Am 5. August 1842
[2.134.1] Hierauf erst konnte der Mahalaleel seinen Mund öffnen und folgendes sagen:
[2.134.2] „O Du heilige, große Wahrheit, Du ewiges Licht alles Lichtes, welch eine Tiefe, welch eine Fülle der heiligen Ordnung in Dir, Du allerliebevollster Vater!
[2.134.3] O wenn ich dieses alles auch so recht fassen könnte!
[2.134.4] Aber, o liebevollster heiliger Vater, da sieht es sehr locker aus in meiner Seele!
[2.134.5] Der Geist zeugt den Geist, die Seele die Seele, und das Fleisch wieder das Fleisch!
[2.134.6] Und alles also, dass da eines besteht im anderen und also auch durcheinander, so zwar, dass da auch eines aus dem anderen hervorgeht und eines das andere bedingt; eines ist da fürs andere.
[2.134.7] Aus dem All der Dinge ist der Mensch in seiner Vollendung, und diese ist das Endziel alles Geschaffenen!
[2.134.8] O Vater, wie unendlich groß ist Deine Weisheit! Du redest nie ein Wort umsonst, und jedes Wort aus Deinem Munde ist in der allerhöchsten Fülle wesenhaft wahr.
[2.134.9] Solches alles weiß ich lebendig in mir und sehe auch so manches ein; aber alles dessen ungeachtet muss ich mir leider doch wieder das traurige Zeugnis geben, dass mir von Deiner früheren Gnade so manches, ich will gerade nicht sagen, gänzlich, aber doch nahe – zum größten Teil – eben nicht unverständlich, aber dennoch so gewisserart dunkel war! Das heißt, was das Wort betrifft allein für sich, so habe ich wohl jedes sehr genau verstanden; nur hinter dem Wort, – ich will hier eigentlich sagen, dasjenige, was Du sicher so ganz eigentlich hast damit bezeichnen wollen, oder vielleicht den inneren Sinn betreffend, – siehe, o liebevollster, heiliger Vater, das ist es, wo ich mich nicht so ganz vollends zurechtfinden kann!
[2.134.10] Ich weiß es nur zu außerordentlich gut, dass einzig und allein nur ganz vollkommen ich selbst daran schulde; aber es ist mir mit dieser etwas traurigen Wissenschaft dennoch nicht geholfen, da ich deshalb dennoch nicht des Wortes innere Gemächer beschauen kann!
[2.134.11] Darum habe ich Dich, o liebevollster Vater, bitten wollen, so es Dir gefiele, dass Du mir auch im Hintergrund dieser Deiner überheiligen Worte möchtest nur ein kleinwinzigstes Lichtchen anzünden; sonst schaue ich die Sache wie in einer nächtlichen Dunkelheit an!
[2.134.12] Aber nur, wenn es Dir wohlgefiele, – wie schon gesagt! Amen.“
[2.134.13] Der Abedam aber sagte alsogleich darauf zu ihm: „Mahalaleel, warum brauchst denn du so viele Worte dazu, was du sehr leicht mit einem sagen könntest und zwar also:
[2.134.14] ‚Ich bin blind, Vater; mache, dass ich sehe!‘
[2.134.15] Siehe, das wäre ja genug; wozu denn so viel leeres, die eigene Blindheit mehr entschuldigendes als beschuldigendes Geschwätz?!
[2.134.16] Ich sage dir aber, dass da eben diese deine feine Geschwätzigkeit daran schuldet, dass du im Hintergrund Meiner Worte kein Licht zu erschauen vermagst.
[2.134.17] Tue sie von dir, und werde ein gerader, offener Mensch – und kein Bückling, so wirst du alsbald ganze Sonnenheere hinter Meinem Wort erschauen, welche dir alle die inneren Gemächer Meines Wortes zur Übergenüge erleuchten werden!
[2.134.18] Denn jede feine Rede ist ein duftender Opferrauch fürs eigene Herz; wenn aber das Herz also umnebelt ist, wessen Schuld ist’s dann, wenn selbst des hellsten Lichtes Strahlen nur matt schimmernd zum Herzen gelangen und da kaum des Herzens Äußeres ein wenig beschimmern, das Innere aber vollends unerleuchtet lassen?
[2.134.19] Also, wie gesagt, weg mit der Feinrederei, so wird das Herz des Lichtes alsbald in der gerechten Menge haben!
[2.134.20] Gehe aber hin zu einem oder dem anderen, und du wirst keinen finden, der sich da beklagen möchte über irgendeine Dunkelheit in Meinem Wort; ja selbst dieses arme Mädchen aus der Tiefe kannst du fragen, und sie wird dir mit wenigen Worten zeigen, ob sie im Hintergrund Meiner Worte kein Licht angetroffen hatte!
[2.134.21] Ich meine aber, es wird hinreichend sein Mein Zeugnis und wird nicht nötig sein, sich eigens darum zu erkundigen, ob diejenigen Mein Wort verstanden haben, von denen Ich Selbst aussage, dass sie es verstanden haben!
[2.134.22] So du aber ablegen wirst deine Feinrederei, da wirst du auch aller derjenigen im Geiste ansichtig werden, welche da im Hintergrund Meines Wortes recht sehr viel Lichtes haben!
[2.134.23] So du aber nach deinem Wort verstehst, dass da eine Zeugung durch die andere bedingt wird, und dass alles in- und durcheinander entsteht und besteht, und endlich, dass der vollkommene Mensch der lebendige Endzweck aller Dinge ist – welches alles ganz richtig ist –, da setze nur eine gerechte Portion reiner Liebe hinzu, so wirst du gar bald und leicht erschauen, was alles da in den inneren Gemächern Meines Wortes noch verborgen ist.
[2.134.24] Denn die Liebe ist der Schlüssel, mit dem jeder alle die verschlossenen Gemächer Meines Wortes eröffnen kann.
[2.134.25] Tue also das, so wirst du sofort nicht mehr nötig haben, dich über die nächtliche Dunkelheit in den Gemächern Meines Wortes so feinredig zu beklagen!
[2.134.26] Solches fasse, – und handle danach! Amen.“
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