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75. Henoch ermutigt die Urväter

[1.75.1] Und alsbald dankte Mir Henoch im Herzen für ein so großes Stück Brot aus dem wahren väterlichen Hause, begab sich dann in die Mitte der schwachen Väter und fing an, folgende Trostworte aus Mir an sie zu richten, sagend nämlich:

[1.75.2] „O liebe Väter, ein kleines, etwas außergewöhnliches Wunder hat der heilige Vater und Herr aller Macht, um uns aus dem Schlafe angewohnter Lauheit zu erwecken, gnädigst zugelassen: Einem Tier löste Er die sonst ewig stumme Zunge und ließ ein geringes Fünkchen der ewigen Wahrheit über die sprachungewohnte Schnauze nur gleiten. Wir vernahmen das gehaltschwere Fünkchen und entsetzten uns sehr darob, als wenn wir der ewigen, qualvollen Vernichtung im unerbittlichsten Angesichte gestanden wären!

[1.75.3] O der eitlen Furcht und halben Verzweiflung! Sagt mir, liebe Väter, was darf der wahrhaft Liebende denn wohl fürchten?

[1.75.4] Ist denn nicht die wahre, uneigennützige Liebe zu Gott die schützende Hand des heiligen Vaters, an unsere Brust gelegt, vor deren Macht alle Unendlichkeit in ihren tiefsten Fundamenten ehrfurchtsvoll gehorchend erbebt?!

[1.75.5] Trägt nicht derselbe Finger Gottes, dessen ganze Hand uns wohlschirmend erhält, das ganze unermessliche Gewölbe der Unendlichkeit mit all den zahllosen Sternen, der Sonne und dem Mond, – und wir werden beinahe regungslos schwach über eine ungewohnte Kleinigkeit, während wir ein bei weitem größeres Recht hätten, schwach und gänzlich mutlos zu werden, so wir ein wenig über uns selbst nachdächten, wie dieses unerhörte Wunder der Sprachfähigkeit uns ununterbrochen also eigen ist, dass wir also reden können, dass es da beinahe kein sichtbares Ding mehr gibt, welchem wir nicht vermöchten mehr denn tausend Namen zu geben?!

[1.75.6] O sehet, das wundert uns nicht, und wir werden auch gar nicht schwach, so wir miteinander Worte wechseln!

[1.75.7] Wenn uns aber die unendlich größeren Wunder in Anbetracht unserer Fassungsfähigkeit nicht schwach machen, o wie töricht ist es hernach, vor dem Gezirpe einer Erdgrille ohnmächtig zu werden! Hört, da sieht noch viel mehr knechtische Furcht denn die eigentliche lebendige Liebe heraus!

[1.75.8] Kann aber wohl der Lebendige durch und durch selbst vor dem Tode erschauern oder, schwach werdend, zurückbeben vor ihm?

[1.75.9] Wahrlich, wenn der Lebendige vor dem Tode bebt, trägt er selbst noch gewaltige Spuren des Todes in sich!

[1.75.10] Wurde der Mensch denn nicht gesetzt zu einem Herrn aller Geschöpfe im großen Weltenraum?! Wie ist es mit ihm denn geworden, dass er vor dem Gesumse einer rauen Fliege zurückbebt, als hätte Gott schon ein halbes Gericht über ihn gehalten?

[1.75.11] O liebe Väter! Ich weiß, was daran schuldet; nicht etwa, wie ihr meint, des Vaters und der Mutter erster Grundfall – denn dieser war selbst nur eine Folge davon –, sondern das ist es, dass der Mensch in seiner Freiheit sich groß und mächtig zu dünken anfängt und verliert sich dann in diesem törichten Eigengroßdünkel so weit, dass er meint, an jedem Haar hingen Sonnen und Welten. Wenn aber dann der liebevollste, heilige Vater das töricht schlafende und träumende Kind durch irgendeinen kühlenden Tropfen voll Liebe, Erbarmung und Gnade erweckt, dann schlägt es plötzlich seine Augen auf, erkennt seine Schwäche und Nichtigkeit und weint, da es nur ein schwaches Kind ist.

[1.75.12] Wenn es aber dann den starken Vater erblickt, da freut es sich, läuft in aller Liebe zu ihm hin, liebkost den starken Vater und bittet ihn um Brot; und wo ist der Vater und die Mutter, die da von sich stoßen möchten ihren Liebling?!

[1.75.13] Wenn aber das Kind trotzig ist, so weiß es der Vater zu strafen, auf dass es sanft werde. Wenn sich aber das Kind nimmer möchte völlig erwecken lassen, wird da der Vater wohl auch nur ein Mittel unversucht lassen, um es wieder zu erwecken zum Leben?

[1.75.14] Und hat das Kind wieder seine Augen aufgemacht und angelächelt den bekümmerten Vater, wird sich der Vater darüber nicht mehr freuen als über hundert Wache?!

[1.75.15] O liebe Väter! O seht, wie eitel eure Furcht und Schwäche ist! Wacht auf in der Liebe, und seht, wie der große, liebe, heilige Vater euch sehnsuchtsvoll und liebebekümmert zur Seite steht und harrt, wann ihr eure Augen der Liebe zu Ihm emporschlagen möchtet!

[1.75.16] O wacht auf! Er ist uns kein ferner Vater, sondern ein naher Vater ist Er uns und voll Liebe, Sanftmut und Geduld!

[1.75.17] Seid ihr jetzt auch noch schlafmatt und traumerschöpft, – wacht vollends auf, und ihr werdet gestärkt werden, dass ihr wie junge Hirsche vor Freuden springen werdet! Oh, so erwacht in der Liebe zum Vater! Amen!“

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