Am 3. Dezember 1841
[1.166.1] Und weiteres fragte Abedam den Jared: „Jared, möchtest auch du Mir kundgeben, was du derzeit gefunden hast in dir gleich den Vätern, während wir abwesend waren?“
[1.166.2] Und der Jared antwortete: „Sieh, ich wusste, dass da wenig oder nichts zu finden sein wird; daher suchte ich auch nichts, sondern tat mir vor und nach dieser ausgestandenen Wetterangst allerlei träumend gütlich. So träumte ich den höchst angenehmen Zustand, so der Asmahael geblieben wäre und hätte bei mir gewohnt. Oh, wie selig wär’ ich da gewesen!
[1.166.3] Wieder träumte ich: Wenn Er hernach als Emanuel Abba nur wenigstens bis zu diesem Sturm bei uns geblieben wäre, wie hätten wir alle dann demselben entgegengejubelt!
[1.166.4] Wieder träumte es mir, als hätte Emanuel Abba diesen Sturm uns geflissentlich zukommen lassen, um unsere Liebe und unser Vertrauen zu Ihm unseretwegen selbst zu prüfen. Und wieder träumte ich: Wer weiß es, vielleicht ist eben in diesem Sturm unter uns der Emanuel und gar im Sturm selbst?!
[1.166.5] Und also baute und baute ich Träume auf Träume. Licht wollte mir zwar nirgends werden; allein mir war es leichter und traulicher ums Herz.
[1.166.6] Denn ich dachte mir: Wenn ich von Dem, den mein Herz so heiß liebend erfasst hat, nur träumen kann, wie ein junger Werber von seiner neuerwählten Braut träumt, so ist das ja schon ohnehin eine große Gnade, der ich nicht im Geringsten würdig bin!
[1.166.7] Und siehe, also schuf ich mir eine Seligkeit um die andere und träumte mich von einem überglücklichen Zustand in den anderen! Und das auch ist alles, was ich gefunden habe! Was hätte ich auch anderes suchen und finden sollen als nur das, was meiner Liebe Geliebter mir gab, und ich setze noch hinzu, dass ich auch wahrlich nichts anderes suchen und finden möchte. Und ich glaube aber auch fest, dass mich der Emanuel mit diesem mich allzeit überaus beseligenden Fund, so nach Seiner Lehre ich diese Erde werde verlassen müssen, einst nicht ungnädig ansehen wird!
[1.166.8] Also will ich mich aber stets freuen meines Gottes, meines Emanuels, meines liebevollsten Abbas!
[1.166.9] Siehe also, du lieber, fremder Mann, wie schon gesagt, solches ist mein unvergänglicher Fund!“
[1.166.10] Der Abedam aber hielt bei diesem Bekenntnis Jareds Sich die Hand vor die Augen und barg eine Träne vor ihm. Erst nach einer längeren Pause tat er die Hand von Seinen Augen und sagte endlich zum Jared:
[1.166.11] „Jared, stehe auf und komme zu Mir! Denn von nun an sollst du nicht mehr nötig haben, zu träumen vom Emanuel, den du so liebhast, und hast Ihn allzeit geliebt, darum sich auch schon Asmahael in deiner Hütte zu wohnen durch der Väter Mund bestimmte. Ja, nicht mehr träumen sollst du von Ihm, sondern du sollst Ihn allzeit haben lebendig unter dem Dach deines Hauses!
[1.166.12] Jared, hierher komme, und scheue dich nicht; denn siehe, dein Emanuel, dein Abba, dein Vater streckt hier Seine Arme nach dir aus!
[1.166.13] Siehe, Ich will einen Himmel bauen, – er soll der höchste sein unter allen Himmeln; aber darein wird niemand gelassen werden, der da nicht kommen wird mit dem Fund Mir entgegen, mit dem du Mir im Stillen allzeit entgegenkamst wie jetzt!
[1.166.14] O du Mein Jared du! Siehe den Henoch, den Mathusalah und den Lamech, ihr alle wohnt unter einem Dach! Die Liebe ließ euch nicht trennen und also Mich auch nicht von euch. Und also will Ich auch bei euch und allen euren Nachkommen verbleiben. Darum aber werden bis ans Ende aller Zeiten deine Stammesnachkommen wohl erkennbar sein, dass Ich bei ihnen allzeit einkehren werde!
