(Am 6. September 1843 von 4 1/2 – 6 1/4 Uhr nachmittags.)
[2.70.1] Das neue Gebäude steht vor uns und wir treten hinein. Was seht ihr hier in dem großen Saal? Ihr seht offenbar nichts anderes als schon wieder einen aufgestellten Globus, welcher sich von einem früheren gar nicht unterscheidet. Wie sollte aber auf diesem Globus die Geologie studiert werden? Gehen wir nur näher, und es wird sich die Sache auch gleich näher zeigen.
[2.70.2] Seht, dieser Globus geht fürs Erste gerade in der Mitte von Pol zu Pol in zwei Teile auseinander. Es kostet nur einen Druck und die ganze innere Gestalt der Erde ist von Pol zu Pol sichtbar. Das Gefüge und der Bau sind genau nach der wirklichen Erde dargestellt; ja sogar das Mineral, wie es sich hier zeigt, ist ganz vollkommen dasselbe! Wenn ihr die nun geteilte Kugel betrachtet, so werdet ihr ersehen, wie die Erde gewisserart in sich noch eine Erde im kleineren Maße enthält, welche aber dennoch mit der äußeren Erde durch feste organische Bande zusammenhängt.
[2.70.3] In dieser kleineren Erde seht ihr mehr gegen den Nordpol zu noch eine etwas längliche, hier freilich mittengeteilte Kugel; diese ist voll Geäder und Kanäle in ihrem Inneren. Gerade unter dem Äquator seht ihr einen großen, hohlen Raum, der hier scheinbarermaßen mit einer feuerähnlichen Masse durchwebt ist. Und von dieser Feuermasse seht ihr in zahllosen Organen das Feuer nach außen der Erde hinaussteigen, und von dieser inneren Feuerhöhlung seht ihr auch besonders gegen den Südpol hin mehrere große gewundene Röhren, durch welche ihr eine Menge brennender Dämpfe durchströmend erschaut, welche durch das Einströmen des Wassers von der Oberfläche der Erde in diesen Feuerraum nämlich fortwährend gebildet werden und durch ihr gewaltiges Hinausströmen gegen den Südpol nämlich den täglichen Umschwung der Erde bewirken.
[2.70.4] Es ist nicht an der Zeit, euch hier das ganze Erdwesen zu zerlegen, sondern bloß nur zu zeigen, auf welche Art und Weise unsere vorgerückteren geistigen Schüler allhier das innere Wesen der Erde erkennen lernen. Ich meine, es braucht kaum mehr darüber erwähnt zu werden, da doch sicher ein jeder aus euch auf den ersten Blick ersehen kann, dass die Geologie oder der Bau des ganzen Erdwesens auf keine weisere und sinnigere Weise könnte gelehrt und von den Schülern erkannt werden, als eben auf diese.
[2.70.5] Zugleich aber wird hier nebst der materiellen Geologie noch darauf hingedeutet, wie alle die Stoffe und die aus ihnen gebildeten Organe im Grunde nichts als geistig entsprechende Formen sind, in denen ein gefangenes geistiges Leben zu seiner Löse vorbereitet wird. Und es wird ihnen auch der Stufengang gezeigt, wie das gefangene Leben, vom Zentrum der Erde ausgehend, durch zahllose Stufen aufwärtssteigt und sich da auf der Oberfläche der Erde wieder in zahllosen neuen Formen kundgibt und fortbildet. Seht, das alles erlernen die Schüler in diesem Saal.
[2.70.6] Ihr fragt freilich: Bei gar so viel geistigen Schülern wird ein solcher Globus doch zu wenig sein? – O seht euch nur ein wenig um in diesem Saal, und ihr werdet noch eine gar große Menge ähnlicher Apparate erschauen, teils in gleich großer Form und teils in kleineren Formen. Und alle diese Globen sind so eingerichtet, dass sie in alle möglichen Teile können zerlegt werden. Nachdem wir auch dieses gesehen haben, so können wir uns schon wieder um einen Saal weiter bewegen.
