(Am 3. Mai 1843 von 5 3/4 – 7 Uhr nachmittags.)
[2.3.1] Seht nun, unsere erhabene Gesellschaft speist, und unser Prior wie auch die anderen verwundern sich außerordentlich hoch über den unendlichen Wohlgeschmack dieses Brotes und ebenso auch über den des lebendigen Wassers. Und der Prior spricht in der größten Devotion: O Herr und allerliebevollster heiliger Vater! Dieses Brot schmeckt ja gerade also, als wenn es zusammengesetzt wäre aus den allerschmackhaftesten und allernährendsten Speisen der ganzen Erde, und das Wasser, als wäre es ein Auszug aus den allerbesten Weinen, die je irgend auf der Erde wachsen, wenn man hier eine solche Vergleichung machen darf und kann.
[2.3.2] Der Herr spricht: Ja, Mein lieber, geliebter und geliebtester Sohn! Du hast nicht schlecht den Geschmack dieser einfachen Mahlzeit bemessen. Denn siehe, wie aus der reinen Liebe in Mir alle guten Früchte auf der Erde wie auf allen anderen Weltkörpern zum Vorschein kommen und ihr Geschmack, ihr Wohlgeruch, ihre Tauglichkeit bezüglich der Ernährung und dann ihre schätzbare Wirkung hervorgehen – also wird auch dieses Brot als der erste Grundbegriff alles dessen, was auf allen Weltkörpern vorkommt, dieses in liebeguter und brauchbarer Art ursächlich in sich enthalten.
[2.3.3] Denn aus diesem Brot stammt jedes Brot ab, weil dieses Brot ein wahrhaftiges, lebendiges Brot ist, welches ist gleich Meiner Liebe, die sich hier allen Meinen Kindern zur ewigen lebendigen Sättigung darbietet. Und das Wasser ist ebenfalls wie das Brot der Grund aller Dinge, denn es ist das Licht der Liebe, und ist somit der Mitgenuss für alle Meine Kinder ewig an Meiner Weisheit, d. h. alle Meine Kinder, die hier bei Mir sind, sind in Meiner Weisheit Tiefe und somit auch in aller Meiner Macht und Kraft!
[2.3.4] Siehe, das ist das wahre lebendige Wasser, von dem Ich auf der Erde geredet habe zum Weib am Jakobsbrunnen, dass denjenigen ewig nimmer dürsten wird, der von diesem Wasser trinken wird!
[2.3.5] Der Prior spricht: O Herr und allerliebevollster, heiligster Vater! Dieses sehe ich jetzt ganz klar ein. Fürwahr, nach dem Genuss dieses Wassers fange ich an, in die unbegreiflichen Tiefen Deiner Allmacht und Deiner Weisheit zu schauen, dass es mich wahrhaft erhaben seligst angenehm zu schauern anfängt. Aber dieses möchte ich denn doch noch wissen, ob ich fürderhin nimmermehr so ein Wasser werde zu trinken und so ein gutes Brot daneben zu essen bekommen?
[2.3.6] Der Herr spricht: O Mein geliebtester Sohn, darum sei dir ja nicht bange. Diese Speise und dieser Trank wird hier ewig nimmer ausgehen, und du wirst es allzeit in so reichlicher Menge haben können, dass du dich irgendeines Mangels ewig nie wirst zu beklagen haben. Denn in diesem Meinem Reich gibt es ewig unversiegbare Quellen, Flüsse, Ströme und Meere in endlos großer Menge; daher denn auch durchaus nicht zu befürchten ist, als sollte davon nicht ein jeder in der hinreichendsten Menge haben.
[2.3.7] Siehe, Ich bin nur auf den materiellen Weltkörpern etwas ökonomisch und halte da Meine wahrhaftigen Bekenner und Nachfolger so kurz als möglich. Denn da der Mensch die Wege des Lebens werktätig studieren muss, um sich auf diesen Wegen das ewige Leben eigen zu machen, da gehört kein voller Magen dazu. Denn ihr habt ja bei euren Studien ein altes Sprichwort: „Ein voller Bauch schlägt alles in Wind und Rauch“, – oder: „plenus venter non studet libenter.“ [Ein voller Bauch studiert nicht gern.]
