(Am 9. Mai 1843 von 4—6 Uhr nachmittags.)
[2.8.1] Da wir uns nun bei der Tafel befinden, so wollen wir auch an dem hohen Schatz der Tafel teilnehmen. Hört aber, was der Herr vor dem Mahl spricht, indem Er sagt: Meine geliebten Kindlein! Als Ich einst auf Erden nach Meiner Auferstehung zu euch kam, da fragte ich euch, indem ihr etwas hungrig wart und eben nicht viel zu essen hattet: „Kindlein, habt ihr nichts zu essen?“ – Da zeigtet ihr Mir etwas Brot und etliche Fische. Ich segnete euch die Fische und das Brot und setzte Mich dann mit euch zu Tisch und aß mit euch. Nun frage Ich euch nicht mehr, ob ihr zu essen oder nicht zu essen habt, sondern aus Meinem unendlichen Schatz und Vorrat habt ihr in endloser Fülle ewig genug. Aber soll darum dieses von Mir auf Erden ausgesprochene Wort für hier keine Geltung haben?
[2.8.2] Ich sage euch: Diese Frage soll hier umso mehr eine vollkommene Geltung denn auf der Erde haben; und Ich kann aus diesem Meinem Reich allezeit diese höchst gewichtige Frage tun. – Ihr werdet Mir darauf antworten:
[2.8.3] O liebevollster Vater! Wir haben hier in Deinem großen Haus nur zu unendlich viel zu essen. – Ich aber sage euch:
[2.8.4] Diese Frage soll von Mir aus nicht gestellt sein, als beträfe sie euch, sondern diese Frage soll also gestellt sein, dass sie von Mir aus durch euch hinab zu Meinen Kindern auf die Erde dringen und durch diese übergehen soll in die ganze Unendlichkeit. Denn die Kinder auf der Erde sind nun in dem Zustand, als ihr wart sobald nach Meiner Auferstehung. Sie sind voll trauriger Gedanken und wissen noch nicht, was mit dem Herrn geschehen ist. Sie haben ebenfalls nur eine dürftige Nahrung, die da gleicht den Fischen und dem Brot, das ihr hattet.
[2.8.5] Die Fische sind das Alte und das Brot das Neue Testament. Wie aber diese Speise ist bei den Kindern auf der Erde zum Teil versalzen, zum Teil ausgetrocknet, so ist es hier unter uns umso mehr an der Zeit, uns nun öfter mit dieser Frage an diese Kindlein zu wenden und sie zu fragen: Kindlein! Habt ihr nichts zu essen?
[2.8.6] Und sie werden uns ihren Vorrat vorweisen, und wir wollen ihnen diese Speise segnen zum guten, lebendigen Gedeihen, wie Ich euch eure Fischlein und euer Brot gesegnet habe, und wollen uns dann mit ihnen zum Tisch ihres Glaubens und ihrer Liebe setzen und mit ihnen essen, d. h. wir wollen sie im Geiste und in der Wahrheit aus ihrem schwachen Vorrat die wahren Wege zum ewigen Leben kennen lehren!
[2.8.7] Seht, hier ist die Mahlzeit, die Tafel gedeckt mit dem wohlbereiteten Lamm, Brot und Wein. Das Lamm, eine Speise gleich Meinem Herzen, das Brot, eine Speise gleich Meiner Liebe und Erbarmung, der Wein ein Trank aus Meiner unendlichen Weisheit Fülle.
[2.8.8] Ihr genießt es mit Mir, und Ich habe nicht nötig, euch zu fragen: Kindlein, habt ihr etwas zu essen? Aber so ihr es genießt mit Mir, da gedenkt der armen Kindlein auf der Erde und fragt sie aus Meiner höchsten Liebe in euch: Kindlein, Brüder und Schwestern, habt ihr etwas zu essen? Und die Kindlein werden euch erwidern: O Brüder! Seht uns an in unserer großen Armut; ein wenig hartes Brot und etliche stark versalzene Fischlein ist all unsere Habe! Macht sie uns nur einigermaßen genießbar.
[2.8.9] Wenn ihr solches vernehmen werdet, da kehrt euch hin zu ihnen und bringt ihnen die lebendigen Überreste von dieser Tafel, d. h. gebt ihnen eine lebendige Erleuchtung; helft ihnen reinigen ihr Gemach, damit Ich auch bei ihnen einziehen kann und sie dann Selbst frage: Kindlein! Habt ihr nichts zu essen?
[2.8.10] Und wenn sie dann sagen werden: O Herr, Du liebevollster Vater! Siehe, ein wenig Brot und einige Fischlein haben wir, so werde Ich dann zu ihnen sagen: Bringt alles her, was ihr habt, und Ich will es euch segnen mit Meiner Liebe, Gnade und Erbarmung und will euch geben nun ein lebendiges, inneres, geistiges Brot! So ihr dieses Brot essen werdet und trinken von Meinem Wein, so werden dadurch euer hart gewordenes Brot und eure versalzenen Fische erweicht und gereinigt und euch also zu einer lebendigen Speise werden, an welcher ihr euch hinreichend sättigen werdet zum ewigen Leben.
