Am 18. März 1843
[2.275.1] Bei dieser Rede des Drachen fing bis auf den Henoch allen den anderen sieben Boten ganz gewaltig zu schwindeln an, so zwar, dass sie sich weder zu raten noch zu helfen wussten.
[2.275.2] Da der Henoch aber gar bald solches bei ihnen merkte, so fragte er auch alsobald den Kisehel, was ihm denn wohl bei dieser Rede des Drachen also sehr befangend vorkomme.
[2.275.3] Und der Kisehel erwiderte laut dem Henoch: „Du fragst mich, da du doch des Herrn alleiniger erleuchteter Hohepriester bist?! Siehe, es wird sich aber besser schicken, wenn ich dich frage, was du von dem allem hältst! Und so habe ich nun an dich die Frage gestellt; beantworte sie mir, so es dir in gewissen Punkten möglich ist!
[2.275.4] Die Sache ist von der entsetzlich größten Wichtigkeit! Daher werde ich dir auch bei der Gelegenheit die gehörigen Einwendungen machen, welche du zu beschlichten haben sollst; denn hier haben wir alle des allermächtigsten Lichtes vonnöten, wollen wir nicht in den vernichtenden Tod übergehen! Und so rede du, Bruder Henoch, was du zu dieser Drachenrede gültigst einzuwenden hast, und zeige mir, was wir alle von ihr im Ernst zu halten haben!“
[2.275.5] Und der Henoch erwiderte dem Kisehel: „Aber höre, Bruder! Wenn man das, was von dieser Drachenrede zu halten ist, nicht auf den ersten Augenblick erschaut, da muss man doch noch so ziemlich blind sein! Wie gebrauchst denn du die Gnade des heiligen Vaters, dass du mir da mit einer solchen Frage kommen kannst?
[2.275.6] Das hat ja bei dir im Ernst einen Schein, als hättest du dich von dieser allerlügenhaftesten Rede des Erzfeindes des Herrn berücken lassen?!
[2.275.7] Hast du denn nicht gemerkt, wie er von einem Extrem zum anderen sprang und sich selbst allergewaltigst widersprochen hat?
[2.275.8] Hat er mich nicht gebeten, dass ich ihn vernichten solle? Und nun am Ende tat er so mächtig, als hänge die Erhaltung Gottes Selbst von der seinigen ab!
[2.275.9] Hat er nicht gesagt, wie im höchsten undenklichsten Grade er vom Herrn auf die liebloseste und ungerechteste Weise geleitet, getrieben und dann auf das Allerunbarmherzigste verdammlichst gezüchtigt wird? Und nun am Ende brach er selbst in eine Grimmwut aus und beteuerte, er wolle und werde den Herrn züchtigen wie einen alten Verbrecher!
[2.275.10] Maßte er sich auf der einen Seite nicht eine übergöttliche Macht an? Und auf der anderen Seite lässt er sich von neugeschaffenen Ephemeriden gefangen nehmen, und das in der ganzen Unendlichkeit zugleich, und muss sich begnügen mit dieser seiner elendesten Gestalt!
[2.275.11] Sagte er nicht, die Gottheit sehe erst jetzt ein, dass er Ihr in dieser seiner Gestalt am gefährlichsten ist? Somit muss diese Gestalt für ihn als den größten Feind Gottes ja eben doch die vorteilhafteste sein! Wie nannte er sie denn aber früher eine allerelendeste?
[2.275.12] Muss er in diesem Falle nicht einmal die Gestalt Gottes als die beste ansehen, so er dagegen die seine als eine elendeste bezeichnete; und im Gegenteil doch wieder die seine für die unvergleichlich vollkommenere halten, da er sich in dieser Gott als seinem Feind am allergefährlichsten wähnt?!
