(Am 4. September 1843 von 4 3/4 – 6 1/4 Uhr nachmittags.)
[2.69.1] Seht, hier vor uns steht schon wieder ein anderes und bei weitem größeres Haus; was wird denn hier gelehrt? Wir werden gleich dahinterkommen. Ihr wisst, dass diese Kindlein ihren Geburtsort, die Erde, aus dem Grunde nie haben vermocht kennenzulernen, weil sie zu frühzeitig, und zwar gleich nach ihrer Geburt, dem Leibe nach verstorben sind. Da es aber zur Erkenntnis des Herrn auch notwendig ist, den Ort näher zu kennen, den Er zum Hauptplatz Seiner Erbarmungen erwählt hatte, so müssen auch diese Kindlein ebendiesen Ort darum näher kennenlernen, um daraus zu ersehen, wie der Herr und wo der Herr ist ein Mensch geworden, um zu erlösen das gesamte menschliche Geschlecht und einzurichten die Erde für eine Lehrstube Seiner Kinder. Also wird hier im ganz eigentlichen Sinne die Geographie der Erde gelehrt, und das sicher auf eine zweckmäßigere Weise, als solches bei euch der Fall ist.
[2.69.2] Wie aber diese Geographie der Erde hier vorgetragen wird, wollen wir uns sogleich überzeugen. Seht, in der Mitte des großen Saales, in dem wir uns nun befinden, befindet sich auf einem großen, prachtvollen Gestell ein Erdglobus fast auf die Art, wie bei euch auf der Erde. Ihr müsst das nicht etwa bloß nur gewisserart unbedingt annehmen, sondern unter der überzeugenden Bedingung, dass da auf der Erde ja sicher nirgends sich etwas in was immer für einem Fach vorfindet, das da nicht entsprechendermaßen schon lange vorher im Geiste vorhanden wäre. Also ist auch ein Erdglobus bei euch auf der Erde durchaus keine solche Erfindung, die da nicht zuvor im reinen Gebiet des Geistes schon lange, ja ewig lange vorhanden gewesen wäre.
[2.69.3] Solches könnt ihr auch aus dem ganz vollkommen erschauen, so ihr euch selbst fragt: Was war wohl eher vorhanden, die Erde oder ein von Menschen verfertigter Globus, der gegenwärtig eben die alte Erde nur höchst mangelhaft und dürftig abbildend darstellt?
[2.69.4] Ich meine aber, da im Geist des Herrn die Erde sicher schon gar lange bestanden hat, so wird es wohl auch mit dem Bestehen des Abbildes der Erde seine guten, geweisten Wege haben. Sonach kann dieser Globus hier ja auch ganz wohl geistig genommen in seiner Ordnung sein und ist in der Fülle der Wahrheit auch in einer bedeutend größeren Ordnung, als er es bei euch auf der Erde je wird sein können.
[2.69.5] Geht nur näher und betrachtet ihn. Er ist auf seiner Oberfläche nicht also gezeichnet, wie solches bei euch auf der Erde zu sein pflegt, sondern er ist eine förmliche plastische Strahlentypik, gleich euren sogenannten Daguerreotypen, welche ebenfalls den allerunscheinbarsten Gegenstand im kleinsten Maßstab wieder zum Vorschein bringen. Der große Unterschied aber zwischen der irdischen äußeren Strahlentypik und dieser inneren geistigen ist unberechenbar groß; denn hier darf bei der genauesten Beobachtung auch nicht ein Atom fehlen und muss die ganze Natur der Erde allervollkommenst genau dargestellt sein.
[2.69.6] Dass aber solches hier bewerkstelligt ist, könnt ihr beim ersten Anblick in der vollen Nähe erkennen; denn seht, die Bächlein, Flüsse, Ströme und Meere sind hier ganz natürlich; die Bäche, Flüsse und Ströme fließen und das Meer nimmt sie auf.
[2.69.7] Seht an weiter! Die Gebirge, wie sie ganz getreu in kleinem Maßstab die der Erde vorstellen, sind ersichtlich aus denselben Stoffen. Die Gletscher haben ihren Schnee und Eis, die Kalkgebirge ihren Kalk, die niederen Alpen ihre Weiden und tiefer hinab ihre Waldungen. Und seht nur genau, eine jede Stadt ein jedes Dorf ist genau abgebildet.
[2.69.8] Da ist z. B. eben eure Wohnstadt. Betrachtet sie, und ihr werdet finden, dass da nicht das Geringste abgeht. Seht aber auch, wie sogar Wolken und Nebel herumziehen gerade nach den Richtungen und in denselben Formen, wie sie gleichzeitig allzeit auf der wirklichen Erde sich befinden. Seht, das ist sicher ein vollkommenster Globus. Er ist freilich wohl ziemlich groß; sein Durchmesser dürfte nach eurem Maßstab bei zwanzig Klaftern haben.
