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79. Der Weg zum wahren Himmel. Gleichnis vom törichten Mann und falschen Freund. Entstehung des katholischen Scheinhimmels

(Am 22. März 1843 von 4 – 5 3/4 Uhr abends.)

[1.79.1] Wenn ihr nur so ein wenig nachdenkt, so kann es euch unmöglich entgehen, dass das eigentliche Himmelreich des Herrn als das Grundleben des Geistes in sich unmöglich anders erreicht werden kann als so nur, wenn der Mensch in sich, das heißt in seinem Geiste, die vom Herrn vorgezeichneten Bedingungen zur Erlangung ebendieses Lebens werktätig erfüllt. Das heißt, er muss dieses Leben zuvor in sich finden, und hat er es gefunden, dann erst muss er es stärken und kräftigen nach der vorgeschriebenen Ordnung des Herrn, der allein es nur wissen kann, was zur Erreichung des reell bestimmten geistigen Lebens vonnöten ist.

[1.79.2] Wenn nun aber jemand will durch törichte, weltlich eigennützige, dazu noch allerschmutzigste und vollkommen tote Mittel sich das Himmelreich erkaufen, welches, wie schon bemerkt, das eigentliche, vollkommen ausgebildete bestimmte Leben des Geistes ist, so ist solch eine Handlung ja doch bei weitem noch törichter und unsinniger, als so da jemand einen Acker, der überaus steinig ist, mit Weizenkorn besät hätte; da aber das Weizenkorn nicht aufgehen möchte, er dann noch mehr Steine auf den Acker führen würde, um dadurch das Weizenkorn aufgehen zu machen. Muss aber nicht der vernünftige Ackersmann seinen Acker vorher in ein gutes Erdreich verwandeln, dann dasselbe düngen und sodann erst das edle Weizenkorn in die Furchen legen, auf dass es dann bald erkeime und aufgehe und bringe viel Frucht? Solches muss doch ein jeder nur einigermaßen in der Landwirtschaft bewanderte Landmann zugestehen.

[1.79.3] Wenn aber schon das Weizenkorn nur unter dieser allein wahren Bedingung fruchtbringend wird und auf keine andere Weise demselben der Segen abgenommen werden kann, wie soll demnach der viel edlere Lebenssame des Geistes auf einem allerwidersinnigsten Acker zur lebendigen Frucht des ewigen Lebens erwachsen?

[1.79.4] Ich will euch ein noch anschaulicheres Beispiel geben, aus welchem ihr diesen überaus wichtigen Punkt noch heller erschauen sollt. Um aber dieses Beispiel in der Fülle der Klarheit zu verstehen, wollen wir einige Punkte demselben vorsetzen, durch welche die Richtigkeit des bevorstehenden Beispiels wahrhaft mathematisch richtig dargestellt werden soll; und so hört denn!

[1.79.5] Ihr wisst, dass sich ungleichartige und ungleichnamige Größen nicht zusammenzählen und vermehren lassen. Wer da einen Säckel Geld hat von etwa tausend Groschen, wird er dadurch das Geld wohl vermehren, wenn er zu diesem Geld tausend Steine hinzulegt? So jemand besitzt ein Haus, wird er dadurch zum Besitz eines zweiten und größeren Hauses gelangen, so er in der Absicht sich eine Menge Möbel bei einem Schreiner anschafft? So jemand zehn Schafe in einem Stall hat, wird er dadurch mehrere Schafe bekommen, so er sich noch einen leeren Stall hinzubaut? Also ist es doch erschaulich, dass zur Vermehrung eines und desselben Dinges oder Gegenstandes mehrere gleichartige Dinge und Gegenstände vonnöten sind.