[1.166.15] Seht ihr alle, also ist die rechte Liebe beschaffen: Stille duldend und nichts suchend denn allein den Gegenstand, den das Herz liebt. Und hat das Herz den gefunden, dann ist es glücklich und überglücklich, – wenn es den Geliebten auch nicht vor den Augen hat, aber desto mehr im Herzen!
[1.166.16] Wenn aber der Geliebte sieht die stille, duldende Sehnsucht des Liebenden, da er ist voll Demut und getraut sich kaum, aufzublicken zu dem Geliebten, – wahrlich, der ist es, dessen Liebe gleichkommt der Liebe Dessen, den er liebt, und der ihn schon liebte, ehe er noch war!
[1.166.17] Wer also tun wird, wie Ich dem Enos geraten, der wird leben; aber wohnen werde Ich nur in Jareds Häusern! Amen.“
[1.166.18] Und endlich wandte sich Abedam noch zum Mathusalah und fragte auch ihn, sagend: „Mathusalah, du weißt es nun, wer mit dir spricht; aber darum sollst du dich nicht scheuen, Mir auch deinen Fund zu weisen. Und also tue, so du es willst!“
[1.166.19] Und der Mathusalah, von zu hoher Ehrfurcht ergriffen, sagte endlich mit zitternder Stimme: „O Herr und Vater, der Du alle Herzen durchschaust und prüfst alle unsere Eingeweide, wie magst Du mich fragen, mich Nichts vor Dir?
[1.166.20] Siehe, ich kenne mich nicht; Du aber kennst mich durch und durch! So ich nun reden möchte vor Dir, wie leicht könnte es geschehen, dass mir Unkundigem eine Unwahrheit über die Lippen käme!
[1.166.21] Wie stünde ich dann vor Dir, Du heiliger Vater?! Daher richte mich, wie Du mich gefunden; aber gnädig und barmherzig bleibe mir!“
[1.166.22] Und der Abedam erwiderte ihm: „Mathusalah, was du gesprochen, hast du auch gefunden; dein Fund steht vor dir! Ich sage dir, du wohnst auch in der Hütte Jareds, und in derselben wohnst du mit Mir also unter einem Dach!
[1.166.23] Also sollen alle suchen; unter dem Dach sollen alle wohnen! Die also suchen werden, werden auch finden dir gleich!
[1.166.24] Dass du Mich aber auch einen Richter nanntest, dafür sollst du am längsten auf der Erde leben; denn siehe, Ich bin zwar ein Richter den Geschöpfen allen, – allein die Kinder sollen den Vater nicht Richter heißen! Fürder aber sollen alle die gerichtet werden, die den Vater als Richter rufen werden. Das lange Erdenleben sei dir somit eine kleine Gabe des Richters, damit du hinreichend Zeit haben möchtest, deinen Richter wieder als Vater anzuerkennen! Amen.
[1.166.25] Und nun, ihr Kinder, die Mitternacht ist nicht mehr ferne; euer Leib bedarf der Ruhe, und so lasst uns zur Ruhe gehen.
[1.166.26] Dir, Mein geliebter Jared, aber steht die Wahl frei, ob du hier bei Mir verbleiben willst, oder dass Ich mit dir in deine Hütte ziehe und bei dir verbleibe!“
[1.166.27] Und der Jared erwiderte: „O Vater, Du lieber Vater, jetzt wie allzeit geschehe Dein heiliger Wille!
[1.166.28] Bei Dir ist überall gut sein, und meine Hütte ist überall, wo Du bist; doch soll durch mich niemand verkürzt werden. Dein heiliger Wille! Amen.“
[1.166.29] Und der Abedam erwiderte ihm: „Ja, du hast recht gesprochen; und so bleibe du bei Mir! Amen.“
[1.166.30] Und also begaben sie sich alle zur Ruhe mit dank- und liebeerfüllten Herzen.
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