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90. Henochs Rede über die Freiheit in der Liebe zu Gott

[1.90.1] Und alsbald erhoben sich die Benannten und verfügten sich zu den noch immer auf den Angesichtern ruhenden Kindern und richteten an dieselben das liebreiche Gebot Adams aus, das da war ein Gebot der Freiheit oder eines, das das Gefangene wieder frei macht, weil es ein Gebot der Liebe ist.

[1.90.2] Nachdem sie ihren Auftrag beendet hatten, erhoben sich alsbald die Kinder, lobten und priesen Mich, da Ich Adams Herz erweicht hätte, ohne welche Erweichung sie Adam nicht mehr angesehen haben würden und sie offenbar hätten verschmachten müssen, wenn sie noch länger wären vom Abend gedrückt worden.

[1.90.3] Als aber Henoch wahrgenommen hatte ihre im Ernst und in aller Wahrheit frommen Herzens dankbare Stimmung gegen Mich wie auch gegen die Erzväter, sammelte er sich alsbald im Geiste Meiner getreuesten Liebe und richtete folgende Worte aus Mir an die nun erwachten Kinder des Abends, sagend nämlich:

[1.90.4] „Hört, liebe Brüder und Schwestern in Gott, unserem Gott, der da ist ein mächtiger Herr über alle Dinge und unser aller liebevollster, heiliger Vater, wie auch in Adam, der da ist ein geschaffener Erstling aus der allmächtigen, ewigen Liebe Gottes und ist unser aller Leibesvater!

[1.90.5] Das Gebot, das euch mit ehernen Banden hart geschieden hielt im lichtschwachen und liebekalten Abend, ist nun, als wäre es nie ein Gebot gewesen. Die große Wärme der ewigen Liebe Gottes hat die ehernen Bande zerfließen gemacht, wie der hohe Sommer das starre Eis auf den hohen Bergen, und gab euch nun ein anderes Gebot, ein Gesetz, dass ihr frei sein sollt, vollkommen frei, also wie ich und all die Väter vollkommen frei sind in der lebendigen Liebe zu Gott, der da Selbst die allerhöchste und allerreinste Liebe ist ewig, durchaus in und für Sich das Leben alles Lebens Selbst.

[1.90.6] So ihr Ihn mehr lieben werdet denn euch selbst, eure Alten und eure Kinder und alles, was die Erde trägt und gibt, da erst werdet ihr in euch erkennen, was das heißt: Frei sein in der Liebe zu Gott!

[1.90.7] Dann wird euch Gott erwecken. Und wie ihr bis jetzt wart voll Angst und Kummer unter des Gebotes der Weisheit hartschwerem Druck und seid nun geworden voll Freude ob der Freiheit, da wir euch erweckten aus der blinden Ehrfurcht langem Schlaf auf das Geheiß Adams, – also, und zwar in einem unaussprechlich höheren Verhältnis erst, werdet ihr jubeln, wenn Gott zufolge eurer großen Liebe zu Ihm euch selbst im Geiste und aller Anschauung der höchsten Wahrheit aus Sich zum ewigen Leben der Seele wie des Geistes vereint erwecken wird!

[1.90.8] Wahrlich, wer von euch heute beginnen wird, der soll morgen schon sich eines hochgesegneten Herzens erfreuen! Wer aber zögern wird in der Liebe und wird vielmehr beschäftigen seinen Verstand, bei dem wird auch Gott zögern und wird statt des Segens geben dem Verstand harte Steine zu kauen, die bei weitem eher Meister der schwachen Zähne werden als diese der unzerkaulichen, überharten Weisheitssteine!

[1.90.9] Frage sich aber ein jeder selbst, was da leichter sei: Gott zu lieben, wie Er ist unser aller liebevollster, heiliger Vater, oder Gott zu erkennen, wie Er ist Gott von Ewigkeit in Seines unendlichen Geistes ewiger Macht, Kraft, Herrlichkeit, Weisheit, Heiligkeit, Ordnung und Liebe!

[1.90.10] So du aber deinen Bruder zwingst, auf dass er dir enthülle seines Herzens Geheimnisse, siehe, da verbirgt dein Bruder vor dir Forschendem sein Herz, und du erfährst nichts von ihm denn eine Rüge, die dich zurechtweisend ermahnt, deine törichte Begierde im Zaume zu halten und dich nicht zu kümmern um die Geheimnisse deines Bruders Herzens, sondern um dessen Liebe nur, ob es dich liebt, wie du es liebst; wenn du dich aber nicht kümmerst um das, das allein deines Bruders ist, sondern liebst ihn dafür zehnfach mehr denn dich selbst, – siehe, wenn aber dein Bruder solches merken wird aus deinem Herzen, da wird er auftun seines Herzens Türe vor dir, und wird dich in selbem selbst herumführen in allen geheimen Schatzkammern, und wird dich über alles belehren, das dir entweder nützen und dich höchst erfreuen oder dich doch zuallermindest voll Vertrauen zu deinem Bruder machen kann!

[1.90.11] Sehet, liebe Brüder, eben also ist es auch bei Gott! Wer vermöchte je Gott zu zwingen, dass Er Sich einem zeigen und enthüllen solle?! Und täte Er’s, wer möchte es fassen und bleiben am Leben?! So ihr aber Gott liebt über alles, da wird Er euch nehmen in sein Herz, und wird euch führen und leiten in alle Weisheit und allerhöchste Erkenntnis von Ewigkeit zu Ewigkeit mehr und mehr – je nach der Fähigkeit und Größe der Liebe, die ihr zu Ihm in eurem Herzen hegt!

[1.90.12] O liebe Brüder, daher forscht nicht und sorgt nicht für den Verstand, sondern liebt Gott, unsern aller liebevollsten, heiligen Vater aus allen euren Kräften über alles, so werdet ihr in einem Augenblick mehr empfangen, als was euer Verstand in seiner größten Schärfe höchst unvollkommen in Jahrtausenden enträtseln möchte!

[1.90.13] Liebe ist die Wurzel aller Weisheit; daher liebt, wollt ihr wahrhaft weise werden! So ihr aber liebt, da liebt der Liebe und nie der Weisheit wegen, so werdet ihr wahrhaft weise sein!

[1.90.14] Ihr seid nun frei im Abend; aber die Liebe wird euch erst vollkommen frei machen im Herzen. Kommt morgen, kommt alle in der Liebe zur neuen Feier des Sabbats in der wahren, freien Liebe zu Gott! Amen!“

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