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15. Erläuterung der Kundgabe über die drei Weisen aus dem Morgenland. Die Lichtseite der Astrologie

(Am 22. Mai 1843 von 4 1/2 – 7 1/2 Uhr nachmittags.)

[2.15.1] Ihr sagt: Gut wäre es freilich, wenn man nur gleich wüsste, welchem Teil unserer Liebe, oder welcher Himmelsgegend derselben man eben diese Welt unterschieben sollte. – Ich aber sage euch, meine lieben Freunde und Brüder: Da ihr die Hauptsache schon durch meine Stößchen zum Dreiviertelteil aus euch gefunden habt, so wird es wohl nicht so schwer sein, auch das vierte Viertel durch allenfalls noch ein paar Stößchen zu finden. Ich will euch zu dem Behuf sogleich eine Frage geben, deren Beantwortung ihr schon zum Voraus in euch habt. Die Frage aber sei diese: Habt ihr nie etwas gehört von der sogenannten alten Astrologie? – Ihr sagt: O sicher, dergleichen Bücher finden sich noch heutigentags unter uns vor. Aber auf dieselben wird man etwa doch nicht zu viel halten dürfen? – Ich sage euch: Auf die Art, wie ihr darauf zu halten pflegt, freilich wohl nicht, denn das wäre ein absurder Aberglaube und wäre sündhaft, darauf zu halten. Aber es hat jede Sache zwei Seiten, nämlich eine Licht- und eine Schattenseite. Wir wollen uns daher nicht der Schatten-, sondern der Lichtseite dieses altertümlichen Mysteriums bedienen.

[2.15.2] Wie lautet aber diese? Ihr Name heißt: Kunde der Entsprechungen. Auf dem Weg der Entsprechung aber haben ein jedes Ding, eine jede Form und ein jedes gegenseitige Verhältnis der Formen wie der Dinge einen entsprechend geistigen Sinn. Und so hatten einen solchen Sinn und haben es noch alle die Sterne und ihre Bilder. Wer demnach diese Bilder von dieser Lichtseite lesen und verstehen kann, der ist auch ein Astrologe aus dem Reich der Geister des Lichtes, d. h. er ist ein wahrhaftiger Weiser, wie da auch die drei Astrologen aus dem Morgenland wahrhaftige Weise waren, da sie erkannt hatten den Stern des Herrn und haben sich führen lassen von ihm und haben durch ihn gefunden den Herrn der Herrlichkeit.

[2.15.3] Ich sehe wohl in euch soeben eine Frage, was da betrifft die eben erwähnten drei weisen Sternkundigen aus dem Morgenland. Ich weiß, dass ihr darüber auch schon eine Erläuterung bekommen habt. Aber solches wisst ihr nicht, dass eben aus den Himmeln keine Kunde völlig enthüllt zu den Menschen auf der Erde gelangen kann, sondern allzeit noch ist eine jede Kunde mit einer Hülse umschlossen. Denn ohne eine solche hülsige Umschließung könnte keine Kunde aus den Himmeln, welche rein geistig ist, zu den Menschen gelangen, so wenig als da jemand von euch imstande wäre, den für den Leib nur tauglichen ätherischen Nahrungsstoff ohne Beigabe gröberer Materie in sich aufzunehmen.

[2.15.4] Denn das Brot, das ihr esst, besteht aus lauter kleinen Hülschen, welche die Träger sind des eigentlichen Nährstoffes.

[2.15.5] Wenn aber demnach eure schon empfangene Kunde über die drei Weisen aus dem Morgenland ebenfalls noch ein wenig umhülst ist, so können wir sie hier ebenfalls ein wenig enthülsen. Es kann aus dieser Enthülsung ja etwa auch so ein kleines Stößchen hervorgehen, und unsere Lichtseite der Astrologie, die wir eben brauchen, wird uns stets anschaulicher.

[2.15.6] Ihr habt so viel erfahren über diese drei Weisen, als seien sie vorstellend dagewesen, den Adam, den Kain und den Abraham bezeichnend. Solches ist richtig; aber würdet ihr es ganz komplett wörtlich nehmen, so würdet ihr dadurch ebenso gut noch in einer Irre sein, als wenn ihr an das ominöse Himmelszeichen glauben wolltet, in welchem nach der Kalenderrechnung ihr geboren seid. Ihr sagt: Das mag wohl sein; aber wie soll man denn hernach die Sache nehmen, die doch hier und da zumeist kerzengerade ausgesprochen ist? – Ich sage euch: Wie man solche Sachen nehmen soll, wird sich sogleich klärlich darstellen.

