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226. Lamech erkundigt sich bei Kisehel weiter über den merkwürdigen Mann. Der Herr als Schlüssel und Türe

Am 5. Januar 1843

[2.226.1] Als sie nun vor der Türe des Thronsaales ankamen, da ging der Lamech schnell hin zum fremden Mann und sagte zu Ihm:

[2.226.2] „Du noch viel mächtigerer Freund, als da sind der Kisehel und seine Brüder, und als da ist selbst der hohe Priester Henoch, hier ist der Thronsaal, in welchem der allerheiligste Name Gottes auf dem Thron sich befindet!

[2.226.3] Da du also überaus ergreifend mächtig zuvor dem Volk von diesem Namen wie aus dem Munde Gottes gesprochen hast, so wird es dir gewiss auch wohlgefällig sein, diesen allerheiligsten Namen zu besichtigen!

[2.226.4] So du solches vorderhand möchtest, bevor wir noch ein Morgenmahl zu uns nehmen wollen, so ließe ich augenblicklich den Saal öffnen! Denn siehe, dort im Hintergrund harren hundert dienstbare Menschen beiderlei Geschlechtes; ich darf ihnen nur winken, so sollen sie sogleich bei der Hand sein und uns aufschließen die schweren ehernen Türen!“

[2.226.5] Und der Herr erwiderte dem Lamech: „Wozu dem Volk eine unnötige Plage? Siehe, solches können ja auch wir tun, und das um sehr vieles leichter denn das arme, schwache Volk!“

[2.226.6] Der Lamech aber sagte darauf: „Solches ist wohl wahr, aber die Schlüssel müssen wir uns doch geben lassen?“

[2.226.7] Und der Herr entgegnete dem Lamech: „Höre, Lamech! Ich Selbst bin der Schlüssel und die Türe! Mit Mir kannst du alles öffnen, was immer irgendwo verschlossen ist, und durch Mich kannst du in das Gemach des ewigen Lebens gelangen!

[2.226.8] Dass Ich aber auch der Schlüssel bin, vor dem keine Türe sicher ist, da sehe nur auf die Türe! Wenn Ich zu ihr sagen werde: ‚Tue dich auf!‘, so wird sie sich auftun auch ohne deinen Schlüssel!“

[2.226.9] Hier sprach der Herr zur Türe: „Tue dich auf!“, und sogleich sprangen die zwei schweren Flügel also schnell auf, dass es der Lamech gar nicht merken konnte, wie und wann solches geschah.

[2.226.10] Das nahm den Lamech außerordentlich wunder. Schnell eilte er darum wieder zum Kisehel zurück und sagte zu ihm: „Höre, Bruder, das ist mir etwas zu stark!

[2.226.11] Mir wird’s angst und bange vor dem Menschen; denn ich glaube, dieser könnte mit seinen Worten auch Berge versetzen!

[2.226.12] Sage mir, hättest solches wohl auch du mit deiner Willens- und Wortmacht zuwege gebracht?“

[2.226.13] Und der Kisehel erwiderte dem Lamech: „Allerdings, aber nur, wie alles bisher, mit der Macht und Gnade des Herrn, außer welcher es nicht gibt weder Macht noch Kraft, noch irgendeine Gnade!

[2.226.14] Und so vermag jeder mit dem Herrn alles, ohne den Herrn aber nichts; denn nur der Herr allein ist allmächtig und vermag alles aus Sich – und niemand mehr außer dem Herrn etwas aus sich!“

[2.226.15] Und der Lamech fragte den Kisehel wieder: „Also muss dieser merkwürdige junge Mann von Gott doch sehr viel Gnade haben, weil er solches wirkt und sich vor euch allen so hervortut?!“

[2.226.16] Und der Kisehel erwiderte: „Allerdings, mein lieber Bruder Lamech! Er hat den höchsten Grad der Gnade aus Gott und ist daher auch der Allermächtigste und Allerweiseste!“

[2.226.17] Und der Lamech sagte wieder: „Das kommt mir aber doch sonderbar vor, dass Gott gerade diesem jungen Mann mehr Gnade, Weisheit und Macht verliehen habe denn euch hochjährigen, erfahrenen Männern! Befremdet dich das nicht auch?“

[2.226.18] Und der Kisehel entgegnete ihm: „O mitnichten; siehe, solches tut der Herr, wie Er will! Es prangt und duftet ja nicht selten auch ein kleines Blümchen bei weitem stärker denn die größte Sonnenrose. Warum? Das weiß allein der Herr.

[2.226.19] Siehe nun aber, der junge Mann nähert sich der Tafel; geben wir daher Acht, was Er damit machen wird!“

[2.226.20] Der Herr aber besah die Tafel nur und machte eben gar keine weitere Zeremonie, sondern kehrte Sich bald wieder um und sagte dann zum Lamech:

[2.226.21] „Nun, Mein Freund, gehen wir wieder, und du lasse uns ein Morgenmahl richten!“

[2.226.22] Schnell war der Lamech bei der Hand und sagte zum jungen Mann: „Mein allerhochgeschätztester Freund, voll der allergediegensten Macht und Weisheit! Wir dürfen uns nur in den Saal begeben, und es wird schon alles in der Ordnung sein!“

[2.226.23] Und der Herr entgegnete: „Also lasse uns gehen!“

[2.226.24] Hier bewegte Sich der Herr an der Seite Henochs voraus, und der Kisehel und der Lamech mit den anderen sechsen folgten Ihm.

[2.226.25] Unter dem Gehen aber äußerte sich der Lamech zum Kisehel: „Bruder, das kam mir schon wieder ganz sonderbar vor, dass dieser von Gott so hochgestellte Mann nicht die allerleiseste Verbeugung vor der Tafel machte, sondern hatte sie nur ganz flüchtig angesehen und kehrte ihr dann den Rücken!

[2.226.26] Ich sage dir, das befremdet mich noch am allermeisten!“

[2.226.27] Und der Kisehel sagte darauf zum Lamech: „Lieber Bruder, mache dir aus allem nichts daraus; denn über ein kurzes wird dir solches alles ganz sonnenklar werden!

[2.226.28] Tue aber nur alles genau, was Er sagt, so wird alles Gott überaus wohlgefällig sein!“

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