(Am 1. Juni 1843 von 4 1/2 – 6 Uhr nachmittags.)
[2.22.1] Seht, er erhebt seinen Stab, welches so viel sagen will als: Hört mich mit der gespanntesten und allertiefsten Aufmerksamkeit! – Nachdem, wie ihr seht und in euch gar leicht merken könnt, sich alles Volk in die Aufmerksamkeit begab, so senkt der Älteste seinen Stab und spricht: Meine gesamten Kinder und Sprösslinge meiner Kinder! Ihr seid eingeweiht, und die Führungen des allerhöchsten Gottes, des allmächtigen Schöpfers und Lenkers aller Dinge, sind euch nicht unbekannt. Also seid ihr eingeweiht in die Worte unseres Propheten, der da einst [als] ein großer Geist einherging im Namen Gottes über die endlos weiten Triften unserer Welt, deren Ende noch keiner ermessen hat, und niemand aus uns weiß, in welche unbegreiflichen Tiefen der Schöpfung ihre Oberfläche dringt.
[2.22.2] Dieser große Geist allein überschritt die Welt von einem Ende zum anderen; denn seine Bewegung war gleich der eines zackenden Lichtes, und seine Stimme rollte wie mächtige Donner, und unsere Welt erbebte bis in den innersten Grund, wenn er sprach!
[2.22.3] Seine Worte sind unter uns geblieben, und wir haben sie aufbewahrt in unserer Sternschrift. Ihr mögt gehen und stehen in diesem meinem Haus, wo immer ihr wollt, so wird euch diese Sternenschrift durch ihren hellen Glanz entgegenstrahlen und allzeit von Neuem beleben eures Geistes innere Weisheit.
[2.22.4] Wie aber lautet aus den vielen Worten dieses Prophetengeistes ein mächtiger Wink, der hier um den Altar mit den Sternen gezeichnet ist? Wer von euch kann sagen: Ich kann ihn nicht lesen, denn ich selbst ja habe euch alle die Zeichen der Sterne lesen gelehrt?
[2.22.5] Sehen wir aber hinauf in das endlose, bläuliche Luftmeer, und ihr könnt dort allzeit von dem großen Schöpfer dasselbe gezeichnet finden, was unsere Hand hier nachgeahmt hat. Wie lautet denn sonach dieser Wink? Hört, ich will ihn euch wiederholen: Inmitten des großen Hofes des Sternenpalastes errichte du Ältester dem einigen Gott einen Altar und lege Holz quer übereinander darauf; das Holz aber sei makellos und vom besten Geruch. Doch sollst du dieses Holz nie mit einem weltlichen Feuer entzünden, sondern ein Feuer aus deinem Gemüt soll dieses Holz zur Flamme bringen. Wenn das Holz aber durch das Feuer des Gemütes wird flammend werden, dann gehe hin und erforsche dich und die Deinen im Licht dieser Flamme, ob jemand deines Hauses fähig sei, zu betreten die Wohnstätte Gottes. Wer sich fähig fühlt, der trete zum Altar und lese in der Flamme die Bedingungen, die er zu erfüllen hat auf der Welt, die der große Gott für Sich nur und für Seine Kinder geschaffen hat. – So lautet der Wink.
[2.22.6] Ihr wisst aber alle, wie lange nach unserem genauen Zeitmesser das Holz schon auf dem Altar liegt, und niemand aus uns vermochte es zu entzünden, denn uns allen fehlte es beständig an der Kraft des Gemütes. Wohl weiß ich, dass niemand aus uns nach der Auflegung des Holzes den Altar des Herrn nur mit einer Fingerspitze angerührt hat, und dennoch ist wunderbarerweise nun einmal das geheiligte Holz in den Brand geraten. Was sollen wir nun tun?
[2.22.7] Ich sage euch: Prüfe sich ein jedes, Mann oder Weib, wie sein Gemüt vor Gott dem Allmächtigen beschaffen ist. Wer aus euch allen hat den Mut, das allerhöchste Wesen Gottes zu erfassen mit seiner Liebe? Wer vermag alles niederzulegen vor dem Altar und nichts zu behalten denn allein die Liebe seines Herzens zu dem allmächtig ewig großen Gott, der trete hervor und versuche zu lesen, was die Flamme zeigt. Fürwahr, wer solches zu tun wird imstande sein, der hat einen großen Weg vor sich, einen Weg von der größten Freiheit bis zur niedrigsten Knechtschaft, einen Weg von diesem vollkommenen Leben durch den Tod, einen Weg von diesem höchsten Lichtgrad in die größte Nacht und durch dieselbe, einen Weg von der größten Seligkeit und Wonne, die wir alle empfinden, in die größte Trübsal, in das größte Elend und in die größte Not, einen Weg von unserem ununterbrochenen Wohlbefinden in und durch einen unerträglichen Schmerz, um auf diesem Weg unsicher zu gelangen in einer nirgends bestimmten Zeit zur Wohnung Gottes. Wohl dem, der diese Wohnung je erreichen kann, wer da werden kann ein Kind Gottes!