[2.15.7] Ihr habt doch auch allerlei handgreifliche Gegenstände vor euch als da sind allerart Mineralien, Pflanzen, Tiere und Menschen. Sagt mir, wenn ihr diese Gegenstände also nehmt und begreifen wollt, wie sie kerzengerade vor euch stehen, versteht ihr sie dann? Ihr könnt wohl sagen: Siehe, das ist ein hoher Berg, er hat eine sehr romantische Form, sein Gestein besteht aus Urkalk, auf seiner höchsten Spitze muss eine herrliche Aussicht sein, und in seinem Inneren werden vielleicht manche Metalle rasten. – Wenn ihr solches von dem Berg ausgesagt habt, dann seid ihr aber auch schon fertig.

[2.15.8] Um kein Haar besser wird es euch bei den Pflanzen und Tieren gehen, da ihr nur das beurteilen könnt, und das noch dazu überaus oberflächlich, was euch in die Sinne fällt oder was kerzengerade vor euch ist. Aber was die innere, höhere, geistige Ordnung betrifft, sagt, mit welchem Maßstab wollt ihr diese bemessen?

[2.15.9] Also stehen auch hier Adam, Kain und Abraham unter dem Bild der drei Weisen aus dem Morgenland kerzengerade vor euch, und zufolge der euch gewordenen Kunde aus den Himmeln.

[2.15.10] Aber wie ihr das Reich der Mineralien, der Pflanzen und Tiere durchaus noch nicht versteht aus dem Grund, also ist es auch der Fall mit den drei Weisen aus dem Morgenland.

[2.15.11] Adam, Kain und Abraham waren zugegen. Solches ist euch gegeben worden zur Kunde über die Frage hinsichtlich der Bedeutung der Weisen aus dem Morgenland. Wie aber waren sie zugegen? Seht, das ist eine andere Frage. Diese habt ihr nicht gestellt; daher blieb diese Frage auch eine Hülse über die euch gewordene Kunde. Nun aber ist es an der Zeit, diese Hülse zu brechen, da wir zu unserem Zweck die reinere Wahrheit gebrauchen. Und so wisst denn:

[2.15.12] Diese drei Weisen waren drei ganz gewöhnliche Priester besserer Art aus den Gefilden Assyriens. Ihr wisst, dass zur Zeit Salomons die euch wohlbekannte große Königin des Assyrischen Reiches nach Jerusalem kam, um Salomons Weisheit zu hören. Also zu dieser Zeit schon war auch diesem heidnischen Volk durch seinen besseren Teil der Priester eine Prophezeiung gemacht worden, dass ihre Söhne einst einen Stern entdecken werden, welcher allen Völkern der Erde aufgehen wird. Seit dieser Prophezeiung blieb denn auch immer ein Teil der besseren Priesterschaft dieses Volkes dabei stehen und beobachtete fortwährend den gestirnten Himmel. Diese Priester reisten zu dem Behuf auch nach allen Landen, wo in derselben Zeit sich irgend große Weise aufhielten, und lernten von solchen so manche tiefe Weisheit, besonders aber die Weisheit in der Kunde der Entsprechungen.

[2.15.13] Zur Zeit der Geburt Christi war das Gremium dieser Priester ziemlich groß geworden; aber bis auf drei ließen sich alle von der Gewinnsucht hinreißen und dienten somit dem Mammon. Nur drei blieben bei der reinen Weisheit, verschmähten die Welt und ihre Schätze und suchten den Lohn ihrer geistigen Tätigkeit allein im Geist und in der Wahrheit.

[2.15.14] Was geschah denn zur Zeit der Geburt unseres hochgelobten und über alles geliebten Herrn?

[2.15.15] Sie entdeckten einen ungewöhnlich glänzenden Stern aufgehend und beobachteten seinen Gang und die Sternbilder, unter denen er aufging und welche er passierte. Als sie so mit der inneren entsprechenden Bedeutung dieses Sternes beschäftigt waren, und der Stern gegen die Mitte der Nacht gerade über ihren Zenit zu stehen kam, da erschienen ihnen drei Männer mit weißen Kleidern angetan und sprachen zu ihnen: Kennt ihr den Stern? Und die Weisen sprachen: Wir kennen ihn nicht. – Die Männer aber, die da erschienen sind, sprachen zu den Weisen: Lasst euch anrühren von uns an euren Stirnen und an euren Brüsten, und ihr werdet sobald die große Bedeutung dieses Sternes erkennen. Die Weisen aber sagten: Seid ihr etwa Zauberer aus Indien, dass ihr uns solches antun wollt?