[2.8.11] Also, Meine lieben Kinder, Brüder und Freunde, ist diese einst von Mir an euch gestellte Frage auch hier von der größten Wichtigkeit und von der allertiefsten Bedeutung!
[2.8.12] Esst also nun mit Mir und trinkt und seid dabei in aller Liebe eingedenk derjenigen, die noch in der Tiefe ihres Fleisches wohnen und nicht erschauen können Mein Reich, Meine Gnade, Meine Liebe und Erbarmung!
[2.8.13] Seht, nun zerteilt der Herr das Lamm wie auch das Brot und teilt es an alle aus. Nun ist es ausgeteilt; wir haben unsere Portionen vor uns, danken wir dafür dem heiligen Geber so guter Gaben und genießen dann in Freude und großer Liebewonne unseres Herzens dies heilige Mahl des ewigen Lebens!
[2.8.14] Seht, alle greifen nun nach dem dargereichten Mahl und verzehren dasselbe mit großer, freudiger Rührung im Hinblick auf den allerliebevollsten heiligen Geber. Also greifen nun auch wir danach und tun, was die andern tun.
[2.8.15] Wir zehren nun an dem heiligen Mahl des Lebens. Wie herrlich, wie wohlschmeckend, wie stärkend und belebend ist es! Mit jedem Schluck empfinden wir, als würden unsere Blicke in die unendlichen Tiefen der göttlichen Gnade erweitert, und desto heller fängt die Flamme der ewigen Liebe in unseren Herzen an zu lodern! Mit dem Genuss des Fleisches enthüllen sich wunderbare neue große Gedanken Gottes in uns; mit dem Genuss des Brotes werden diese großen Gedanken zu einer endlos großen neuen Wirklichkeit, und mit dem Genuss des Weines strömt in die neuen Schöpfungen ein neues wunderbarst herrlichstes Leben über. Und wir sehen in dem Gesamtgenuss eine Vollendung, vor deren Größe, Erhabenheit, Herrlichkeit und Heiligkeit aus dem Herrn selbst unsere allergrößten himmlischen Gedanken und Gefühle wonnigst angenehm erschauern und vor dem Herrn wie in ein Nichts herabsinken!
[2.8.16] Was sagt ihr, meine lieben Freunde und Brüder, zu dieser Mahlzeit? Ihr seid, wie ich merke, stumm vor der zu großen Enthüllung, welche euch samt mir ward in diesem Mahl.
[2.8.17] Ich aber sage euch: Bei solchen Gelegenheiten geht es niemandem aus uns auch nur um ein Haar besser. Denn niemals ist der Herr größer und unerforschlich wunderbarer als eben in solchen Momenten, da Er Sich am allermeisten herablässt zu Seinen Kindern!
[2.8.18] Er liebt zwar fortwährend alle Seine Kinder gleich mächtig, aber nicht immer lässt Er sie die große Macht Seiner Liebe in aller Fülle empfinden. In solchen Momenten aber lässt Er solches zu. Daher sind aber auch Seine Kinder von einer solchen Seligkeitsfülle durchdrungen, in welcher sie zwar von der größten Liebe zum Herrn ergriffen werden, aber zugleich auch die größte Demut in ihren Herzen zu dem Herrn empfinden.
[2.8.19] Nun aber ist, wie ihr seht, die Tafel auch schon zu Ende, und der Herr wendet Sich an den Prior und spricht zu ihm: Nun, Mein geliebter Sohn, wie hat dir Meine Mahlzeit geschmeckt?
[2.8.20] Der Prior spricht ganz zerknirscht: O Herr, Du allerbester, allerliebevollster, allerheiligster Vater! Diese Deine Mahlzeit hat mir nicht nur unendlich allerseligst wohl geschmeckt, sondern ich bin dadurch mit einem neuen Leben erfüllt worden. Nun ist mir alles klar. Ich sehe nun meine Bestimmung, und Deine unendlich wunderbaren Wege, auf welchen Du Deine Kinder zum Leben führst, sind enthüllt vor mir.
[2.8.21] Ich weiß nun, was ich zu tun habe, und meine größte Wonne sehe ich wie einen klar vorgezeichneten Weg vor mir, wie ich zu gehen und zu wirken habe. Endlos groß ist zwar der Wirkungskreis, den Du mir allergnädigst als einem unwürdigsten Diener zugeteilt hast. Aber ich sehe ja auch, wie Du nur allein alles in allem bist und wie leicht mit Dir die größten Dinge zu vollenden sind!
[2.8.22] Daher bin ich denn nun auch überseligst froh darüber, dass Du mir einen solchen Wirkungskreis erteilt hast, und freue mich endlos darauf, wann es Dir wohlgefallen wird, mich den ersten Dienst tun zu lassen in Deinem Reich!
