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53. Adams Zeugnis über Henoch

[1.53.1] Und als der Adam hoch überrascht solche Rede aus dem Munde Henochs vernommen hatte, da rieb er sich die Stirne und schlug sich auf die Brust bei sieben Male und sagte endlich:

[1.53.2] „O Liebe, was bist du, dass ich dir nicht zürnen kann? O Henoch, höre, du bist ein gewaltiger Redner; denn du hast mir stark meine Schuld vorgerückt und berührtest diejenigen Seiten stark in mir, die bis jetzt noch jedem ein unantastbares Heiligtum seit Ahbel geblieben sind. Aber wer kann dir gram werden, da du Worte redest, die nicht auf deinem Grunde gewachsen sind und reine Worte der ewigen Liebe sind?!

[1.53.3] Denn also du redest, kann kein Mensch reden, außer es ist ihm gegeben von oben; und auch hätte niemand die Kraft, etwas vor mir zu reden, so ihm nicht gegeben wäre solcher mächtige Sinn von der ewigen Macht der Liebe des heiligsten Vaters.

[1.53.4] Du aber redest ohne Scheu aus der Macht deiner großen Liebe zu Gott und teilst aus vom großen Gefäß, und so hast du keine Verantwortung; denn aus deiner Liebe wird jede Schuld verantwortet, und so auch die meinige. Und ich kann dir nichts erwidern, als dass du sicher ein Mann nach dem Herzen Gottes bist; denn so du redest, da bebt mein Herz wie das eines Kindes in der finsteren Sturmesnacht, und so du betest, da weint mein ganzer Leib.

[1.53.5] O Henoch, deine Rede gleicht allzeit einer aufgehenden Sonne, der man anfangs gar fröhlich ins Angesicht schauen kann; aber wenn sie sich dann stets höher und höher erhebt, so muss sich dann auch jeder Beobachter sein Gesicht verhüllen, denn solcher Strahlen Kraft vermag dann des Menschen finsteres Auge nimmer zu ertragen und lebend zu bleiben in seiner Sehkraft.

[1.53.6] O Henoch, du hast mir jetzt wohl sehr viel gesagt, so dass ich es wohl je kaum in diesem Erdenleben vollends fassen werde, und machtest mich fröhlich und betrübt, – fröhlich, weil dein Engelsgeist noch nie so hell wie jetzt aus dir geleuchtet hat, – betrübt aber machtest du mich darob, weil dein übersonnenstarkes Licht mir gar außerordentlich klar gezeigt hatte meine unnennbar großen Mängel vor Gott und dessen ewig heiliger Ordnung!

[1.53.7] Aber wenn ich wieder denke, dass du, mein lieber Henoch, es bist, der du uns gestern die unerwartete Ankunft der ewigen Liebe angezeigt hast, dann werde ich wieder fröhlich, so ich dich nur ansehe und bedenke, dass du ein Liebling des großen, heiligen Vaters bist, wodurch du auch der meinige für mein ganzes Leben geworden bist und auch bleiben wirst, solange ich auf dieser Erde noch wandeln werde, wie dein Name gleich dem meinigen bleiben wird bis ans Ende aller Zeiten.

[1.53.8] Nun aber, lieber Henoch, lasse uns wieder zurückkehren in die Hütte, daselbst uns der Seth schon sicher ein Frühstück bereitet hat; nach dem Frühstück aber wollen wir die arbeitenden Kinder hie und da besuchen und sie erfreuen mit unserer Gegenwart, und es soll dabei sein die Eva, der Seth und dessen erster Sohn Enos, und wieder noch des Enos erster Sohn Kenan, der Seher, und wieder noch auch des Kenans erster Sohn Mahalaleel, und wieder noch auch dazu dessen erster Sohn, dein Vater Jared, und du aber an meiner rechten Seite, – und so wollen wir nützlich den Vortag zubringen. In der Mitte des Tages aber wollen wir unsere Glieder stärken unter lautem Vor- und Nachlob des Herrn; den Nachtag aber wollen wir wieder, in uns kehrend, in meiner Hütte zubringen und wohl gedenken der gestrigen großen Heimsuchung.

[1.53.9] Dir aber sei nimmer dein Mund geschlossen, denn deine Rede tut allen not. Besonders aber sei eingedenk, mit deiner gesegneten Zunge vor deinen Vätern und Brüdern zu heiligen den morgigen freien Sabbat; und wie du jetzt geredet hast ohne Rücksicht, desgleichen tue auch heute, morgen und fortan!

[1.53.10] Und nun siehe den Seth uns schon entgegeneilen, und so lasse uns gehen! Amen.“

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