[2.3.8] Siehe, daher alsdann bin Ich auch aus höchst weisen Gründen etwas karg auf den Weltkörpern, dafür aber bin Ich dann hier die unendliche Freigebigkeit selbst; und es muss alles in der allerhöchsten Reichlichkeit und Fülle ewig vorhanden sein. Auf den Weltkörpern sehe Ich nicht gern, so da jemand spricht: Dieser Stein ist mein. Hier aber will Ich euch ganze Sonnengebiete, wie ihr zu sagen pflegt, auf den Rücken hängen. Denn Ich habe dergleichen Schätze ja in endloser Menge; die ganze Unendlichkeit ist erfüllt von den größten Wunderwerken Meiner Liebe, Weisheit und Allmacht. Warum sollte Ich da karg sein? Wenn auf der Erde ein tausend Klafter großes Fleckchen tausend Taler kostet, so gebe Ich hier um einen Taler tausend Sonnen mit allen ihren Planeten her. Ich meine, dieser Umtausch wird doch von einiger Bedeutung sein.
[2.3.9] Darum denn sorge dich ja nicht, ob du immer etwas zu essen und zu trinken haben wirst; denn bei so viel Grundstücken wird sich doch mit der leichtesten Mühe von der Welt ein ehrliches Stückchen Brot gewinnen lassen.
[2.3.10] Der Prior spricht: O Du mein herzinnigst allerliebster Jesus! Für diese Deine Verheißung bin ich noch viel zu ungeheuer blöd und dumm. Ich bin ja hier in diesem Häuschen so unendlich zufrieden und unaussprechlich selig, dass ich mir ja nicht ein Sonnenstäubchen mehr hinzuwünschen könnte. Dafür überlass ich auch diese von Dir ausgesprochenen unendlichen Güter von ganzem Herzen wem anderen viel Würdigeren denn ich bin. Wenn ich nur die Versicherung habe, dass Du hier beständig zu Hause bist, da brauche ich für die ganze Ewigkeit nichts mehr. Denn das Bewusstsein des ewigen Lebens in Deiner Gegenwart und die allerwunderbarst selige Anschauung Deiner Allmachts-Werke, dann dieses mir von Dir geschenkte Weibchen und dieser mein Bruder in mein Mitgefühl [aufgenommen] und nur so manchmal ein Stückchen Brot und ein kleines Schlüpferl [ein Mundvoll] von dem Wasser, da bin ich ja schon für die ganze Ewigkeit unaussprechlich seligst versorgt!
[2.3.11] Der Herr spricht: Ja, Mein lieber Sohn, das sehe Ich wohl; aber siehe, dieses dein seliges Gefühl ist nur ein erster Anflug der eigentlichen wahren Seligkeit. Würdest du hier bloß in aller Ruhe und Untätigkeit dieses alles genießen, so würdest du mit der Länge der Dauer bei aller Anmut dennoch übersättigt werden, und es würde dich gar vieles, was dich jetzt erfreut, nicht mehr erfreuen. Darum habe Ich für die stets wachsende Seligkeit dadurch schon von Ewigkeit vorgesorgt, dass ein jedes Meiner Kinder hier fortwährend eine wohlangemessene Tätigkeit und einen guten Wirkungskreis überkommt; daher auch kann jetzt, wie ewig vorhin, nicht von einem beständigen Bleiben in einer solchen Hütte die Rede sein.
[2.3.12] Wir werden daher selbst diese Hütte auf eine Dauer verlassen und uns in Meine Stadt begeben. Allda wirst du erst dein Eigentum kennenlernen wie mit demselben Deine wahrhaftige ewige Bestimmung. Daher wollen wir uns nun auch wieder erheben und unsere Reise weiter fortsetzen. Die Heere der Geister aber, die du vorhin unsrer harrend erblickt hast, sind keineswegs der vollkommene summarische Inbegriff aller der Einwohner dieses ewigen obersten Morgenhimmels, sondern diese Heere gehören allein deinem künftigen Wirkungskreis an. Doch nicht hier, sondern in Meiner Stadt und in deinem eigenen Wohnhaus in derselben sollst du das Nähere erfahren. Seht, der Prior sinkt fast in den Boden vor dem unendlichen Ausspruch des Herrn. Aber der Herr stärkt ihn und winkt nun allen dreien, Ihm zu folgen. Also folgen denn auch wir diesem erhabenen Zug weiter.
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