[2.8.23] Nur eines, o Herr und allerheiligster, liebevollster Vater, ist mir noch ein wenig unklar, nämlich hinsichtlich der Bewohnung dieses Hauses und hinsichtlich derjenigen Dienerschaft, die Du mir schon außer der Stadt in Deinem Reich gezeigt hast. Soll wohl ich auch in diesem Deinem Haus wohnen oder wird mir irgendeine andere Wohnung beschieden und werden dann diejenigen seligen dienenden Geister auch in dem Haus wohnen, wo ich wohnen werde in dieser Stadt?
[2.8.24] Der Herr spricht: Mein geliebter Sohn, siehe, die ganze Stadt ist im Grunde des Grundes Mein großes Wohnhaus; dessen ungeachtet aber ist dennoch ebendieser Teil, in dem wir uns hier befinden, gewisserart Meine Hauptresidenz, und Ich bin hier der vollkommenste Hausherr.
[2.8.25] Viele Geister wohnen in abgesonderten Häusern dieser Stadt, die schon bewohnt sind; aber noch gar endlich [endlos?] viele stehen leer, darum Ich dir denn auch gar leicht ein eigentümlich Haus geben könnte. Allein Ich will solches nicht, sondern Ich will dich behalten samt deinem Weib und deinem Bruder in dieser Meiner Hauptresidenz; also wie alle, die da an der Tafel gespeist haben, Bewohner dieser Meiner Residenz sind, und sind darum aus Mir die Hauptgrundfesten Meines Himmels und die Hauptlenker Meiner Schöpfungen. Sonach denn verbleibe du auch hier für ewig bei Mir! Was die Dienerschaft betrifft, so wohnt sie nicht in der Stadt, sondern ihre Wohnungen sind in den endlos weiten Umkreisen dieser Stadt; aber du hast sie alle in dir. Den du willst, rufe in dir, und er wird da sein.
[2.8.26] Wenn Ich dich absenden werde auf eine oder die andere Welt, da rufe zu dir die Geister ebendieser Welt, und du wirst in der Sphäre dieser Geister ihre Welt und das Bedürfnis dieser Welt erschauen. Hast du solches erschaut, dann rufe in deinem Herzen die Macht Meiner Liebe hervor, und wirke aus dieser dem Bedürfnis einer oder der anderen Welt wohl entsprechend.
[2.8.27] Ich könnte dir auch alle die Sphären mit einem Blick erschauen machen, aber du würdest dadurch eines mächtigen Grades der Seligkeit beraubt werden. Daher sollst du – deiner eigenen, größtmöglichsten Seligkeit wegen – eine Welt erst dann erschauen in all ihrer von Mir ausgehenden Wunderfülle und Tiefe, wenn du auf einer oder der anderen Welt wirst aus Meiner Liebe heraus zu tun haben. Siehe, hier aber gleich anstoßend an diesen Saal ist eine große Wohnung; in dieser wirst du nachbarlich wohnen mit allen diesen Meinen Kindern, Brüdern und Freunden. Du möchtest zwar wohl auch wissen, wo denn so ganz eigentlich in diesem Haus Meine Wohngemächer sind?
[2.8.28] Ich sage dir: Ich habe keine eigentümlichen Wohngemächer in diesem Haus, die Ich als ein unmittelbarer Herr bewohnen möchte, sondern Ich wohne stets unter euch, bald bei dem, bald bei dem anderen. Und dieser Saal ist unser Ratssaal; von da aus geht es allzeit ans Geschäft. So werden auch soeben jetzt mehrere – zufolge Meiner ersten Tafelanrede – zur Erde hinabgehen und dort an die Kinder Meine Frage tun. Du aber sollst erst nach einer nächsten Mahlzeit ein gar wichtiges Geschäft überkommen.
[2.8.29] Wenn du dich aber unterdessen manchmal mit Meinen Kindern aus dem Alten Testament besprechen willst, so lass dich nur hinabgeleiten zu ebener Erde; da wirst du sie alle antreffen. Und somit segne ich dich wie alle die hier Anwesenden und durch sie die ganze Unendlichkeit und hebe somit die Tafel auf!
[2.8.30] Seht, nun erhebt sich alles von der Tafel, und alles dankt und lobt den Herrn. Und der Herr geht hin, umarmt einen jeden und segnet ihn noch sonderheitlich. Alles geht nun auch seiner neuen Bestimmung zu, und der Herr führt unseren Prior, sein Weib und den armen Bruder in die bestimmte Wohnung und spricht zum armen Bruder: Siehe, du hast noch kein Weib, es ist aber eines schon auf dem Erdkörper für dich bestimmt. Wenn dieses hier ankommen wird, da sollst du mit demselben in die Ehe treten. Unterdessen aber sei ein treuer Bruder aller deiner Brüder, wie du dann ein lieber Bruder aller deiner Brüder bist.
[2.8.31] Nun ist die große Installation geschehen. Ihr habt gar Wunderbares bei dieser Führung mit angesehen. Bis hierher musste ich euch führen; nun aber wird euch ein anderer führen. Daher mögt ihr nun wieder aus meiner Sphäre treten. Ihr seid hinausgetreten und seht, da harrt der Herr eurer am euch schon gar wohlbesetzten Platz!
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