[2.70.7] Wir sind im zweiten anstoßenden Saal. Seht, dieser hat die Form einer überaus weiten und hohen Rotunde, welche ringsum in tausend bedeutend große und ziemlich tiefe Säulennischen oder gewisserart Kapellen eingeteilt ist. Hier seht ihr in der Mitte dieser Rotunde nichts als über einem großen Tisch ein flüchtiges weißlichtgraues Gewölk.
[2.70.8] Was bedeutet dieses? Seht nur nach allen Richtungen auf die runden Fenster, von denen aus einer jeden Kapelle eines das Licht gerade auf diesen Tisch her wirft.
[2.70.9] Durch das Zusammenstoßen der Strahlen wird ebendieses scheinbare Gewölk erzeugt. Was sollen aber die Schüler daraus lernen? Nichts anderes als die geordnete Entstehung einer Welt. Wie aber aus solchem Strahlen-Konflikt nach dem Willen des Herrn eine Welt entstehen muss, das lässt sich in diesen ringsum angebrachten tausend Kapellen ersehen.
[2.70.10] In der ersten Kapelle ersehen wir in etwas kleinerem Maßstab dasselbe Phänomen, das wir schon in der Mitte des Saales gesehen haben. In der nächsten Kapelle hat das früher noch unordentliche Gewölk schon mehr eine länglichrunde Form, welche aber noch überaus schwankend ist.
[2.70.11] In einer jeden darauffolgenden Kapelle wird die Form stets beständiger und gewisserart auch solider. Also gehen wir hundert Kapellen durch. Nach der hundertsten erblicken wir durch den leicht durchsichtigen Nebelball schon einen kristallreinen Wassertropfen schweben. Und wenn wir wieder ein paar hundert Kapellen durchgegangen sind, so werden wir in einer jeden den Wasserball größer erblicken, bis er endlich schon die Größe des früheren Nebelballes bekommt.
[2.70.12] Von da an erblicken wir in der Mitte des Wasserballes kleine durchsichtige Kristallchen, nicht unähnlich jenen glatten gefrorenen Schneeflocken, welche bei bedeutender Kälte nicht selten wie kleine Diamanttäfelchen herumfliegen.
[2.70.13] In den nächsten darauffolgenden Kapellen erschauen wir stets mehr solcher Kristalle, um welche sich gegen das Zentrum zu eine Art bläulichen Geflechtes herumzuwinden anfängt und auf diese Weise die vorher losen Kristallchen miteinander verbindet.
[2.70.14] In dem weiteren Fortgang dieser Kapellen erschauen wir in der Mitte des Wasserballes schon stets mehr einen graulichen und undurchsichtigen Klumpen, um den sich wie um einen Baumast im kalten Winter wieder neue klare Kristalle ansetzen und wie Diamanten durch den Wasserball hindurchschimmern.
[2.70.15] Gehen wir weiter, so sehen wir auch schon wieder diese neu angesetzten Kristalle durch ein neues bläuliches Gewebe angebunden, und aus dem stets dunkler werdenden Klumpen erschauen wir auch schon wieder eine Menge runder Luftbläschen nach allen Seiten aufsteigen, durch welche über dem Wasserball sich schon eine Art atmosphärischer Luft zu bilden anfängt. Und ihr seht, dass diese Aktion, je weiter vorwärts wir gehen, desto größer und ersichtlicher wird.
[2.70.16] Nachdem wir bei dieser langsamen Fortbildung wieder einige hundert Kapellen durchgegangen sind, stellt sich uns hier in der nächstanstoßenden schon ein gewaltig brausender Klumpen in der Mitte eines ziemlich großen Wasserballes vor. Bedeutende Blasen entsteigen fortwährend demselben und sind hier schon Träger einer Art dunstiger Substanzen, welche sich über die Oberfläche des Wasserballs beim Zerplatzen der aufsteigenden Blasen wie leichte Nebel über die Oberfläche des Wassers ausbreiten. Und seht, diese Aktionen werden von Kapelle zu Kapelle heftiger. Bei der hundertsten Kapelle erblicken wir schon hier und da durch den schon stark verkristallisierten Wasserball glühende Stellen, von denen fortwährend wie bei einem siedenden Wasser Dämpfe aufsteigen, und das in zahllosen Blasen und Bläschen.
