[1.143.1] Und der Adam dankte mit vollster Inbrunst seines Herzens dem Emanuel für die verheißene große Gnade und stellte sich wieder rückwärts auf den schon früher eingenommenen Platz.
[1.143.2] Und nach dem aber trat der Henoch vor und sagte zum Emanuel: „Siehe, Emanuel Abba, der Du bist heilig, überheilig! Also wäre alles bereitet; so es Dir wohlgefällig wäre, möchte ich Feuer legen nun auf den Altar und für uns alle Dir opfern das Lamm und die Früchte.“
[1.143.3] Emanuel aber entgegnete: „Henoch! Siehe, Ich bin weder hungrig, noch durstig, und du magst Mir mit dem Opfer keine Sättigung bereiten; das Mir angenehmste Opfer aber ist ein reumütiges, zerknirschtes, Mich suchendes und über alles liebendes Herz!
[1.143.4] Allein, da du schon den Altar erbaut, auf ihn das Holz gelegt und das Opfer bereitet hast, so kannst du ja legen dasselbe darauf und es Mir opfern! Amen.“
[1.143.5] Und der Henoch tat alles nach den Worten Emanuels und legte zuerst das Lamm lebendig über das Holz, welches noch nicht brannte, und schlachtete es auf dem Altar.
[1.143.6] Es bemerkte aber der Adam, dass sich solches nicht gezieme, am Altar das Blut des Lammes zu vergießen.
[1.143.7] Und der Emanuel entgegnete dem Adam, sagend: „Adam! Kümmere dich dessen nicht, was der Henoch tut; denn nicht dir, sondern Mir bringt er das Opfer! Und siehe, Mir ist es recht! Warum sollte es dann dich ärgern?
[1.143.8] Ich sage dir aber zum Zeichen Meines Wohlgefallens an der Opferungsweise Henochs, dass eben also der Allerhöchste dereinst dem Allerhöchsten das allerhöchste Opfer darbringen wird! Verstehe es wohl! Amen.“
[1.143.9] Und der Adam entgegnete etwas verblüfft gewisserart fragend: „O Emanuel! Gibt es denn außer Dir Allerhöchstem noch einen Allerhöchsten, oder wie ist das zu verstehen?“
[1.143.10] Und der Emanuel sagte: „Ich sagte, und nun sage Ich dir: Jenseits des Fleisches gibt es noch vieles Verborgene; doch in deinem Fleische wirst du solches nimmer erschauen! Denn des Fleisches Lehrerin ist die Zeit; der Geist aber wird es erkennen, wenn er wieder dahin gelangen wird, da er hervorgegangen ist. Amen.“
Am 6. November 1841
[1.143.11] Nun war das Lamm geschlachtet, und der Henoch nahm Steine und rieb sie gewaltig aneinander über untergelegtem, mit trockenem Harz bestäubtem, dürrem Stroh; allein ihm, dem sonst besonders geschickten Feuermacher, wollte diesmal seine Kunst nicht gelingen, darum er alsbald hinging zu Emanuel und sagte:
[1.143.12] „Herr, Abba Emanuel! Siehe, ich bringe diesmal kein Feuer zuwege; o lasse mich doch ein Feuer machen!“
[1.143.13] Und der Emanuel erwiderte dem Henoch: „Siehe, Mein geliebter Henoch, so dir das Feuer nicht gehorcht, magst du ja zufrieden sein; denn es ist besser, ein Herr seines Herzens zu sein denn ein geschickter Feuerwerker! Also ist Mir auch angenehmer einer, der sein eigenes Herz zu Mir erhebt, als einer, der durch sein Wort und durch seine Feuerreden Tausende zu Mir gewendet hätte, bei sich selbst aber bliebe er ein kaltes Opfer, darunter kein Feuer der Liebe lodert, sondern allein kalte Weisheit.
[1.143.14] So du aber kein Feuer zuwege bringst, siehe, dem soll bald abgeholfen sein! Gebe das Feuerzeug dem jungen, kräftigen Lamech! Unter seinen kräftigeren Händen werden die Steine schon geben, was sie dir versagten; du aber bleibe bei Mir, und lasse das Handwerk dem Lamech! Amen.“
[1.143.15] Und alsbald übergab Henoch überfreudig dem Lamech die Feuersteine, und dieser rieb sie also gewaltig aneinander, dass daraus alsbald eine so große Menge Feuers entstand, dass sich nicht nur davon alsogleich das Feuerstroh entzündete, sondern das Feuer ergriff auch alsbald das Holz und das Opfer, das da plötzlich in hellen Flammen aufloderte.
[1.143.16] Es wunderten sich aber alle über die Geschicklichkeit des Lamech. Da aber der Lamech sah solches Wunderlob der Väter und des Volkes, wandte er sich hastig zu ihnen und sprach mit großem Eifer:
[1.143.17] „O Väter und Brüder, seid ihr schon wieder von Sinnen und bringt mir ein Lob?! Wer ist denn der Emanuel? Wer hat und wer gibt da das Feuer?
[1.143.18] Wäret ihr nicht meine Väter und Brüder, wahrlich, ich möchte euch blinde Toren schelten! Gebt Dem Lob und Ehre, dem solches gebührt! Wem aber gebührt alles Lob und alle Ehre? So ihr es noch nicht wissen solltet, so sage ich es euch, dass solches nur Gott allein gebührt, da allein Er heilig ist und war und sein wird ewig! Amen. Versteht es wohl, amen!“
[1.143.19] Und alsbald wendete sich Emanuel zum Lamech und sagte zu ihm: „Höre, Lamech, fast zu viel des Feuers hast du gerieben!
[1.143.20] Dir wäre nicht gut Blitz und Donner anzuvertrauen, denn unter deinem Regiment möchte die Erde bald ganz verglast aussehen oder also, allda der Sonne hellster Strahl der tieferen Bäche Sand zerschmilzt und dann ihre Ufer überzieht mit einem zwar äußerlich durchsichtigen Glas, – aber eben darum, dieweil es äußerlich dann das Licht aufnimmt und durchlässt, wird es unter dem Glas dann finsterer und kälter denn da, wo noch der blanke Sand seine trockene Stirne den Strahlen der Sonne darbietet. Und höre: Auf dem Glas wächst ewig keine Frucht mehr!
[1.143.21] Daher nur sanft und gelassen und geduldig in allen Dingen und jeglichem Wort und in jeglicher Tat; denn Sanftmut, Gelassenheit und Geduld sind der beste Dünger des Erdreichs! So dann jemand säht einen guten Samen darein, da wird er dann aufgehen und dir und Mir eine reichliche Ernte geben!
[1.143.22] Wer aber mit Schwert und Knitteln dreinschlägt, und blitzt und donnert, der verwundet und tötet nicht selten, und es wird auf seinem Acker wenig Frucht zum Vorschein kommen.
[1.143.23] Wer aber da ist allzeit voll Sanftmut, Gelassenheit und Geduld, der begießt die Pflanzen seines Ackers, so der Sonne mächtige Strahlen das Erdreich trocken machen.
[1.143.24] Nun, lieber Lamech, urteile selbst, auf welchem Acker da des Segens Fülle sichtbar wird schon in kurzer Zeit!
[1.143.25] Daher sei auch du allzeit sanftmütig, gelassen und geduldig gegen jedermann, so wirst du die Herzen um dich versammeln und des Lebens Segen streuen über sie! Verstehe es wohl! Amen.“
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