[2.275.13] Einmal bezeichnet er die ganze herrliche Schöpfung als ein loses, launenhaftes Gedankenspiel der Gottheit, dazu wir also auch gehören; gleich darauf aber gesteht er doch wieder ein, dass unsere Lebenskraft ein kleinstes Teilchen der wirklich göttlichen Wesenheit sei, welches sich sogar etwa gar nach seiner Art vor der Zerstörung sichern könnte, ohne jedoch dabei etwas zu gewinnen!
[2.275.14] Siehe, also ist alles voll der grellsten Widersprüche! Wie kann es da wohl möglich sein, dass du als ein hoch geweckter Bote des Herrn solches nicht auf den ersten Augenblick hast einsehen mögen!?
[2.275.15] Warum verbarg sich denn der große Lügner nun so schnell? Hätte er die Wahrheit geredet, da hätte er fürwahr solches zu tun nicht vonnöten gehabt; da er aber den Braten gerochen hatte, der ihm von meiner Seite dagegen wäre aufgetischt worden, so floh er auch eiligst uns aus dem Gesicht, um von mir ja zu keiner weiteren Verantwortung gezogen zu werden.
[2.275.16] Ist das doch seine alte, leicht erkennbare Trugmanier, durch welche er sich dem Vater Adam entwand und brachte ihn dann selbst zum Fall zweifach, einmal bei der ungesegneten Zeugung, und das andere Mal bei der Entweihung des Tages des Herrn! Und du kannst da mich noch fragen in einem Sinne, als möchtest du dem alten Erzlügner und Betrüger Glauben schenken!?
[2.275.17] O wehe dir, du heilige Höhe des Herrn! Wenn deine Kinder so leicht den Trugworten des Drachen glauben, so wirst du dich noch einmal vor der Tiefe schämen müssen und wirst über dieselbe herfallen wie ein Geier und wirst sie verderben bis in den innersten Grund!
[2.275.18] Ja, die Kinder Gottes werden das Gericht herbeilocken, während die Kinder der Welt für sich bis ans Ende der Welt getreu verbleiben möchten!
[2.275.19] So wir aber als die Stütze der Welt zu wanken anfangen, was wird dann wohl mit der Welt werden?
[2.275.20] Ich sage euch, meine lieben Brüder, aber: Selig und glücklich ist der, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt worden ist, wird er erst das wahre Ziel des Lebens empfangen, welches uns allen der heilige, liebevollste Vater verheißen hatte, so wir Ihn wahrhaft von ganzem Herzen liebhaben.
[2.275.21] Du aber behaupte ja nicht etwa, als habe uns nun der Vater versucht; denn also versucht der gute Vater wohl niemanden zum Argen, und Er braucht niemanden zu versuchen. Aber Er sah in dir noch einen finsteren Lustreiz, und so hatte Er es zugelassen, dass dieser aus dir trat und du ihn hast nun beschauen müssen und selbst erfahren, ob du keine Lust mehr daran hast.
[2.275.22] Du aber hast noch eine gläubige Lust gezeigt; also wisse denn auch, dass, so jemand eine Lust im Falschen gezeigt hatte, der hat auch das Falsche mit der Lust empfangen, und solches ist ein Same der Sünde! Wenn aber dann die Sünde ausgeboren wird in ihrer Reife, da gebiert sie auch alsbald den Tod, welcher in ihr ist.
[2.275.23] Wollet euch sonach nicht irren, liebe Brüder; denn alle gute Gabe und alle wahrhaftige Spende kommt nur vom Vater alles Lichtes und alles Lebens her. In Ihm ist keine Veränderung, noch irgendein Wechsel ewig; wie Er ist, so war Er von Ewigkeit.
[2.275.24] Er hat uns gezeugt als Erstlinge Seiner Kreatur aus Seiner Liebe nach Seinem Willen durch Sein ewiges Wort der Wahrheit, und so sind wir auch Erstlinge und nicht Milliardlinge nach des Drachen Lüge. Dieses hat uns der Vater geoffenbart.
[2.275.25] Ich meine aber, der heilige, gute Vater wird doch mehr Glauben verdienen denn der Lügendrache!? Und so lasst uns denn im Frieden weiterziehen! Amen.“
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