[2.15.16] Die drei erschienenen Männer aber erwiderten: Das sind wir mitnichten, denn wir wollen euch nicht die Macht der Hölle enthüllen, sondern die Kraft Gottes wollen wir euch zeigen und euch führen dahin, da Sich der ewige Herr Himmels und der Erde niedergelassen hat in aller Seiner göttlichen Fülle. Einer Jungfrau ward die endlose Gnade zuteil: Sie hat vom Herrn empfangen und hat geboren ein Kind aller Kinder, einen Menschen aller Menschen und einen Gott aller Götter! Seht, das wollen wir euch zeigen, und aus diesem Grunde lasst euch anrühren von uns! Und die Weisen sprachen: Es sei denn, wie ihr wollt; aber zuvor sagt uns, wer ihr seid?

[2.15.17] Und der eine aus den drei Erschienenen sagte: Habt ihr je etwas gehört, wie es war im Anfang der Welt? Seht, ein Leib ward mir gegeben von Gott, den trug ich neunhundertunddreißig Jahre und ward also geschaffen der erste Mensch dieser Erde; mein Name war Adam, der Erstling Gottes auf dieser Erde. Nach diesen Worten ließ sich der Älteste von dem Geist Adams anrühren, und als der Geist den Ältesten anrührte, ward er sobald unsichtbar; aber der Älteste war erfüllt von dem Geist Adams.

[2.15.18] Und auf dieselbe Weise geschah es mit den beiden anderen, und sie wurden erfüllt, der Ältere mit dem Geist Kains und der Jüngere mit dem Geist Abrahams, ohne jedoch dabei von ihrer eigentümlichen Individualität nur im Geringsten etwas zu verlieren. Aber im Augenblick dieser Handlung erkannten sie die große Bedeutung dieses Sternes und die Worte der Prophezeiung, welche geschehen wird, wie schon gesagt wurde, zur Zeit der großen Königin dieses Landes.

[2.15.19] Daher machten sie sich auch sobald auf den Weg von ihrem Beobachtungsplatz, rüsteten ihre Kamele aus und geboten ihren Knechten, einzukaufen Myrrhen, Gold und Weihrauch. Denn solches war im selben Land die gebräuchliche Opferung einem neugeborenen König; Myrrhen dem Kind, Gold dem König, welcher bei ihnen hieß Mensch der Menschen, wie ein solches königliches Kind ein Kind der Kinder, und Weihrauch opferte man dem König ebenfalls, weil der König als gesalbter Machthaber der Gottheit auf Erden angesehen ward. Als solches alles herbeigeschafft war, da wurde auch sogleich die Reise angetreten, und der Stern war der Wegweiser, und die drei Geister waren die inneren Führer unserer bekannten drei Weisen aus dem Morgenland.

[2.15.20] Seht, in dieser Darstellung habt ihr eure Kunde enthülst und dennoch auch zugleich die innere Wahrheit mit, dass in ebendiesen drei Weisen Adam, Kain und Abraham gegenwärtig waren. Und Abraham, der sich gar lange schon auf diesen Tag in seinem Geiste gefreut hat, dass er ihn sehen möchte, wie es der Herr Selbst von ihm aussagte, hat ihn auch wirklich gesehen leiblich durch die Weisen, geistig in sich und himmlisch in dem erschauten Kind der Kinder, Menschen der Menschen und Gott der Götter.

[2.15.21] Aus dieser Darstellung aber könnt ihr auch zur Genüge ersehen, wie die wahre Astrologie beschaffen sein soll. Wir haben ebenfalls einen Stern erschaut von ganz ungewöhnlicher Art in uns oder am Firmament unseres Geistes. Sind wir rechte Astrologen, so werden wir auch sicher mit der leichtesten Mühe unser letztes Viertelchen finden und werden gar wohl erkennen, wo hinaus es so ganz eigentlich mit unserem Stern will.

[2.15.22] Es ist wahr, es liegen noch große Milliarden und Milliarden von Sternen und Welten in euch; aber aus diesen großen Milliarden hat sich einer nur gelöst. Dieser steht vor uns und liegt unter unseren Füßen gleichwie ein herrliches himmlisches Vaterland; aber wir fragen: Wo stehst du, herrliche Welt, in deiner großen Wirklichkeit? Aus welcher Gegend der weiten Himmel traf dein mächtiger Strahl dein Ebenbild in uns und stellte es hinaus, einen herrlichen Abglanz aus dir? Und wir wissen nicht, woher dein Strahl kam!

