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134. Das ewige Leben wird durch dir reine Liebe zu Gott erlangt

Am 29. Oktober 1841

[1.134.1] Nach diesen Worten Asmahaels, welche auch Enos, Mahalaleel und Jared gar wohl vernommen hatten, erhob sich auch der Adam und mit ihm alle übrigen und wollten hineilen zum Asmahael, teils von großer Ehrfurcht, welche vorherrschend war, teils aber von der mit der Ehrfurcht stets vereinten Liebe, welche besonders in Gegenwart des zu Achtenden selten abwesend ist, ergriffen. Allein der Asmahael hieß sie bleiben an Ort und Stelle und sagte folgendes zu ihnen:

[1.134.2] „Hört, Ich will euch ein Gleichnis sagen; dieses sollt ihr beurteilen! Also aber lautet es:

[1.134.3] So die Sonne scheint auf ein gutes Erdreich, dann springt das Erdreich in tiefe und weite Spalten auseinander, um den Strahl der Sonne tiefer und inniger in sich aufzunehmen, und um erwärmt zu werden vom selben durch und durch; der Sand aber springt niemals auseinander und lässt sich nur an der Oberfläche erwärmen. Und ist der Strahl von seiner Fläche gewichen, so ist auch die sparsam eingesogene Wärme dahin. Also ist es auch mit dem Stein: er lässt sich zwar sehr heftig erwärmen; allein kommen dann kalte Winde, so lässt er alsbald alle Wärme und wird kälter denn die Winde selbst.

[1.134.4] Also auch ist es, wenn da der Regen fällt vom Himmel: Solange es regnet, solange auch ist alles voll Feuchtigkeit; hat aber der Regen aufgehört und kommen wieder die reinigenden und trocknenden Winde, so werden Sand und Steine alsbald wieder trocken, und nur das gute Erdreich behält die belebende Feuchtigkeit des Regens und tränkt damit seine Pflanzenwelt.

[1.134.5] O seht in euch, ob es nicht etwa auch also steht mit euren Herzen, wie mit dem Sand und mit den Steinen!

[1.134.6] Dieweil ihr Mich nun an Meinen Taten und Worten und aus Henochs Zeugnis erkannt habt, so seid ihr auch erwärmt und darum voll Achtung und Liebe zu Mir; allein wenn Ich euch wieder unsichtbar werde, sagt, wird es da mit euch wohl sein wie mit der guten Erde?

[1.134.7] Ich bin nun schon so viele Stunden unter euch; wer aber aus euch hat Mir das getan, was Mir der Henoch tat?

[1.134.8] Ja, ihr achtet Mich hoch, aber auch der Berge steinige Spitzen saugen zwar der Sonne ersten und letzten Strahl in sich, da sie lichtdurstig sind; kommt dann aber auch die Wärme hinzu, so hüllen sie sich alsbald in dichte und düstere Nebel und Wolken, damit ihr ewiger Schnee und ihr ewiges Eis ja nicht schmelze und vergehe. Also auch ist eure Liebe gleich der Liebe der Kälber zum vollen Euter der Mutterkuh, da sie hinzuspringen und stoßen mit dem Kopf so lange darauf herum, das ist auf dem Euter, solange eine Milch im selben gewahrt wird; wollen aber die Zitzen durchaus keine Milch mehr geben, so verlässt das Kalb alsbald die Kuh, und dann ist nichts mehr zu erblicken am Kalb, das der Liebe gliche.

[1.134.9] Ihr habt nun gesehen, wie von Mir der Henoch aufgenommen wurde; desgleichen möchtet auch ihr aufgenommen sein. Ich frage aber euch, habt ihr Mich also aufgenommen wie der Henoch? Seht, der Henoch hat Mich aufgenommen aus reiner Liebe schon im Anfang; habt solches auch ihr getan?

[1.134.10] Ja, als ihr gesehen habt Meine Werke, da erst habt ihr Mich aufgenommen! Meint ihr etwa aus Liebe?! O seht, das tut die wahre Liebe nicht, wohl aber der inwendig verborgene Eigennutz! Weil Ich unter euch bin, so seht ihr den großen Vorteil, was durch Mich sich alles bewerkstelligen ließe, und also flößt euch Meine unendliche Macht die hohe Achtung und der damit verbundene Vorteil die Liebe zu Mir ein.

