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11. Grund und Zweck des ausstrahlenden Sonnenlichtes. Alle Materie ist im Grunde Geistiges. Die Fliege als Licht- und Lebenssammler

Am 24. März 1842

[11.1] Ihr werdet euch wohl auch fragen und sagen: „Es ist alles gut und wahr; aber was treibt denn die Geister der ersteren Art, die noch unvollendet sind, hinaus von der Sonne in die weiten, endlosen Räume?“

[11.2] Und Ich gebe euch darauf zur Antwort: Nichts anderes als Meine ewige Ordnung, vermöge welcher diese aus der Sonne wandernden Geister zwar eine positiv-polarische Sättigung haben, aber vom Grunde aus an und für sich nur negativ sind.

[11.3] Was geschieht denn aber dann, so zwei gleiche Pole sich nahe zu stehen kommen? Nichts anderes, als dass sie sich so lange abstoßen, bis der bloß nur positiv genährte, aber doch im Grunde an und für sich nur negative Pol alles Positive hintangegeben hat.

[11.4] Nun seht, also sind diese uns bekannten atomischen Wesen im Grunde negative Wesen und können so lange in der Sonne bleiben, solange sie lediglich diesen Charakter beibehalten. Nehmen sie aber allzu gierig eine Lichtsättigung aus dem positiven Polgebiete der Sonnengeister an, dass sie sich dadurch dem Wesen des Lichtes nach sehr wenig mehr unterscheiden von den eigentlich positiv-polarischen Geistern, welche schon vollendet sind, so werden sie dann auch sobald von den positiv-polarischen Wesen hinausgetrieben, und das zwar mit einer wahrhaft geisterhaften Geschwindigkeit.

[11.5] Diese also hinausgetriebenen Geister sind das eigentliche ausstrahlende Licht der Sonne, welches, wenn es auf einen Weltkörper fällt, sich, dem positiven Teil nach, demselben mitteilt, und welches alsonach das mitgenommene Licht oder vielmehr die noch fortdauernde Liebfreudebebung der vollkommenen Geister ist.

[11.6] Dem negativen Teil nach aber werden, besonders bei der Annäherung zu einem Weltkörper, diese ausgehenden atomischen Wesen bald ledig ihres positiven Teiles und kehren dann als antipolarische Wesen wieder zur Sonne zurück, – und das ist das Zurückstrahlen des auffallenden Lichtes aus der Sonne. Und da diese Wesen vermöge ihrer großen Schnelligkeit allzeit in einer geraden Linie sich bewegen, so wird es auch erklärlich, warum vom Sonnenlicht beleuchtete Gegenstände überaus klar zu sehen sind, besonders wenn in der atmosphärischen Luft keine Aufregungen stattfinden.

[11.7] Wie aber eine solche erleuchtete Form allen ihren Teilen nach vollkommen gesehen werden kann, das rührt wieder daher, weil jede Materie, aus welcher eine Form gebildet ist, ebenfalls – wie ihr schon wisst – nichts als ein Konflikt geistiger Potenzen ist.

[11.8] Wenn sonach diese schnellen Lichtträger aus der Sonne an eine Form stoßen, so nimmt die Form – je nachdem sie ihrem inneren Gehalt nach beschaffen ist – sobald die ihr zusagenden Teile an sich und lässt das für sie Unbrauchbare wieder in der allerhöchsten Schnelligkeit nach allen Richtungen hin von sich weggehen.

[11.9] Sonach ist denn das Auge nur ein Aufnahmeorgan für die mannigfachen Unterschiede des Haupt- oder des zurückgeworfenen Lichtes; und diese mannigfachen Unterschiede des Lichtes sind dann auch natürlicherweise die Bildner aller der verschiedenen Dinge in dem für solche Lichtunterschiede tauglichen Auge.

