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6. Insignien der Apostel und seligen Geister bezeichnen persönliche Einzelheiten und auf Erden ausgeübter Beruf

(Am 6. Mai 1848 von 4 3/4 – 6 1/4 Uhr nachmittags.)

[2.6.1] Seht, wir sind am euch schon bekannten Stadttor, welches gemacht ist aus allen Edelsteinen, so wie die Mauer um die Stadt und die Häuser in der Stadt.

[2.6.2] Seht in die Gasse, welche da genannt wird die Hauptstraße, die Straße des Herrn und die Straße der Mitte alles Lichtes, wie in dieser Straße gar viele allerseligste Engelsgeister, wie Kinder angetan, uns von allen Seiten entgegenströmen.

[2.6.3] Seht, alles ist voll des allerhöchsten Liebeweisheitsglanzes. Aber beschaut dagegen den Herrn, der geht noch immer so einfach daher, wie wir Ihn vom Anfang gesehen haben; ein blauer Rock ist alles, was Ihn ziert der äußeren Erscheinlichkeit nach. Aber auch Seine Brüder gehen Ihm gleich einfach einher, und wie ihr auch bemerken könnt, so trägt ein jeder ein kleines Zeichen von dem, wie einen Orden am Rock, das ihn auf der Erde wesentlich unterschied von einem anderen seiner Brüder, wie auch, was er auf der Erde als naturmäßiger Mensch zur Fristung seiner natürlichen Bedürfnisse für ein Gewerbe trieb.

[2.6.4] So werdet ihr bei dieser Gelegenheit den Petrus erschauen geziert mit zwei Schlüsseln, die übers Kreuz gelegt sind. Unter den zwei Schlüsseln aber werdet ihr ein Fischernetz in kleinem Maßstab wie aus kleinen Diamanten gewirkt erschauen. Die Bedeutung dieser beiden Insignien brauche ich euch wohl nicht mehr zu erklären. Manchmal bei besonderen Gelegenheiten bekommt so ein Apostel noch mehrere Insignien. So erblickt man auch manchmal ebenfalls als eine Bußzierde den Hahn wie auch ein Schwert.

[2.6.5] Seht den Paulus an, der hat ein zweischneidiges Schwert; unter dem Schwert aber, mit farbigen Diamanten gewirkt, einen kleinen Teppich. Bei besonderen Gelegenheiten hat er auch noch ein rötliches Pferd und über dem Pferd wie einen Feuerstrahl, unter dem Pferd aber eine Rolle und einen Griffel. Und so wie diese zwei ersten Apostel, so haben auch alle anderen bei solchen Gelegenheiten auf ihren Kleidern auf ihr irdisches Leben und Wirken Bezug habende Insignien.

[2.6.6] Diese Insignien sind von sehr großer Bedeutung und dienen ihren Inhabern im allerhöchst und tiefst geistigen Sinne dazu, wozu einst nur äußerlich vorbildlich in der jüdischen Kirche dem Hohenpriester seine Thumim- und Urim-Täfelchen gedient haben. Denn auch hier sind die allerseligsten Geister nicht in einem stets gleich hohen Grad der innersten Weisheit aus dem Herrn, sondern darin findet auch hier ein Zustandswechsel statt, welcher zu vergleichen ist mit dem Wirkungsstand und dem darauf erfolgten Raststand. Im Wirkungsstand ist ein jeder nach Bedarf mit der tiefsten Weisheit des Herrn ausgerüstet, im Raststand aber bedarf niemand solcher Tiefe, sondern auch hier einer gewissen Sabbatruhe in der stillen heimlichen Liebe zum Herrn.

[2.6.7] Aus dem Grunde denn auch im Wirkungsstand die Apostel wie auch alle anderen seligen Geister mit ähnlichen Insignien versehen sind; nicht als ob sie nicht ohne dieselben aus dem Herrn möchten in die Fülle der Weisheit gesetzt werden, sondern weil diese Insignien gewisserart die Wurzel anzeigen wie auch das ursprüngliche Samenkorn, aus welchem alle ihre Weisheit aus dem Herrn hervorgegangen ist – darum sie denn auch grundweise und wahrhaftige Fürsten des Himmels heißen und auch in aller Wahrheit sind.

[2.6.8] Aber nun seht, wir befinden uns schon vor einem gar mächtig großen, überstark glänzenden Palast. Der Herr hält vor dem majestätischen Tor desselben, aus welchem schon wieder neue herrliche Lobgesänge entgegenhallen, und spricht zum Prior: Nun, mein geliebtester Sohn, hier sind wir in unserer unveränderlichen ewigen Wohnung zu Hause. Wie gefällt es dir hier? Sage Mir, ob du eine große Lust hättest, hier zu bleiben? – Der Prior spricht, in eine tausendfache Demut versunken: O Herr, Du alleiniger ewiger König aller Majestät und Glorie! Du Gott, heilig, überheilig, Du allmächtiger Schöpfer aller Himmel und aller Welten! Als ich von Dir in den früheren Himmel geleitet ward, da blieb in meinem Herzen aber dennoch so viel Raumes übrig, dass ich noch irgendeines Wunsches fähig war. Aber hier, wo sich Deine unendliche Herrlichkeit in solch einer nie geahnten endlosen Fülle darstellt und ich vor meinen Blicken wie zahllose Schöpfungen auf- und untergehend erschaue und Deine endlos weisen Pläne und Wege voll des allerhöchsten Lichtes – da, o Herr, ist mein Herz vor Dir nicht mehr fähig zu reden, denn zu groß, zu herrlich und heilig bist Du, und ein unendliches Nichts bin ich vor Dir!