[1.134.11] Als Ich aber aus der Tiefe und der Niedrigkeit als Mensch zu euch kam, da ließet ihr Mich im Staub vor euch liegen!

[1.134.12] Sagt, wer hat Mich da in aller Liebe aufgenommen und hatte keinen Vorteil vor den Augen?

[1.134.13] Ihr habt zwar in Jehovas Namen die Vorladung der Kinder zur morgigen Sabbatfeier vorgenommen; meint ihr etwa, solches getan zu haben aus Liebe zum Jehova? Oh, da irrt ihr euch gewaltig; solches habt ihr nur getan aus sklavischer Furcht und daraus aus Hochachtung vor der unendlichen Macht Jehovas, und dann auch noch dazu aus furchtlicher und daher auch aus pflichtgenötigter Dankbarkeit, welche zumeist die Größe Gottes euch abzwang!

[1.134.14] Wo aber ist da die reine Liebe, die über alles dieses hinaus frei, durch nichts als durch die Liebe selbst genötigt, Gott über alles in sich selbst und so auch in jedem Gotteswerk treulich und unbestochen liebt?!

[1.134.15] Ihr möchtet Mir zwar sagen: ‚Herr, wir glauben ja, dass Du es bist, der alleinig wahre, heilige, große, ewige, mächtige Gott voll Liebe und Erbarmung und Liebe und Gnade!‘

[1.134.16] Ich aber sage euch, wer da nicht glaubt in der reinen Liebe seines Herzens, dessen Glaube ist soviel als nichts und hat vor Mir keinen Wert! Ihr mögt zahllose Male ‚Jehova!‘ rufen und sagen: ‚Großer, erhabener, mächtiger, heiliger, barmherziger usw. Gott, Herr, Schöpfer aller Dinge, lieber Vater!‘ und so weiter, – allein wahrlich, sage Ich euch, es ist euch viel besser, in dieser Hinsicht zu schonen eure Lippen, Zähne, Zunge, Gaumen, Kehle und Lungen; denn alles solche leere Glaubensgeplärr wird nie zu Meinem Ohr gelangen!

[1.134.17] Wer nicht dem Henoch gleich zu Mir kommt und spricht, da ist alles umsonst; Ich werde ihn nicht ansehen ewig! Und so er beten wird, da wird sein Gebet an eherne Ohren gelangen, und alle Himmel werden vor ihm mit metallenen Riegeln verschlossen bleiben so lange, bis nicht der letzte eigennützige Tropfen in was immer für einer Hinsicht aus seinem Herzen entschwunden sein wird.

[1.134.18] Wer Mich also liebt, der muss Mich lieben wie eine reine Braut ihren reinen Bräutigam, da sich nichts denn allein die Herzen anziehen; alles, was darunter oder darüber, ist eine Last der freien Liebe, darum sie sich dann auch nimmer erheben kann bis zu Meinem Herzen hinan. Denn was da ist unter der Liebe, das zieht das Herz in die schlammige Tiefe hinab; was aber da ist über der Liebe, das drückt sie zum Boden und beschwert das Herz so sehr, dass es dann zu schwach und kraftlos wird, um sich je wieder zu erheben.

[1.134.19] Also muss die Liebe aber rein sein, dass sie, durch nichts genötigt, sich frei erhebt und mit vereinter Kraft aus sich den frei gewählten Gegenstand erwählt, ihn umschlingt und ewig nimmer auslässt.

[1.134.20] Gott erkennen ist Wachwerden der Liebe, aber nicht Gott lieben selbst; Gott lieben aber heißt vollends leben in Ihm.

[1.134.21] Die Erkenntnis aber wird niemanden je beleben und ihm öffnen die heiligen Pforten der ewigen Liebe und somit des ewigen Lebens, sondern – wohlgemerkt und -begriffen! – allein die reine Liebe zu Gott und in Gott ohne oben und unten und somit ohne den allergeringsten Eigennutz als allein den der reinen Liebe selbst.

[1.134.22] Prüft nach dem nun eure Herzen, und dann erst erhebt euch und kommt zu Mir! Amen.“

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