[2.69.9] Wie aber kann er da wohl nach allen Seiten übersehen werden? Sehr leicht; denn seht, fürs Erste hängt oder ruht er vielmehr ganz parallel auf dem großen Gestell mittels einer mächtigen Spindel mit einer Rundgalerie, welche gerade die Höhe der Pole erreicht. Auf dieser Galerie befinden sich unsere Scholaren, unterspickt mit ihren Lehrern, und besichtigen einmal einen ganzen Meridian. Haben sie diesen gut inne, so wird der Globus um einen Meridian weitergerückt und so fort, bis auf diese Weise die ganze Erde durchstudiert ist.
[2.69.10] Ist aber das der einzige Globus, und sind die Scholaren mit dessen Durchstudierung mit der Geographie schon fertig? O nein! Seht, da weiter vor uns ist schon wieder ein großer Saal; in dem befindet sich ein ähnlicher Globus, die Erde um tausend Jahre früher darstellend, und wieder in einem anstoßenden großen Saal einer, die Erde wieder um tausend Jahre früher darstellend, und das geht so fort bis zu Adam.
[2.69.11] Seht, auf diese Weise erlernen diese Schüler mit der Geographie auch zugleich die Weltgeschichte; nur gehen sie allzeit den umgekehrten Weg. Sie fangen allzeit bei der Gegenwart an, und gehen somit von den Erscheinungen auf die Ursache; welches ebenso viel sagen will als von außen nach innen gehen.
[2.69.12] Ihr fragt hier und sagt: Auf der Erde aber geschehen ja von Jahr zu Jahr nicht selten ganz gewaltige Veränderungen; wie lassen sich diese wohl auf den großen, allzeit tausend Jahre in sich fassenden Globen erlernen? Da sage ich nichts anderes als: Seht euch nur ein wenig um und seht, was alles in solch einem überaus großen Saal enthalten ist. Seht, in einer ziemlichen Entfernung herum stehen in einem jeden Saal noch zehn etwas kleinere Globen. Diese stellen die Erde von hundert zu hundert Jahren dar, und zwar ebenso lebendig genau, wie solches auf den großen zu ersehen ist. Hinter diesen zehn Globen werdet ihr wieder noch eine große Menge in guter Ordnung entdecken, auf denen die Erde von Jahr zu Jahr verändert dargestellt wird, und hinter diesen die letzte weiteste Reihe, in der ihr ganz kleine, kaum drei Schuh im Durchmesser habende Globen findet, daran die Veränderung der Erde von Tag zu Tag dargestellt wird.
[2.69.13] Im ersten Saal könnt ihr bemerken, dass in dieser letzten Reihe nach eurer Rechnung von Tag zu Tag ein neuer Globus hinzugefügt wird, d. h. im Saal, der euer gegenwärtiges Jahrtausend vorstellt. Damit aber die Schüler nicht so viel mit den kleinen Globen herumzuschaffen haben, so wird ihnen von den Lehrern auf dem großen Globus schon alles vorangedeutet, welche Veränderungen sich hier oder da auf der Erde zugetragen haben. Dadurch erfahren die Schüler schon alles und können sich hernach zur eigenen Bekräftigung auf den kleinen Globen selbst überzeugen.
[2.69.14] Am Ende des letzten Saales, da die Erde zu Zeiten Adams dargestellt wird, befindet sich auch eine Öffnung, durch welche unsere Schüler die wirkliche Erde wie durch einen Tubus erschauen können, um sich dadurch die völlige Überzeugung von allem dem zu verschaffen, was sie durch diese Säle von der Erde gelernt haben.
[2.69.15] Wie lange dauert aber nach eurer Zeitrechnung ein solcher Lehrkurs? Höchstens sechs bis sieben Tage; denn ihr müsst hier bei weitem größere und ungehindertere reingeistige Auffassungsfähigkeit in Anspruch nehmen, derzufolge ein solches gewecktes geistiges Kind in einer Minute mehr fasst als ihr auf der Erde in einem Jahr. Im Gegenteil gibt es freilich wohl wieder im Reich der Geister, die da unvollkommen sind, Situationen, wo ein Geist in hundert Jahren geringere Fortschritte macht als ein Mensch auf der Erde in einer Minute.
[2.69.16] Also gibt es auch auf eurer entsprechenden Erde und besonders auch auf dem Mond Lehr- oder Besserungsanstalten für Geister, in denen sie ganz erbärmlich schlechte Fortschritte machen. Aber diese gehören nicht hierher, allda die Geister sich in ihrer Vollkommenheit und ursprünglichen Reinheit befinden.
[2.69.17] Was aber lernen die Kinder nach diesem Kurs? Seht, vor uns, weiter gegen Mittag, steht ja schon wieder ein enorm großes Gebäude. Was wird wohl in diesem gelehrt? Ich sage euch: Nichts anderes, als was natürlich die Unterlage des äußeren Erdwesens ist, also die natürliche Geologie und die Entstehung der Erde. Ist dieses erst alles anschaulich und gründlich aufgefasst, so wird dann zur geschichtlichen und von dieser zur geistigen Erde übergegangen. Wie aber solches alles vorgetragen wird, davon werdet ihr euch an Ort und Stelle ebenso gut überzeugen, als wie ihr euch von allem bisher überzeugt habt.
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