[1.79.6] Da wir um dieses wissen, so stelle ich euch nun das Beispiel auf: Es sei irgendein törichter Mann, der aber den sehnlichen Wunsch hat, Kinder seiner Zeugung zu haben, um sich dadurch in seinen Kindern fortleben zu sehen. Da er aber dabei ein törichter Mann ist, der nicht weiß, woher und wie die Kinder gezeugt werden, so wendet er sich an einen falschen Freund und fragt ihn um Rat, wie solches anzustellen sei. Da aber der habsüchtige, falsche Freund die Torheit unseres Mannes merkt, welcher ein vermöglicher Kauz ist, da gedenkt der falsche Freund und spricht zu sich selbst: Im Trüben ist gut fischen, die Torheit dieses Mannes will ich mir auf die lustigste Weise zu Nutzen machen. – Und da er solches beschließt, spricht er zum törichten Mann: Höre, guter Freund, solches, das du willst erreichen, ist sehr schwierig und mit vielem Kostenaufwand verbunden. Jedoch, wenn es dir vollkommen ernst ist, so will ich dir eine solche Gelegenheit wohl verschaffen und dich dann unterweisen, wie du es anzustellen hast. Aber das setze ich zur Hauptbedingung, dass du mir in allem ungezweifelt folgst. Wirst du mir folgen, so wird dir dein beabsichtigtes Werk wohl gelingen; wo aber nicht, so bist du für Zeiten der Zeiten verloren!

[1.79.7] Nach solcher Voräußerung des falschen Freundes beteuert ihm der törichte Mann und spricht: Da ich weiß, dass du allein ein so kenntnisreicher Mann bist, so will ich mich dir auch ganz anvertrauen; gebe mir nur das Mittel an die Hand und mir soll es nicht zu teuer werden. – Was tut aber nun unser falscher Freund? Hört! Anstatt dem törichten Mann zu geben ein lebendiges Weib, verkauft er ihm um teures Geld eine tote, hölzerne Bildsäule und spricht zu ihm: Lege diese in ein Bett und hauche sie fleißig an; so du dich ebenfalls zu ihr in das Bett legst, da wirst du mit der Zeit unfehlbar zu einer reichen Nachkommenschaft kommen. – Unser Mann nimmt nun solche Bildsäule und trägt sie nach Hause, legt sie sogleich in sein Bett und sich auch sobald zu der Bildsäule und fängt diese an anzuhauchen. Solches tut er ein Jahr lang fort, aber noch will sich kein Nachkomme zeigen. Darum geht er zum falschen Freund und fragt ihn um die Ursache. Dieser aber spricht: Was fällt dir Törichtes ein? Wer wird wollen in einem Jahr schon lebendige Früchte haben, nachdem doch ein Baum, in die Erde gesetzt, selbst erst nach mehreren Jahren anfängt, Früchte zu tragen? – Er aber preist ihm zur Erreichung solches Zwecks noch allerlei andere Mittel an, welche bei ihm, als dem falschen Freund, käuflich zu haben sind.

[1.79.8] Der törichte Mann kauft sie ihm auch nach den bestimmten Preisen ab und gebraucht sie nach der falschen Vorschrift. Aber es kommt alles dessen ungeachtet keine lebendige Frucht zum Vorschein, und wieder erkundigt sich der törichte Betrogene beim falschen Freunde um die Ursache des Nichtgelingens. Der falsche Freund schiebt da die Ursache gar pfiffig, geheimnisvoll weise tuend, auf allerlei arglistig ersonnene Umstände und beschwichtigt ihn so lange, bis den törichten Mann sogar zufolge des herangerückten Alters alle wirkliche Zeugungskraft verlassen hat. Und unser falscher Freund vertröstet den törichten Mann damit, dass eine lebendige Nachkommenschaft ihm sicher dann folgen werde, wenn er das zeitliche Leben verlassen wird und gibt ihm dazu noch Schutzmittel an, was er mit der Bildsäule am Ende seines Lebens tun solle, damit ihm aus dieser eine ganz sicher lebendige Nachkommenschaft werde. Und seht, der Tor stellt sich am Ende sogar mit dieser Verheißung zufrieden! Also hätten wir nun das Beispiel.

