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67. Hat Petrus die römisch-katholische Kirche gestiftet?

(Am 27. Februar 1843 von 4 1/4 – 6 1/4 Uhr abends.)

[1.67.1] Was lauter uns etwa der [Augustiner] doch sagen wird und was lauter alles zeigen? Nichts anderes, als was uns zu sehen notwendig ist. Wir sind bei ihm; und so hört denn, was er zu uns spricht und wie er uns empfängt. Also aber lauten seine Worte:

[1.67.2] Seid mir tausendmal willkommen, liebe Freunde und Brüder, im Namen der geheimnisvollen Dreieinigkeit, im Namen der seligsten Jungfrau Maria, des hl. Joseph und unseres hl. Kirchenpatrons Augustinus, der da war ein wahrer Apostel und Nachfolger des Herrn Jesu Christi! Darf meine knechtliche Geringfügigkeit an euch nicht die Frage tun, welche fromme Absicht euch in diesen Gott allein wohlgefälligen Tempel geführt hat? Seid ihr etwa auch aus meinem Orden hier Neuangekommene, oder habt ihr euch etwa als fromme geistige Büßer zur Nachlassung der lässlichen Sünden hierher verfügt, um dadurch dem Fegefeuer zu entgehen? Sucht ihr etwa hier die ewige Ruhe und das ewige Licht oder das wahrhaft geistig lebendige Brot der Engel? Oder wünscht ihr etwa gar in die höheren Geheimnisse der Dreieinigkeit eingeweiht zu werden? Kurz, wenn eines oder das andere euch hierher geführt hat, so könnt ihr für eines wie für das andere die allergenügendste Befriedigung finden. Denn solches werdet ihr sicher wissen, dass außerhalb dieser Kirche kein Heil und nirgends eine Seligkeit zu erlangen ist.

[1.67.3] Denn Christus, der Herr, hat Seine Kirche also gegründet, dass Er allein dem Petrus die Schlüssel zum Himmelreich übergab. Unsere Kirche ist auf dem Felsen Petri erbaut, also von Petro gegründet, und ihr von ihm für alle Zeiten der Zeiten die Macht gegeben, selig zu machen oder zu verdammen. Denn dass der Kirche auch das Verdammungsrecht von Christo eingeräumt ist, erhellt ja klar aus jenen Texten, wo es einmal heißt: „Ihr werdet auf den Richterstühlen sitzen und mit Mir richten die zwölf Stämme Israels“; – und wieder heißt es: „Was ihr lösen werdet auf der Erde, das soll auch im Himmel gelöst werden, und was ihr binden werdet auf Erden, das soll auch im Himmel gebunden sein“, – und wieder heißt es noch: „Nehmt hin den Heiligen Geist, denen ihr die Sünden vergeben werdet, denen sollen sie vergeben sein auch in dem Himmel, und denen ihr die Sünden vorenthalten werdet, denen sollen sie auch im Himmel vorenthalten sein.“ Und so stehen noch einige solche Texte, wo der Herr dem Petrus auf Erden alle Gewalt über das menschliche Geschlecht gegeben hat; und es ist demnach nicht dem geringsten Zweifel unterworfen, dass nur die römisch-katholische, von Petro selbst gegründete Kirche nach dem unwandelbaren Ratschluss Gottes die alleinseligmachende ist.

[1.67.4] Wenn ihr zweifelsohne auch aus dieser Kirche seid, so könnt ihr hier auch nur einzig und allein die Pforte des Himmels finden. Seid ihr aber nicht aus dieser Kirche, so werdet ihr auch gar leichtlich schließen, welch ein Los hier eurer harrt. Denn es lautet ebenfalls in der Schrift: „Wer nämlich nicht an diese Kirche glaubt und nicht in ihr getauft wird, der soll verdammt werden.“

[1.67.5] Nun aber spreche ich mit ihm: Höre, lieber Freund, du hast uns jetzt um Verschiedenes gefragt und uns auch die gewichtigsten, auf eure Kirche Bezug habenden Texte aus der Schrift kundgetan. Dessen ungeachtet aber muss ich dir schon zum Voraus die Versicherung geben, dass wir fürs Erste in keiner der zufolge deiner Fragen bestehenden Absicht hierhergekommen sind, und fürs Zweite, dass die von dir ausgesprochenen Texte uns nicht im Allergeringsten angehen.

