Am 23. Dezember 1842
[2.217.1] Nach dieser Rede Kisehels ward der Lamech völlig beruhigt und begab sich ohne Rückhalt mit dem Kisehel in die Stadt.
[2.217.2] Als beide nun vor dem Palast anlangten, da waren schon große Scharen aufgestellt und schrien:
[2.217.3] „Ehre dem großen Gott in der Höhe, dass Er uns alle also gnädig und barmherzig heimgesucht hatte und hat uns allen gegeben einen rechten König, indem Er nachgesehen hatte die Missetat Lamechs und hat ihn gewendet zu Sich, darum er nun sein möchte uns allen ein rechter König!
[2.217.4] Ja, Lamech ist uns geworden zu einem rechten König voll Gnade nun und voll Weisheit aus Gott; darum sei alle unsere Ehre und Anbetung Gott, dem Allmächtigen in der Höhe, und über alles geheiligt werde Sein erhabenster Name jetzt, wie ewig! Amen.“
[2.217.5] Nach solcher Anpreisung stellte sich der Lamech auf einen Pfeiler, der vor dem Palast eigens zu dem Behuf errichtet war, um von ihm eines oder das andere dem Volk zu verkündigen, und richtete da folgende Worte an das in großen Scharen von allen Seiten her versammelte Volk:
[2.217.6] „Hört, nun nicht mehr meine Knechte, meine Untertanen, Sklaven und Menschenlasttiere, sondern hört nun ihr, meine geliebten Brüder und Schwestern! Ich, Lamech, war euch ein König und habe euch beherrscht mit eurer Kraft – denn ich war unter euch wohl der Ohnmächtigste –, und ihr habt gezittert vor meinem ohnmächtigsten Wort.
[2.217.7] Ihr habt mir gehorcht, genötigt durch eure Kraft, und fluchtet mir, darum ich euch Gesetze gab des Unheils und der Grausamkeit!
[2.217.8] Nun aber will ich euch kein König mehr sein und durchaus kein Herr, sondern euer Bruder, der euch führen und leiten will zur wahren Erkenntnis und Liebe Gottes, welcher ist der alleinige Herr und König von Ewigkeit über alle Menschen und über alle Kreatur.
[2.217.9] Diesem König habe ich einen neuen Palast erbaut draußen an der freien und reinen Stätte; Der wird allzeit über uns herrschen also, wie da herrscht ein guter, weisester Vater über seine Kinder!
[2.217.10] Morgen ist der Tag, an welchem Sein allererhabenst heiliger Name in solch neuem Palast Seine bleibende Wohnung nehmen wird.
[2.217.11] Diesen Tag wollen wir feiern nach aller unserer Lebenskraft! Also bereitet euch wohl vor auf diesen Tag der Tage; denn an diesem Tag wird uns ein großes Heil widerfahren.
[2.217.12] Also bereitet euch wohl vor, damit wir als reine Brüder vor Gott möglichst würdig diesen Platz betreten möchten und wohlgefällig Dem, der da heilig, heilig, heilig unter uns armen Sündern Wohnung nehmen wird! Sein heiliger Wille geschehe allzeit und ewig!“
[2.217.13] Nach solchen Worten ward es völlig aus bei den Scharen; es war nur ein Freudengeschrei, und man konnte nichts vernehmen als allein: „Ehre, Ehre, Ehre dem großen Gott in der Höhe! Sein erhabenster Name werde geheiligt!“
[2.217.14] Als sich nun das Geschrei etwas legte und man ganze Scharen vor Dank und Freude weinen sah, und sah, wie auch gar viele ihre Hände an die Brust legten und taten, als wollten sie ihre Herzen aus dem Leibe reißen und sie dann gegen den Himmel schleudern – was eine Folge ihrer erwachten Liebe zu Gott war –, da drang auf einmal ein großer, alter, aber sonst kräftiger Mann aus der Menge hervor.
[2.217.15] Lamech und Kisehel konnten ihn aber nicht zu Gesicht bekommen, denn er hatte sein Angesicht mit einer Hand bedeckt.
[2.217.16] Der Kisehel wandte sich an seine Liebe, auf dass er erführe, wer das sei; aber diese sagte zu seinem Geist: „Höre ihn, und du wirst ihn aus seinem Wort erkennen!“
[2.217.17] Als der Kisehel solches vernommen hatte, ermannte er sich und sagte auch zum Lamech: „Bruder! Höre, dieser wird reden; danach erst werden wir ihn erkennen!“
[2.217.18] Und der Fremde stellte sich auf den Pfeiler und sagte darauf mit lauter Stimme:
[2.217.19] „Hört, ihr zahlreichen Scharen! Gott, der allerheiligste und liebevollste Vater hat Sich euer erbarmt und hat euch frei gemacht aus aller Sklaverei und hat die arge Schlange hinweggetan aus dieser Gegend, indem Er den Lamech gesalbt hatte mit dem köstlichen Öl Seiner Erbarmung und Gnade.
[2.217.20] Liebt Ihn aus allen euren Kräften, denn Er ist euch ein wahrer Vater! Er hat Seinen Zorn Selbst gefangengenommen und hat Sich als alleinig wahrer Vater euer erbarmt und will euch aufnehmen zu Seinen Kindern.
[2.217.21] Daher eilt Ihm in euren Herzen entgegen, denn morgen will Er, von mir geleitet, hier einziehen.
[2.217.22] O Kinder der Höhe, meine Väter und Brüder! Als der Vater unter uns wandelte, da sah man niemanden sich das Herz aus dem Leibe reißen wollend und Dir, o heiliger Vater, entgegentragend! Diese armen Kindlein aber tun solches!
[2.217.23] O, so komme Du, liebevollster heiliger Vater, und nehme sie auf, und mache sie uns gleich, damit wir Dich dann mit einer Stimme loben und mit einem Herzen lebendig lieben möchten!
[2.217.24] Freut euch ihr alle, Kinderchen, denn der Vater wird zu euch kommen und wird euch alle umfassen mit Seiner Vaterhand und wird euch geben das ewige Leben!
[2.217.25] Denn darum hat Er mich, Seinen Hohepriester, zu euch gesandt, auf dass ich euch solches künde aus der Höhe!
[2.217.26] Freut euch des heiligen Vaters, denn Er ist überaus gut, und voll Erbarmung!
[2.217.27] Morgen sollt ihr Seine Herrlichkeit sehen! Amen.“
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