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61. Wie das Wort Gottes angenommen werden soll

Am 11. Februar 1841

[1.61.1] Und als der Henoch solche Rede vollendet hatte, siehe, da erhob sich alsbald Seth wieder und sprach: „Oh, was sind wir, und was vermögen wir? Nichts!

[1.61.2] So wir zwar reden menschlicherweise untereinander, so dünkt es uns weise; aber nun ist es mir klar geworden, dass alle unsere Weisheit vor Gott eine bare Torheit ist, daran Er sicher kein Wohlgefallen haben mag.

[1.61.3] Hört, war meine frühere Rede nicht eine, die nur dem edelsten Menschenherzen zu entstammen vermag?! Was ist sie jetzt? Nichts als eine eitle Torheit; und ich gleiche dadurch einem Verblüfften, der, mit seinen Gedanken in die ganze Welt zerstreut, in seiner Wohnung fragt nach seiner Hütte!

[1.61.4] Aber warum, warum konnten denn wir unsere vanne [eitle] Torheit nicht eher begreiflich einsehen und gaben uns gar so entsetzlich bloß vor dem Herrn? Es ist, dass wir allesamt blind seien, sonst wäre es ja unmöglich, dass wir den lieben Henoch darüber noch haben mit einer ganz unnötigen Frage zwecklos beunruhigen können, darüber wir ja wahrlich doch schon ohnehin die wunderbarste Bestimmung von oben her durch Ahbel, Henoch, Enos, Kenan und endlich wunderbar durch Asmahael selbst bestätigt erhalten haben – und wollten eher den Worten Henochs misstrauen als zu blicken in unsere eigene Blindheit! O der absurden Torheit! Wäre sie doch von uns nie begangen worden; denn wie unschicksam ist es jetzt, sich zu schämen als Vater vor den Kindern!

[1.61.5] Aber es ist nun einmal durchgehends nicht anders, und so sei es dem Herrn geopfert!

[1.61.6] Ich aber denke in meinem Herzen: Der liebevollste, heiligste Vater wird in Seiner großen Milde mir und uns allen unsere zu sorgliche Ängstlichkeit zuliebe halten und uns beraten in Seiner Liebe und nicht in Seiner Weisheit, gegen die wir gar zu außerordentlich nichts sind, und wird uns ansehen als schlafende Kinder, die da träumen, als wären sie wach, oder wenigstens mit geschlossenen Augen dafürhalten, dass, so sie nichts sehen, auch die Wachen nichts sehen müssen oder können!

[1.61.7] O du Henoch du, wecke du uns nur zu; es wird doch einst die Zeit kommen, dass wir auch sehen werden, was du siehst, und wir alle durch dich nun und einst!

[1.61.8] So wird es aber sein in der Zukunft, dass der Herr die Kinder zu Lehrern ihrer Eltern erwecken wird und wird geben den Eltern ein kindliches Herz. Und es werden dereinst noch Kinder kommen hinter uns, die in ihrer Ohnmacht Größeres tun werden denn wir in aller unserer Kraft. Und so wird allzeit des Herrn Wille geschehen!

[1.61.9] Und du, lieber Henoch, stehe auf und sage mir, ob ich also recht geredet habe, und erquicke dadurch unser aller Herzen! Amen.“

[1.61.10] Nach dem aber lächelte der Henoch all die Väter gar liebefreundlich an und sagte: „O liebe Väter, vergebt mir meine manchmalige scheinbare Härte; denn nicht ich, euer Sohn Henoch, wende da meine Zunge, Worte zeugend zu eurem Verständnis, sondern der Herr wendet sie nach Seinem Wohlgefallen. Dafür kann aber ja das Werkzeug nicht, so es der Herr gebraucht nach Seinem Wohlgefallen! Und so ich da rede Dinge, deren Sinn verborgen liegt gleich dem Keim im Samenkorn, so lehrt das Benehmen und hier ja schon die wohlgeordnete Natur, dass auch der Keim aus dem Samenkorn nicht alsobald in vollreifer Frucht hervorbricht, so er erst kaum in die Erde gelegt wurde, – sondern da muss das Korn erst zunichtewerden und verfaulen um den Keim; da wird erst das Leben frei und wächst nach und nach unter manchen Stürmen, Sonnenschein und Regen zur segensreichen, tausendfachen Frucht empor.

[1.61.11] Sehet, geradeso ist es auch mit jeglichem Wort des Herrn! Nicht also, wie es gegeben wurde, wird es fruchtbringend sein, – sondern so es gelegt wurde in das Erdreich unserer Herzen, so wird es gelegt in seiner wohlverwahrenden, harten Schale; wenn aber dann durch unsere Liebe diese harte Schale aufgelöst und verzehrt wird im Herzen, sehet, da wird dann der lebendige Keim oder das lebendige, werktätige Verständnis ans Licht der Sonne des Geistes hervorbrechen und unter manchen stürmenden Prüfungen, Lieberegen von oben und Gnadenlicht vom heiligsten, liebevollsten Vater wohlgedeihend reifen zur unschätzbaren Frucht alles Lebens und aller Liebe in der Weisheit Gottes, unseres Vaters!

[1.61.12] O Väter, sehet, so ist es der Wille des Herrn; und also sollen wir auch jegliches Seiner Worte ergreifen! Und so erst werden wir an den Tag legen vor dem Herrn, dass wir wahrhaft Seine Kinder sind, die das Wort des Vaters verstehen und wohl erkennen Seine Stimme allzeit. Amen.“

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