[2.70.17] Weiter vorwärts entdecken wir schon bedeutende Kristallspitzen über die Oberfläche des Wassers hinausragen und den Wasserball nur hier und da von den über ihm schwebenden Dämpfen befreit.
[2.70.18] Weiter vorwärts sehen wir schon bedeutende Feuerstrahlen aus dem Inneren heraus die Oberfläche des Wassers zerreißen, das Wasser gewaltig wogen, durch dieses Wogen neugebildete kleine Kristallchen in die inneren Fugen hineinschwemmen und auf diese Weise den inneren undurchsichtigen Ball dadurch stets der Oberfläche des Wassers gleich runder und fester werden.
[2.70.19] Wieder weiter von Kapelle zu Kapelle fortschreitend, begegnen wir schon Blitzen, welche sich freilich in kleinem Maßstab in den Dämpfen erzeugen, welche den eigentlichen Ball schon so sehr einnehmen, dass man durch sie nur mit Mühe denselben mehr erschauen kann.
[2.70.20] Gegen das Ende dieses Weltbildungsmuseums sehen wir ganz gewaltige feurige Eruptionen, welche den innersten festesten Grund über die Oberfläche des Wassers erheben, und dadurch Berge und anderes festes trockenes Land bilden. In dem Fortschreiten entdecken wir hier und da das kahle, feste Gestein schon mit Moos überzogen und in den tieferen Gegenden ein weicheres Erdreich, welches sich durch das Vermoosen des Gesteines und durch das Auflösen desselben durchs Feuer gebildet hat.
[2.70.21] Im weiteren Verfolge entdecken wir das Wasser schon, wie ihr zu sagen pflegt, infusorisch belebt, und die Bildung des vegetativen Erdreichs geht rascher vor sich. Bei einer nächsten Kapelle entdecken wir schon eine Art Gewürm im Wasser. Wieder weiter wird die tierische Bildung im Wasser stets potenzierter und reichlicher; und so seht ihr durch solches Fortschreiten von Kapelle zu Kapelle die Erde endlich bis zu dem Zustand gediehen, in welchem die Schöpfung des Menschen ihren Anfang nimmt. Diese ist jedoch nicht mehr hier, sondern in einem nächsten Saal zu sehen.
[2.70.22] Wie aber werden etwa diese Kapellen zeiträumlich voneinander unterschieden sein? Ich sage euch: Obschon diese Zeiträume gewisserart sich nicht völlig gleichen, so könnt ihr aber doch von Kapelle zu Kapelle bei tausend Millionen von Jahren annehmen, und ihr werdet euch eben nicht zu viel irren. Denn wenn ihr die Größe der Erde betrachtet, so werdet ihr es auch begreifen können, welche Zeiten-Multiplikation dazu erfordert wird, um aus dem völlig nichtigen Lichtäther einen Tautropfen zu gewinnen und diesen hernach freilich wohl durch steten und stets mehr [potenzierten Zuwachs] bis zur gegenwärtigen Größe der Erde sich ausdehnen und mehr verfesten zu sehen. Mehr brauche ich euch kaum zu sagen.
[2.70.23] Dass die Schüler auf diese Weise die Entstehung einer Welt und hier namentlich der Erde am meisten praktisch erlernen auf dem Wege solcher belehrenden Anschauung, versteht sich von selbst. Und so denn können wir in den nächsten Saal übertreten, wo die Schöpfung des Menschen dargestellt wird und somit auch die geschichtliche und geistige Erde ihren Anfang nimmt.
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