2.277.14] Siehe, liebster Henoch, und ihr auch, die ihr vor dem Henoch seid in die Tiefe gesandt worden, also ging es während eurer Abwesenheit auf der Höhe zu.
[2.277.15] Ich, euer aller noch lebender irdischer Vater, habe euch solches sicher zu eurer großen Freude kundgegeben; daher aber macht ihr nun auch mir die schon so manche Tage und Nächte tiefst ersehnte Freude, und gebt mir kund, darum ich euch gefragt habe, jedoch nach dem alleinigen Willen des heiligen Vaters! Amen.“
[2.277.16] Hier segnete der Adam den Henoch und alle die anderen wieder Angesichts.
[2.277.17] Und der Henoch öffnete seinen Mund und sagte zum Adam und also auch zu all den anderen: „Höre, Vater Adam, und ihr alle meine Väter und Kinder! Also hat Sich der heilige, liebevollste Vater die Freude für Sich vorbehalten, euch alles das kundzutun, was alles sich mit der Tiefe zugetragen hatte, und wie es mit dieser nun steht; daher darf ich dir nun nicht alsbald deinen Wunsch erfüllen und dir enthüllen das Verhältnis der Tiefe.
[2.277.18] Solches aber magst du wohl zum Voraus erfahren, dass sich in der Tiefe unerhörte Dinge zugetragen haben; ja – ich sage dir – Dinge, von denen uns auf der Höhe nie etwas geträumt hatte! Des kannst du völlig versichert sein!
[2.277.19] Gedulde dich aber nur eine kurze Zeit, und die Enthüllung wird vor dir und euch allen leuchtend stehen wie eine Morgensonne! Darum aber musste ich euch ja rufen lassen, auf dass euch die helle Kunde werde; also geduldet euch nur, bis der Vater kommen wird, wie Er es der Purista verheißen hatte, und eurem Geist wird das wahre Licht werden über die Tiefe!
[2.277.20] Lasst uns aber nun in die Hütte der Purista treten, dahin wir beschieden sind; jedoch außer der Mutter Eva soll nach dem gegebenen Gesetz kein weiblich Wesen dieselbe betreten, und so denn sollen auch die anderen Weiber samt der Naëme und der Pura sich unterdessen in die Hütte des Uranion begeben! Du, herrliche Purista, aber geleite uns nun in die Hütte der Liebe des Herrn! Amen.“
[2.277.21] Die Purista aber fragte den Henoch, ob es gefehlt wäre, auch wenigstens nur die arme Pura und die Ghemela, des Lamech Weib, mit in die Hütte zu nehmen.
[2.277.22] Der Henoch aber sagte: „Höre, wenn es auf mich ankäme, da möchte ich wohl die ganze Welt hineintreten lassen; aber ich bin kein Herr über die göttliche Ordnung! Der Herr aber hat es also angeordnet, also müssen wir auch so lange Seinen Willen in allem tun, bis Er nicht Selbst uns einen anderen Tatengrund anzeigen wird.
[2.277.23] Und so denn hängt es ja nicht von mir, sondern allein nur vom Herrn ab, ob die Weiber in diese Hütte nun treten dürfen oder nicht; daher tun wir nun auch, was uns geboten ist, und der Herr wird dann tun, was Ihm wohlgefällt! Amen.“
[2.277.24] Also traten die Väter, von der Purista geleitet, in die Hütte; die Weiber aber, außer der Eva, verblieben draußen.
[2.277.25] Die Pura aber ging mit der Naëme etwas fürbass, und beide flehten zu Gott und ergaben sich ganz zufrieden in ihr Schicksal, opferten ihre fromme Neugierde dem Herrn auf und lobten und priesen also seufzend den Vater voll Liebe, Gnade und Erbarmung.
[2.277.26] Als diese zwei aber also seufzten, siehe, da kam alsobald vom Mittag her ein Mann und ging schnurgerade auf die zwei Seufzenden los. Als aber diese solches merkten, da wollten sie fliehen; der Mann aber setzte ihnen nach und hatte sie auch bald eingeholt.
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