[2.6.9] In der vorigen Himmelsgegend, da hätte ich mich wohl noch zu wünschen getraut, etwa ein allergeringster Hausknecht bei irgendeinem seligen Bruder zu sein. Aber hier, wo mir alles so unendlich heilig vorkommt, wo ich mich kaum zu atmen und meinen allerunwürdigsten Fuß zu setzen getraue auf den Boden dieser allerheiligsten Stadt, der ja einen bei weitem größeren Lichtglanz von sich strömen lässt als das Licht aller Sonnen zusammengenommen, und wo mich die zu unendliche Majestät dieser heiligen Wohnungen und ihrer Einwohner zufolge meiner gänzlichen Nichtigkeit ganz rein verzehrt – da bleibt mir, o Herr, kein Wunsch mehr übrig! Wenn ich Dich aber schon um etwas bitten dürfte, so wäre das dahin gerichtet, dass Du mich wo hinaus in so eine ganz einfache Hütte möchtest verschieben lassen; denn dieser zu endlosen Wonne und Seligkeit bin ich zu endlos unwürdig!

[2.6.10] Der Herr spricht: Aber mein lieber Sohn, dein größter Wunsch war ja doch der, bei Mir zu sein. Wenn Ich aber nun hier wohne, wie magst du dich denn scheuen vor Meiner Wohnung? Du hast dich selbst ausgesprochen und gesagt: O Herr! Wo Du bist, da ist überall gut sein! Wenn Ich aber hier für ewig beständig vorzugsweise zu Hause bin, soll demnach hier nicht gut sein, zu sein? Daher bedenke dich und rede!

[2.6.11] Der Prior spricht: O Herr, Du allerbester, allmächtiger, heiliger Vater! Mit diesem meinem Ausspruch wird es wohl ewig seine Richtigkeit haben wie auch damit, dass es hier nur zu unendlich wonnig und selig zu wohnen wäre. Aber nur das Einzige, o Herr, bemerke ich hier, dass allhier lauter Fürsten wohnen, und keiner von ihnen hat irgendeinen Knecht und geringen Diener. Wenn es möglich wäre, so irgend in einem allerletzten Winkel dieser heiligen Stadt so ein Dienstplätzchen zu bekommen von der möglichst allergeringsten Art, vorausgesetzt, dass hier dergleichen Dienstposten existieren, da möchte ich mir freilich hier vor allen anderen Plätzen in der ganzen Unendlichkeit ein solches Plätzchen von Dir erbitten. Aber in so einem Palast, wie dieser da ist, vor dessen Tor wir nun stehen, da kommt mir schon der möglichst allergeringste Posten zu endlos groß, wichtig und heilig vor, als dass ich mich nur höchst entferntermaßen demselben nähern könnte.

[2.6.12] Der Herr spricht: Hast du denn nicht gehört, dass in Meinem Reich derjenige der Größte ist, welcher der Kleinste und Letzte sein will? Wenn du demnach gar so möglichst klein hinauswillst, da bleibt Mir nichts anderes übrig, als dich zum möglichst Größten hier zu machen.

[2.6.13] Der Prior spricht: O Herr, Du allerbester, heiligster Vater! Wenn ich bestimmt wüsste, dass hier derjenige im Ernst der Geringste und am wenigsten Bedeutende ist, der sich für den Vorzüglichsten und Größten hält, da mache mich nur geschwinde zum größten und glänzendsten Fürsten dieser Stadt, damit ich darob der Unbedeutendste und Allergeringfügigste werde!

[2.6.14] Der Herr spricht: Mein geliebtester Sohn! Wer nach deiner Art groß werden will, der ist bei Mir wahrhaftig groß. Daher sage Ich dir aber nun auch: Nicht ein Diener und nicht ein Knecht in diesem Wohnhaus sollst du Mir sein, sondern dieses Haus habe Ich für dich errichtet zum ewig eigentümlichen herrlichen Besitz. Daher ziehe hier mit deinem Weib und deinem Bruder an Meiner Seite ein. Ich will dich hier installieren und dir die Herrschaft über dieses ganze Haus einräumen. Die Dienerschaft dieses Hauses hast du schon gesehen. Sie besteht aus jenen seligen Geistern, die uns beim ersten Eintritt in dieses Mein Reich in zahllosen Heerscharen entgegengekommen sind. Und so ziehe mit Mir ein, und Ich werde dir in diesem deinem Haus erst deine volle ewige Bestimmung enthüllen!

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