[2.22.8] Aber welch ein Weg dazu! Leichter wäre es, unsere Welt, so endlos groß sie auch sein mag, auszuforschen, als zu erreichen dieses allerhöchste Ziel.
[2.22.9] So viel konnte ich euch allen im Voraus sagen; wer aber den Mut hat, dem sei dadurch der Weg nicht abgeschnitten, denn wo der Herr, der Allmächtige, das eine tut, da wird Er auch das andere tun.
[2.22.10] Nun seht, also hat unser Ältester gesprochen. Mit großer Sachkenntnis und tiefer Weisheit hat er seine Worte geführt; daher wollen wir nun achtgeben, welchen Effekt sie bei seinen Kindern und Kindeskindern hervorgebracht haben. Meint ihr wohl, dass sich bei seiner abschreckenden Reisebeschreibung jemand entschließen wird, der den Weg zur Wohnstätte Gottes antreten möchte?
[2.22.11] Seht, kein männlich Wesen will sich diesmal hervortun; aber dort seht, ein gar wundersam schönes weibliches Wesen tritt hervor und spricht zum Ältesten: Zeuger meines Lebens durch die Kraft Gottes in dir! Meine Brust schwillt auf vor mächtiger Liebe zu dem einigen Gott, ohne dessen einmal mögliche sichtbare Gegenwart sich nie eine vollkommene Seligkeit denken lässt. Ich möchte zu Ihm, und möchte sein eine allergeringste Magd in einem Seiner kleinsten Häuser, deren Er sicher in endloser Zahl haben wird. Mich schreckt der Weg nicht ab; wo und wie er zu finden ist, wird mir die Flamme weisen. Habe ich da die Gewissheit eingeholt, da lass mich denn auch ziehen nach dem Wink des mächtigen Propheten, der da zu allem Volk dieser endlos großen Welt geredet im Namen und in der Kraft des allmächtigen Gottes!
[2.22.12] Der Älteste spricht: So denn trete hierher vor mich und kehre dein Angesicht zur Flamme und lies, was sie zu dir spricht. – Das weibliche Wesen tritt hin vor den Ältesten und liest aus der Flamme: Dein Gott und dein Herr ist ein Gott voll Liebe und Erbarmung und wird dir geben zu tragen ein sanftes Joch und eine leichte Bürde. Sei demütig in deinem Herzen; vergiss dieser Welt große Pracht und empfiehl dich dem allmächtigen Schutz des großen Gottes! Er wird dich Selbst unsichtbar auf Seinen eigenen Händen tragen durch ein kurzes materielles Leben bis zu Seiner Wohnung, allda du überkommen wirst die große Kindschaft und wirst leben ewig in des allmächtigen göttlichen Vaters Haus. Hast du Mut in deiner Liebe zu diesem großen Gott, so lege deine Hand auf den Altar!
[2.22.13] Der Älteste spricht: Nun, meine Tochter, du hast die Bedingung der großen Gnade Gottes gelesen; was willst du nun tun? – Die Tochter spricht: Ich will nach meiner stets mächtiger werdenden Liebe zu meinem und zu deinem Gott, und werde ich dort sein, so will ich deiner gedenken, wenn es des Herrn Wille sein wird, auf dass auch du mit noch vielen anderen mir folgen möchtest. Ich weiß wohl, dass auch diese Welt herrlich ist, und dass wir mit den reinen Geistern, die da einen feineren Leib angenommen haben als da ist der unsrige, allzeit Gesellschaft pflegen können. Wir können erschauen mit leichter Mühe ihre hohe Seligkeit, und diese ist von der Art, dass sie uns die Seligkeit des natürlichen Lebens nicht trübt; denn viel haben die seligen Geister dieser Welt fürwahr nicht vor uns, außer dass sie sich nach ihrem Willen erheben können und machen schnellere Bewegungen, als wir sie im natürlichen Zustand zu machen imstande sind, indem wir uns nicht erheben können gleich ihnen, hoch empor in die Räume des starken Lichtes.
[2.22.14] Nun aber bedenke, was es dagegen sagen will, ein Kind Gottes zu heißen und zu sein, welches mit einem Blick mehr erschaut, als wir in zahllosen großen Zeitabstechern. Darum will ich denn auch meine Hand auf den Altar legen!
[2.22.15] Seht, diese Tochter legt ihre Hand auf den Altar, und sie ist nicht mehr zu erschauen unter der Gesellschaft. Was aber wird nun die Gesellschaft tun? Das wollen wir bei der nächsten Gelegenheit betrachten!
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