[2.15.23] O Freunde und Brüder! Es klingt sonderbar solch ein Fragen, wenn man das Werk unter seinen Füßen hat. Habt ihr nie etwas gelesen von einer großen Burg der Geister wie von einer Burg der Seelen? Seht, darin liegen kleine Andeutungen von einer großen geheimen Wahrheit, die aber bis jetzt noch unentdeckt geblieben ist. Ich aber sage euch: Was zum Herrn will, muss auch den Weg zum Herrn gehen. Ich sage euch noch gar gewichtig hinzu: Freuet euch hoch, denn der Herr hat aus Milliarden den Staub, die Erde, erkoren; sie ist die Geburtsstätte der Geister, welche zum Herrn wollen, aus allen endlosen Gebieten der Schöpfung geworden!

[2.15.24] Nun haben wir nicht mehr weit, seht an diese Welt, die nun unter euren Füßen ist, ein altes Vaterhaus eures Geistes! Große Pracht trefft ihr hier, und solche Prachtliebe habt ihr auch auf die Erde mitgenommen. Aber der Herr mag nicht die Pracht, darum hat Er die Erde gedemütigt. Wisst ihr jetzt noch nicht, wo hinaus es mit unserer Welt will? Ja, ich sehe schon, ihr könnt die Astrologie noch nicht recht verdauen. Ich werde euch aber nun auf etwas aufmerksam machen.

[2.15.25] Es war zu allen Zeiten und bei allen Völkern gebräuchlich, dass sie sagten und auch hier und da ganz fest glaubten, dieser oder jener sei ihr Stern. Buchstäblich genommen hätte es freilich wenig Grund, aber geistig genommen hat es einen desto tüchtigeren; denn woher irgendein Geist ist, von dorther hat er auch seine Liebe. Nun aber sind all die Myriaden Gestirne entweder Vor- oder Nach-Wohnstätten der Geister. Wenn solches der Fall, so ist es auch sicher klar, dass eines jeden Erdmenschen Geist aus einem Stern als Vorwohnort her ist; und dieser Stern ist der erste, der bei der inneren Beschauung auch sicher zuerst auftaucht.

[2.15.26] Nun dürft ihr einmal den gestirnten Himmel mustern und den wohlgefälligsten Stern betrachten; der euch am behaglichsten anstrahlen wird, bei dem bleibt. Seht, das wird der entsprechende sein, durch welchen dieser geweckt wurde.

[2.15.27] Darin liegt aber auch der Unterschied zwischen den Kindern der Welt, welche da sind von unten her und sind Kinder der Erde, und zwischen den Kindern des Lichtes, welche sind von oben her und sind Kinder der Sonnen oder Kinder des Lichtes und demnach berufen, als Knechte so oder so gleich dem Herrn zu dienen und zu leuchten den Kindern der Welt, damit auch diese würden gewonnen zu den Kindern des Lichtes und wahrhaftigen Erben des ewigen Lebens, welches der Herr bereitet allen Seinen geschaffenen Geistern von Ewigkeit her, indem Er für sie gemacht hat im unendlichen Schöpfungsgebiet zahllose Schulen zur Gewinnung der Freiheit des Lebens und hat ihnen selbst gesetzt auf dieser Erde ein heiliges Ziel in Seinem Kreuz, damit sie alle würden wahrhaftige Kinder Seiner Liebe und allerseligste Erben Seiner Erbarmung und Gnade!

[2.15.28] Ich meine, das vierte Viertel ist uns hoffentlich bekannt. Wenn wir uns aber auf dieser Welt erst ein wenig werden herumgetrieben haben, da wird uns schon noch wie von selbst so manches Geheimnis klar werden, davon euch und aller Welt bisher noch eben nicht zu viel geträumt haben möchte.

[2.15.29] Es hat aber der Herr nach Seiner Auferstehung noch gar vieles mit uns, Seinen Erwählten, gesprochen, welches nicht aufgezeichnet ward; und wäre es auch aufgezeichnet worden, so hätte die Welt die Bücher vor der Menge und vor der Größe und Tiefe des Inhaltes nicht fassen können. Hier aber wird euch so manches davon kundgetan; daher mögt ihr wohl aufmerksamen Geistes sein, um in euch zu fassen das große Geheimnis des Lebens und die innere große Weisheit des Geistes!

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