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24. Kahin flieht vor Hanoch und wird zu Atheope

[1.24.1] Und nun siehe, da fing Kahin an zu weinen und zog mit seinem Weib und vier Kindern, zwei Männlein und zwei Weiblein, von dannen und kam nach vierzig Tagen an die Ufer der Meere und erschrak da beim Anblick der großen Gewässer, da er glaubte in allem Ernst, das Ende der Welt erreicht zu haben. Und er dachte: Wenn mich nun Hanoch verfolgte, wohin werde ich da fliehen?

[1.24.2] Vor mir ist das Ende der Welt und links und rechts sind hohe Berge, die ich nicht betreten darf, und das gnädige Auge und das Ohr des Herrn ist verschlossen für mich. Auch sehe ich hier lauter fremde, ungesegnete Früchte; wer wird sich dieselben zu essen getrauen? Und unser Vorrat, den wir mitgenommen haben, ist nun auch verzehrt! Was soll ich nun tun?

[1.24.3] Ich will denn doch noch einmal versuchen, ein großes Geschrei an den Herrn zu richten; entweder wird Er mich erhören, oder Er wird uns zugrunde gehen lassen, und so wird es uns doch wenigstens am Ende ergehen nach Seinem Willen, den wir gewiss die ganze, lange Zeit hindurch in unserer großen Blindheit nicht erkannt haben.

[1.24.4] Und siehe, da fing Kahin nach einem Zeitlauf von siebenundsiebzig Jahren wieder an, zu Mir zu beten, drei Tage lang Tag und Nacht hindurch ohne aufzuhören, und schrie in einem fort: „Herr, Du Gerechter, Du Liebevollster, sehe gnädig herab auf Deinen größten Schuldner, und tue mir nach Deinem heiligen Willen!“ Und diese Worte wiederholte er zu tausend und tausend Malen.

[1.24.5] Und es dauerte Mich seiner, da er so gar gewaltig und unendlich elend schrie. Siehe, da sandte Ich den Ahbel zu ihm in einer Feuerflamme, welcher zu ihm die Worte aus Mir richtete und sagte: „Kahin, erhebe dich vom Boden, und sehe mir ins Angesicht, und sage mir dann, ob du mich noch erkennst!“

[1.24.6] Da richtete sich auf der Kahin und betrachtete furchtsam die Flamme und erkannte sie nicht, weder an der Stimme noch an der Gestalt, und fragte sie dann, bebend vor zu großer Angst: „Wer bist du sonderbares Wesen denn in dieser Flamme?“

[1.24.7] Und der Ahbel antwortete ihm: „Ich, dein Bruder Ahbel, bin es in der Flamme der göttlichen Liebe vor dir! Was willst du denn, dass dir geschehen solle?“ – „O Bruder“, sprach Kahin, „so du es bist, – sehe, ich habe keinen Willen mehr! Mein Sohn Hanoch hat mir alles genommen, auch meinen Willen; nun habe ich keinen Willen mehr, und sehe, wie wir jetzt da sind, sind wir alle gänzlich willenlos! Daher kann ich nichts anderes sagen als: Mir und uns allen geschehe nach dem heiligen Willen des Herrn!“

[1.24.8] Da sprach Ahbel: „Nun so höre denn! Das ist der Wille des Herrn, meines Vaters und deines Gottes, dass ihr essen sollt von all den Früchten, die ihr hier finden mögt, ohne Furcht und Scheu; denn die Schlange hat dich vertrieben hierher, und ist daheim geblieben bei deinen Kindern in der Stadt Hanoch mit all ihrem Gift und wird mit euch nichts mehr zu tun haben. Denn so der Mensch seinen Willen hingegeben hat, da gibt es für die böse Brut nichts mehr zu tun; wer aber da seinen Willen hat untertan gemacht der Schlange, der ist ein Gefangener von ihr, und das Ende seines Wirkens ist herbeigekommen.

[1.24.9] Wer aber geflohen ist aus ihren nun stark gewordenen Schlingen und so gerettet hat den letzten Tropfen seines Willens und hat denselben niedergelegt auf die Erde im Angesichte Jehovas, dem wird Er geben einen neuen Willen aus Sich, damit er dann ferner handeln möchte als ein Werkzeug des Herrn. Und so ist auch für dich der Wille des Herrn, fernerhin zu handeln nach Seinem Willen; und so dich und die Deinen auch dereinst möchten finden die Nachkommen Hanochs, so werden sie dich nicht erkennen und die Deinen, da euch die Liebe des Herrn ganz schwarz brennen wird bleibend.

[1.24.10] Und der Name ‚Kahin‘ wird dir genommen werden, und ein anderer Name wird dir gegeben werden, und dieser heißt ‚Atheope‘, das heißt ‚der Willenlose nach dem Willen Gottes‘. Und sogestaltet musst du mit den Deinen flechten aus Rohr und Schilf einen sehr großen Korb, sieben Mannslängen lang, drei Mannslängen breit und eine Mannslänge hoch, sehr fest, und ihn dann verpichen mit Harz und allerlei Pech. Und so du dieses verrichten wirst mit allem Fleiß, dann musst du ihn stellen ans große Wasser hin und sollst sammeln Früchte auf vierzig Tage lang; und so du das getan haben wirst, dann legt die Früchte in den Korb und steigt endlich allesamt in denselben!

[1.24.11] Und dann wird der Herr kommen lassen eine große Flut vom großen Gewässer her, welche den Korb heben wird mit euch, und wird euch tragen hin in ein fernes Land in der Mitte dieser großen Gewässer, da ihr vollkommen sicher sein werdet vor allen Nachstellungen Hanochs.

[1.24.12] Und da werden sein nahe, weit und breit, kleine Länder in diesem großen Gewässer, und so euer zu viele werden in einem Land, dann sucht die nächsten, und so fort und fort, und belebt so nach dem Willen des Herrn nach und nach alle Kleinlande in den großen Gewässern.

[1.24.13] Und so ihr nicht vergessen werdet des Herrn, so wird Er einst euch zu bewohnen geben ein großes, festes Land, da ihr bleiben werdet bis ans Ende der Welt, wenn es erst zuvor gereinigt wird vom Fluch durch die bald darniederstürzenden Fluten, die da ersticken und töten werden die Nachkommen Hanochs und auch sehr viele Kinder Gottes, die sich werden fangen lassen von den schönen Töchtern Hanochs.

[1.24.14] Jedoch sollen euch Willenlose nicht erreichen die Ströme dieser Fluten, da euch der Wille des Herrn gesetzt hat auf die Gewässer Seiner großen Erbarmungen. Und so ihr irgendetwas benötigen werdet, so wisst ihr ja ohnehin, wo der große Geber ist, der euch nicht verlassen wird, so ihr Ihn nicht verlassen werdet in euren Herzen.

[1.24.15] Und nun trete näher, du Kahin!“ – Und siehe, da trat Kahin hin zum Flammenbruder Ahbel, und Ahbel umarmte ihn, und so wurde er schwarz wie eine Kohle, und seine Haare wurden gekraust wie ein Pelz. Und so geschah auch allen noch fünf übrigen.

[1.24.16] Und da sprach Ahbel: „Nun, Bruder Atheope, bist du frei von jeder Schuld, die daheimgeblieben ist beim Hanoch, und so tue du denn nun nach dem Willen des Herrn! Amen.“

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