[1.79.9] Es fragt sich aber, wie haben wir es zu betrachten, damit uns aus ihm das bedungene Licht werde? Ich sage euch: Solches wird nun überaus leicht folgen. Nr. 1 ist es doch ersichtlich, dass sich das Leben nur wieder im Leben und nicht in einer toten Materie zeugen lässt; also muss der Mann doch ein lebendiges Weib haben, aber nicht eine tote Bildsäule aus Holz.

[1.79.10] Jetzt aber kommt Nr. 2. Betrachtet ihr euch nun als Menschen, in denen das wahre Himmelreich sollte gezeugt werden, und das zwar mit der heiligen Braut des Lebens, welche da ist das Wort Gottes lebendig und heißt die Kirche des Herrn.

[1.79.11] So aber die Kirche ist eine hölzerne und tote Bildsäule, in der kein Leben ist, aber von den habsüchtigen, falschen Freunden, welche sich Priester Gottes nennen, dennoch ums Geld trüglicherweise als lebendig und zur Zeugung des Lebens einzig und allein tauglich verkauft wird, während das Leben doch nur durch das Leben kann gezeugt werden, da ist ja doch solch eine Kirche ein allerschnödester Betrug, dass man sich keinen größeren denken kann. Und dass die Anhänger solch einer Kirche doch sicher nicht minder allerblödsinnigste Toren sind als unser Mann im Beispiel, muss doch einem jeden nur einigermaßen helleren Denker auf den ersten Blick sonnenklar in die Augen springen.

[1.79.12] Hat nicht Paulus mit großer Erregtheit seines Gemütes gepredigt, der da ein anderes Evangelium predigen möchte als allein das nur, was der Herr gepredigt hat, nämlich den Herrn Selbst, der da gekreuzigt worden ist, also Jesus Christus im Geiste und in der Wahrheit werktätig, der da spricht: „Wer nicht wiedergeboren wird, der wird nicht in das Reich der Himmel eingehen!?“

[1.79.13] Nun betrachtet aber eine Kirche, die aus Steinen erbaut ist, eine Kirche, deren Hauptmotto Gold und Silber ist, eine Kirche, die einen Himmel verspricht, den sie selbst nicht im Geringsten kennt, eine Kirche, die ihre törichten Gläubigen zur Erlangung eines noch törichteren Himmels mit allerlei geheimnisvollen Mitteln, ums Geld noch dazu, plagt, treibt, richtet und noch obendrauf fleißig verdammt, und ihr müsst bei der Betrachtung solch einer Kirche die hölzerne Bildsäule im Bett unseres törichten Mannes ja ebenfalls auf den ersten Blick unwiderlegbar erkennen, da dem Mann am Ende nichts übrig bleibt als der lebendige Wunsch, lebendige Nachkommen zu haben, ohne jedoch sich solcher je erfreuen zu können.

[1.79.14] Seht, also stehen die Aktien des Lebens auf der Welt, nicht nur allein in eurer katholischen, sondern auch in jeder anderen sich ebenfalls für katholisch haltenden Sektenkirche.

[1.79.15] Wenn ihr nun nach diesem Beispiel unseren vorliegenden Himmel betrachtet, so werdet ihr ihn ebenfalls sicher auf den ersten Augenblick als vollkommen entsprechend erschauen. Denn da er eine Frucht ist aus einer Kirche, die da gleich ist einer toten Bildsäule, so ist auch alles dasjenige, was das eigentliche Leben in sich selbst sein soll, ebenfalls nur eine plumpe, tote Plastik und nichts als eine Ausgeburt eines törichten, betrogenen und somit auch unmöglich lebendig erfüllten Wunsches. Dass aber ein solcher Himmel von keinem Bestand sein kann, kann ja daraus sehr leicht ersehen werden, so ihr bedenkt, dass er nichts anderes ist als eine Trugplastik des Geistes, der wohl das Leben hätte zeugen mögen, aber dasselbe nicht zeugen konnte, weil ihm dazu das lebendige Mittel mangelte. Da wir nun aber solches wissen und diesen Himmel entsprechend kennen, so können wir uns nun auch schon über die nähere Entwicklung und Enthüllung desselben hermachen, bei welcher Enthüllung euch noch so manches Trugrätsel klar werden wird.

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