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231. Lamechs Furcht vor dem Zorn Gottes. Aufklärung über den Zorn Gottes

Am 12. Januar 1843

[2.231.1] Nach dieser Rede stutzte die ganze Gesellschaft bis auf die aus der Höhe, und ganz besonders der Lamech; denn nun dachte er bei sich:

[2.231.2] Er sieht zwar sonst wohl überaus gut aus, so, dass man bei Seinem Anblick stets wieder neuen Mut bekommt, mit Ihm wieder ein neues Wort anzuknüpfen; Sein Auge ficht einen dazu an.

[2.231.3] Aber nach dieser Rede zu urteilen, ist Ihm denn doch nicht so ganz zu trauen; daher werde ich sicher das Weisere tun und mich des Redens enthalten!

[2.231.4] Denn man kann doch nicht wissen, wie Er am Ende ein nur etwas dummes Wort aufnähme, – und man könnte sich mit Ihm am Ende die gute Sache also sehr verderben, dass dann einem in alle Ewigkeit nimmer zu helfen wäre!

[2.231.5] Sein Zorn müsste etwas unaussprechlich Erschrecklichstes sein!

[2.231.6] Man bedenke nur einmal den Zorn eines allmächtigen Gottes!

[2.231.7] Da wäre es ja ums Unendliche besser, gar nicht zu sein, als zu sein neben einem zornigen Gott!

[2.231.8] O daher nur stille, stille, meine dumme Zunge, du elendstes Stückchen Fleisch im Mund! Du könntest unserer Menschheit ein schönes Los bereiten! Einen Gott erzürnen! Um Gottes willen!

[2.231.9] Nein, nein, ich mag dergleichen gar nicht mehr denken; denn ein Gedanke an den möglichen Zorn Gottes ist ja schon schrecklicher als alles, was aller menschliche Verstand nur je ersinnen könnte!

[2.231.10] Und ich dumme Bestie von einem Menschen habe mich können unterfangen, mit Ihm gerade also wie mit einem gewöhnlichen Menschen zu reden und alle meine Dummheit vor Ihm auszulegen!

[2.231.11] Nein, je länger ich jetzt nachdenke und dazu noch bedenke, was für ein Frevler ich war, desto entsetzlicher kommt mit jedem Augenblick mir meine dreiste Torheit vor!

[2.231.12] Ich tat ja dabei, als hätte ich Ihn, Gott den Allmächtigen, über Seine Willensäußerung belehren wollen?!

[2.231.13] Am Ende ist Er schon heimlich erzürnt?! Um Gottes willen, was habe ich elender, dummer Esel denn getan?!

[2.231.14] Sein ernster Blick nun! Ja, ja, es ist, wie ich es mir erst gedacht habe! Er ist heimlich erzürnt!

[2.231.15] Wer wird mich nun beschützen vor Ihm, wenn Er über mich etwa wird den Zorn losbrechen lassen?

[2.231.16] O wenn Er mich nur diesmal verschonte! Ich möchte darum ja für mein ganzes Leben stumm sein!

[2.231.17] Er redet auch nichts mehr, weder mit den Seinigen, noch mit jemandem von uns!

[2.231.18] Das ist schon ein sicheres Zeichen, dass Er ganz gewaltig erzürnt ist!

[2.231.19] Stille nun auch, mein Herz, und erwarte mit der größten Furcht, Angst und Zittern den erschrecklichsten Ausbruch! Oh, ich bin verloren, bin ewig verloren!“

[2.231.20] Hier trat der Herr zum Lamech hin, sah ihn überaus freundlich an und sagte dann zu ihm:

[2.231.21] „Mein lieber Lamech, mit was für elenden, Meiner allerunwürdigsten Gedanken zerfleischst du dein Herz?!

[2.231.22] Wie kannst du dir wohl einen zornigen Gott vorstellen?

[2.231.23] Siehe, Liebe und Zorn ist das Allerentgegengesetzteste, was sich nur je ein allertiefst denkender lebendigster Geist denken kann!

[2.231.24] Liebe ist das alles ewig erhaltende –, und der Zorn aber das alles ewig zerstörende Prinzip.

[2.231.25] Wäre somit aber in Mir je irgendein barster Zorn möglich, so würde dieser ja alsbald alle Liebe vernichten und mit ihr alles, was da von ihr erschaffen wurde, – ja endlich sogar sich selbst!

[2.231.26] Siehe, nun aber ist alles noch da; wo wäre demnach Mein Zorn?

[2.231.27] Es kann wohl ein Mensch zornig werden, weil er ist zufolge seiner Freiheitsprobe ein von Mir entferntes Wesen, und somit ein zeitweiliger Gegensatz zu Mir, darum er sich dann eben auch nur wieder durch die Liebe zu Mir mit Mir vereinen kann, – aber Ich als die allerreinste Liebe bin durchaus des Zornes unfähig!

[2.231.28] Ja einst war die Liebe in Mir wohl auch mit dem Zorn umfangen; da aber war die Unendlichkeit auch noch leer von allen Geschöpfen, sowohl geistig als materiell!

[2.231.29] Aber die Liebe ergriff den sie drückenden Zorn und stellte ihn körperlich wesenhaft außer Sich.

[2.231.30] Und siehe, aus diesem Zorn sind dann geschaffen worden alle die zahllosen Geister, Sonnen und Welten, diese Erde und alles, was auf ihr ist!

[2.231.31] Willst du demnach in der Wahrheit den Zorn Gottes sehen, da schaue die geschaffenen Dinge an; diese sind der Zorn Gottes!

[2.231.32] Aber sie sind nicht etwa ein ledig Zorn, sondern Meine Liebe ist allenthalben das mächtigste Wesen dabei.

[2.231.33] Diese hält und trägt nun alles, und außer ihr gibt es keine Macht mehr, die da stärker wäre denn sie.

[2.231.34] Darum soll auch der Mensch nicht an der Welt hängen, sondern sich von ihr ganz losreißen, damit er am Ende nicht von ihr verschlungen wird und somit nicht gerät in Meinen Zorn! Denn die Welt ist ja Mein gefesselter Zorn; wer aber mit der Welt ist, der wird auch mit ihrer ewigen Todesfessel sein!

[2.231.35] Was du aber bei Mir etwa als Zorn ansehen möchtest, siehe, das ist nur Mein göttlicher, allerlebendigster Liebeeifer, welcher an und für sich ist Meine Erbarmung!

[2.231.36] Also magst du vor Mir wohl reden, was du willst, und Ich werde dir nicht zürnen, wohl aber dich belehren in törichten Sachen!

[2.231.37] Was dir somit noch am Herzen liegt, das gebe Mir unverhohlen kund, und Ich will dir an die Hand gehen; also rede! Amen.“

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