Am 3. März 1843
[2.265.1] Nach dieser Rede, vom Herrn ausgehend, fing der Terhad erst freier zu atmen an; sein Herz war der Furcht ledig geworden, und eine mächtige Liebe zum Herrn fing nun sein ganzes Gemüt zu erfüllen an.
[2.265.2] In diesem neuen Lebenszustand öffnete nun wieder unser Hauptredner den Mund und machte durch die folgenden Worte seinem Herzen Luft; die Worte aber lauteten also:
[2.265.3] „O Du, dem keiner gleicht, Du alleinig ewig wahrer Vater, Du also bist Der, den ich mir nie so ganz zu denken getraute; denn zu endlos heilig erhaben erklang in mir schon der Name, der Ihn, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde bezeichnet, und ich sprach es gar oft ganz heimlich bei mir aus:
[2.265.4] ‚O Du heiliger Name, wenn ich dich denke, so erbebt mein ganzes Wesen in allen seinen Fundamenten!‘
[2.265.5] Oh, was muss der endlos erhaben heiligste Träger dieses heiligsten Namens in Sich erst sein, welch eine Heiligkeit, welch eine ewige, unendliche Glorie muss Ihn umfassen, wenn Sein Name mich schon also vernichtet und ich mir bei dessen Aussprechung vorkomme wie ein allerelendester Wurm, der da kaum sichtbar allermühseligst den toten Staub der Erde bekriecht!
[2.265.6] Siehe, siehe, o Du, den Meine Augen ewig unwürdig sind anzuschauen, also war mein Gemüt von jeher beschaffen gewesen bei aller meiner sonstigen wahrhaft großen Not!
[2.265.7] Was aber soll ich nun denken, was empfinden und was reden, da Du nun vor uns allen in der größten Einfachheit stehst wie ein Bruder zu uns, während doch der ganze endlose Himmel in zahllosen Lichtern aus Dir erbrennt, die Sonne Dein Licht zur Erde spendet und der Mond sich allezeit mit Deinem Glanz umgürtet und alle geheiligte Pracht der Erde Dein Werk ist?!
[2.265.8] Ja, was soll ich reden vor Dir, o Du endlos guter, heiliger Vater, so ich bedenke, dass Du dieses mein Leben in jedem Augenblick mit Deinem allmächtigen Willen erhältst und ein jeder Atemzug ein freies, allerwunderbarstes Geschenk ist von Dir?!
[2.265.9] O Du endlos erhaben heiligst guter Vater, ich weiß mir nun ja vor lauter Liebe zu Dir nicht zu helfen! Ja, es ist wahrlich wahr – o Gott, o Vater, lasse es mich aussprechen, wie ich es empfinde –, ja, es ist wahrlich wahr, ich kann es vor Liebe ja nicht aushalten in dieser Deiner allerheiligsten Gegenwart!
[2.265.10] Und doch ist es mir unmöglich, auch nur einen Blick von Dir, o Du heiliger, guter Vater, abzuwenden!
[2.265.11] O so lasse Dich denn lieben von mir so stark, dass mich das Feuer der Liebe zu Dir gänzlich verzehren möchte und ich völlig ersterbe in der Liebe zu Dir, o Du mein Gott, mein Jehova, mein heiliger, guter Vater!
[2.265.12] O Vater, ich kann nicht mehr reden, denn zu mächtig erfasst die Liebe zu Dir mein ganzes Wesen! Ja, es ist mir, als flüsterten mir schon meine eigenen Haare zu: ‚O liebe, liebe, liebe den Vater; denn Er hat dich schon Ewigkeiten zuvor geliebt, ehe du noch warst! Er ist die reinste, ewige Liebe, und deine Liebe ist Seine Liebe in dir, lebendig machend deinen Geist in deinem Herzen; darum liebe, liebe, liebe Ihn, den guten, heiligen Vater! Liebe deinen Gott, liebe deinen Schöpfer, denn Er ist heilig, heilig, heilig!‘
[2.265.13] Ja, sogar meine Haut wird redend und alle meine Knochen und alle meine Eingeweide, und ich höre sie sagen: ‚Gott, dein Vater, ist ein lebendiges Wort in Dir! Du bist ein ausgesprochener Gedanke Dessen, der vor dir steht; du bist mit Haut, Haar, Gebeinen, Eingeweiden, mit Herz und Blut, mit Seele und Geist selbst ein Wort aus dem Munde Dessen, der vor dir steht! Liebe, liebe, liebe Ihn, denn Er ist dein Alles, Er ist dein Leben, Er ist dein Licht, wie das Licht der Unendlichkeit, Er ist alle deine Kraft, deine Rede!‘
[2.265.14] O Du Vater, Du heiliger Vater, so lasse Dich denn ewig lieben von mir, ja von uns allen lasse Dich ewig lieben! Geliebt, gelobt und angebetet sei Du, o allerheiligster Vater, und allzeit und ewig werde durch unsere Liebe geheiligt und allerhöchst geehrt und gerühmt Dein allerheiligster Name!
[2.265.15] O Du heiliger Vater Du! Ich stehe als ein Sünder vor Dir, und Du lässt Dich lieben von mir?! Oh, wie unendlich gut musst Du sein, dass Du Dich von einem Sünder sogar lieben lässt!
[2.265.16] O Brüder, fallt doch mit mir alle hin zu Seinen allerheiligsten Füßen, denn seht, seht, wie unendlich gut Er, der heilige Vater, ist!
[2.265.17] O Vater, vergebe mir, dass ich es wage, Dich als ein Sünder zu lieben; sei mir und uns allen darum gnädig und barmherzig!“
[2.265.18] Hier fielen alle vor dem Vater nieder und weinten vor Liebe.
[2.265.19] Der Vater aber verbarg Sein Angesicht mit der Hand und sagte wie zu Sich:
[2.265.20] „O Erde, was gibst du Mir! Wahrlich, deine Kinder sollen Meine Kinder sein! Ich will dich erheben, dass vor dir die Sonnen und Engel ihre Knie beugen sollen; und wenn Ich zu dir kommen werde, da will Ich allezeit die Sünder suchen und haben mit ihnen eine große Erbarmung.
[2.265.21] O Terhad, deine Liebe ist groß; darum sollst du aber eine ebenso große Erbarmung von Mir empfangen, und diese sei, dass Ich ein treuer Hirte werde dem Sünder der Erde!“
[2.265.22] Hier schwieg der Herr und weinte Selbst heimlich vor großer Liebe und Erbarmung mit den armen Kindlein.
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