[1.67.6] Du machst jetzt wohl ein etwas verblüfftes Gesicht und denkst bei dir, was wir denn hier machen, so wir in keiner von dir ausgesprochenen Absicht hierhergekommen sind und negieren sogar hinsichtlich auf unsere Bezüglichkeit die von dir ausgesprochenen und die römische Kirche als die alleinseligmachende manifestierenden Texte. Aber siehe, es ist denn einmal also und nicht anders.

[1.67.7] Wie wäre es denn, wenn wir bloß nur in rein wissenschaftlicher Hinsicht hierher gekommen wären, um von euch so manches zu erfahren und bei euch so manches zu sehen? Sollten wir in dieser Absicht dir nicht auch willkommen sein?

[1.67.8] Der Mönch spricht: Meine schätzbaren Freunde, habt ihr denn auf der Erde nie gehört, dass in der geistigen Welt die Wissenschaft keine Früchte mehr trägt, sondern allein nur der römisch-katholische Glaube, wenn er lebendig war durch die guten Werke? – Ich spreche: O ja, solches haben wir zu öfteren Malen gehört. Wir haben aber auch gehört, dass in der geistigen Welt einem über alle die irdischen Zweifel Licht werden soll. Und ein solches Licht kann man ja dann wohl auch eine geistige Wissenschaft nennen, welche ist ein helles Innewerden in den göttlichen Geheimnissen. Und wenn ferner es in der geistigen Welt, wie ehedem in der naturmäßigen, gemauerte Klöster und Kirchen gibt, die mit allerlei Kunstgegenständen verziert sind, warum sollte es denn in der geistigen Welt keine Wissenschaft geben, die an und für sich doch schon auf der Welt offenbar geistiger war als das Mauerwerk eines Klosters, einer Kirche und all das Schnitz- und Bilderwerk in ihr?

[1.67.9] Der Mönch spricht: Höret ihr! Wie ich aus euren Worten vernehme, so scheint ihr mit ketzerischen und verdammlichen Gesinnungen angefüllt zu sein. Denn wer alles das, was zum allerhöchsten Dienst Gottes gehört, nicht für rein geistig, sondern für materiell betrachtet, der legt es ja schon offen an den Tag, dass er in Wort und Tat ein allzeit in die Grundhölle verdammlicher Ketzer ist. Wenn bei euch das völlig der Ernst ist, was ihr hier ausgesprochen habt, da wird es wohl notwendig sein, euch für alle Ewigkeiten aus diesem reinsten Tempel Gottes in die ewige Grundverdammnis hinauszustoßen. Denn es heißt: „Einen ketzerischen Menschen sollst du fliehen“, und wieder heißt es: „Einen solchen Ketzer sollt ihr aus der Gemeinde stoßen und ihn nach Paulus dem Teufel übergeben.“ Wisst ihr denn nicht, dass derjenige, der da über die Einrichtungen der alleinseligmachenden Kirche loszieht, die allerderbste Sünde gegen den hl. Geist begeht, welche Sünde ewig nimmer nachgelassen werden kann? Daher erkläre dich deutlicher in diesem heiligen Ort, damit dich nicht die ewige Verdammnis treffe. Denn wahrlich, uns, den reinen Dienern Gottes, ist es angenehmer, dass die ganze Welt verdammt würde, als dass die Heiligkeit des Himmels nur durch den kleinsten Sünder soll befleckt werden. Hier hat alle Gnade und Erbarmung ein Ende. Wer nicht in dem wahren Sinne der Kirche rein ist wie die Sonne am Himmel, der soll auch ewig nimmer in das Reich Gottes eingelassen werden.

[1.67.10] Nun spreche ich zu ihm: Lieber Freund, du hast das Wort Gottes sicherlich nicht von der gelindesten Seite aufgefasst, sondern wohl von der allerrichterlich schärfsten. Ich möchte aber dir nun eine Frage stellen, und du kannst mir dann auf dieselbe eine Antwort geben; aber nur musst du mir im Voraus versichern, dass du mir die Antwort nicht schuldig bleibst. – Der Mönch spricht: Wenn sie nicht von rein teuflischer Art ist, so will ich dir wohl antworten. Solches weißt du aber, dass man dem Teufel keine Antwort schuldig ist. – Ich spreche zu ihm: Nun wohl denn, ich werde dir eine Frage setzen. Kannst du mir erweisen, dass diese vom Teufel ist, so magst du mit deiner Antwort wohl zu Hause bleiben; kannst du mir aber solches nicht gründlich erweisen, so kommst du nicht eher von dieser Stelle, als bis du mir wirst geantwortet haben. Hüte dich aber vor jeder Lüge, denn diese könnte dir teuer zu stehen kommen. Also aber lautet meine Frage:

[1.67.11] Wie kannst du mir aus der Heiligen Schrift erweisen, dass die römisch-katholische Kirche im Ernst der Apostel Petrus gestiftet hat? Meines Wissens steht davon in der ganzen gegenwärtigen Heiligen Schrift nicht die allerleiseste Erwähnung. Dass ein Paulus in Rom gelehrt hat und gepredigt das Evangelium des Herrn, solches ist allbekannt; dass aber Petrus im Ernst in Rom das Papsttum gegründet habe, kann ich mich durch die ganze Heilige Schrift nicht mit einer Silbe erinnern. Willst du mir dein kirchliches Verdammungsrecht anbinden, so musst du es mir zuvor beweisen, ob die römische Kirche im Ernst von Petrus gegründet ist, dem der Herr ein solches Recht übergeben hatte. Kannst du mir aber solches nicht beweisen, und das zwar aus der Schrift, so sollst du mit mir einen harten Kampf zu bestehen haben.

[1.67.12] Seht, unser Mönch macht ein ganz erbärmliches Gesicht und sinnt von einem Winkel in den anderen nach irgendeiner gültigen Antwort. Daher denkt er nun an eine pfiffige Ausrede; aber sie wird ihm wenig nützen. Und so bedeutet er uns nun, dass wir ihn hören sollen, und so wollen wir ihn denn auch hören. Er spricht: O ihr abscheulichen Teufel, das ist ja die allerhöllischste Frage und ist so ungeheuer ketzerisch und so sehr wider den hl. Geist, dass für solch einen Ketzer tausend der allerabscheulichsten Grundhöllen mit der tausendfachen ewigen Verdammnis noch viel zu gut wären! Auf eine solche Frage sollte ich antworten, auf dass mich dann alle Teufel auf einmal holen möchten? Das werde ich wohl fein bleiben lassen.

[1.67.13] Die römische Kirche sollte nicht von Petro gegründet sein, der doch in Rom selbst drei volle Jahre lang gelehrt, seinen Stuhl aufgerichtet und dort auch den Märtyrertod auf einem umgekehrten Kreuz genommen hat?! Zudem befindet sich sein unverweslicher Leichnam noch heutigen Tages in der hl. Gruft seiner Kirche in Rom, und sein Stuhl ist noch heutigen Tages des Papstes mächtiger Thron! Und du höllischer Teufel kannst mir eine solche Frage geben und getraust dich, mir, einem reinen Diener Gottes, einem gesalbten Priester, so ganz keck ins Gesicht zu treten? Ich beschwöre dich nun im Namen des dreieinigen Gottes, der seligsten Jungfrau Maria, des hl. Joseph und im Namen aller heiligen Apostel, Jünger, Märtyrer, im Namen aller anderen Heiligen und im Namen der sämtlichen römisch-katholischen alleinseligmachenden Kirche, dass du abscheulicher Teufel mit deiner höllischen, verdammten Gesellschaft diesen heiligen Ort fliehst! Sonst rufe ich alle meine Brüder herbei, welche hier ruhen im Paradies und im Himmel sind, dass sie dich und deine verdammlichen Gesellen mit drei hochgeweihten Kruzifixen und mit anderen hochgeweihten kirchlichen Insignien so lange herumhetzen und vexieren sollen, bis dir dieser Ort martervoller wird als die allerunterste Hölle selbst. O du verdammter Teufel du, du abscheulicher Teufel, du unchristlicher Teufel, du Betrüger aller Menschen, du Auswurf des siebten Tages der Schöpfung, du ewig verdammte Kreatur Gottes, weiche, weiche, weiche von hier!

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