[11.10] So ihr nun dieses wisst und, so viel es euch mit leiblichen Sinnen nur möglich ist, begreift, so muss es euch ja endlich doch klar werden, dass somit alles, was sich nur immer materiell darstellt, im Grunde dennoch nichts Materielles, sondern lauter Geistiges ist; nur könnt ihr das Geistige nicht schauen, weil ihr noch nicht in der geistigen Polarität seid. Werdet ihr euch aber einmal in der geistigen Polarität befinden, alsdann wird sobald die entgegengesetzte Erscheinlichkeit eintreten, vermöge welcher ihr dann nur das Geistige schauen werdet, aber alles Materielle euch werdet müssen also hinzudenken, wie jetzt das Geistige zum Materiellen; darum es euch nun auch nicht allzu sehr wundernehmen muss, so ihr im Verlauf dieser Mitteilung hie und da auf Punkte trefft, die euch nicht allzu klar werden können. Denn sollen euch nun schon alle diese Verhältnisse ganz vollkommen klargemacht werden können, so müsst ihr ganz aus der Materie ins rein Geistige hinübertreten, welches für jetzt noch nicht an der Zeit ist.

[11.11] Aber so viel es nur möglich ist zu erfassen, das Geistige hinein ins Materielle, ist euch im Verlauf dieser Mitteilung auch zur Genüge gezeigt, welch einen seichten Weg diejenigen einschlagen, welche nichts als die Materie vor sich haben; und wie unverständlich auch werden hingegen diejenigen, welche bei ihren Forschungen überall weit über die Materie hinaus ihre Weisheitssprünge machen.

[11.12] Nachdem wir somit im kurzmöglichsten Blick die Unterschiede zwischen Licht und Licht, Leuchten und Leuchten dargestellt und, so viel möglich, euch gründlich verständlich gezeigt haben, so haben wir auf diese Weise auch den schon besprochenen Vorbau zu unserem Siegesgebäude gemacht und wollen uns sonach wieder zu unserem bereits schon ganz in Vergessenheit geratenen Tierchen wenden.

[11.13] Aber Ich sehe schon wieder eine neue Frage in euch, und diese lautet also: „Ja, was wird denn aber jetzt auf einmal unsere arme Fliege zwischen Sonnen und Erden und zwischen all diesen jetzt aufgeführten Licht erzeugenden und Licht tragenden Geistern zu tun bekommen?“

[11.14] Diese Frage soll bald beantwortet werden, so ihr da sagt: „Zwischen Licht erzeugenden und Licht tragenden Geistern, was soll da die Fliege?“

[11.15] Die Fliege, sage Ich, soll hier ein Medium machen und soll zum Licht sammelnden Geist werden.

[11.16] Seht, hier liegt der große Knoten begraben!

[11.17] Könntet ihr je sagen: Wir begreifen nun dieses Wesen! und müsstet euch dabei selbst das Zeugnis geben, dass ihr nicht wisst, auf welchem Standpunkt es sich befindet, – was wäre dabei euer Verstehen?

[11.18] Ja wahrlich sage Ich euch: Es wäre da wenig Unterschied zwischen dem, wie ihr die Fliege oder ein anderes Ding seht, oder wie dieses Tierchen gesehen wird von einem anderen Tier, außer dass ihr es benennen könnt und sagen, dass es sechs Füße habe, zwei Flügel, einen Leib, einen Kopf und gehöre in das Reich der fliegenden Insekten, – und dann noch einige falsche Beobachtungen und zwei oder drei Hypothesen darüber.

[11.19] Also der Standpunkt eines Dinges ist hernach die Grundbasis, von welcher aus das Ding betrachtet erst in seiner vollen Wahrheit erscheint.

[11.20] Was aber ist die Wahrheit eines Dinges?

[11.21] Seht und hört! Das Geistige eines Dinges ist die Wahrheit! Solange dieses nicht ermittelt ist, gleicht alles einer tauben, hohlen Nuss, da nichts innen ist.

[11.22] Also der Standpunkt ist die Basis. Solches haben wir ausgesprochen und muss sich bewähren. Seht also unsere Fliege auf diesem Mittelstandpunkt.

[11.23] Ist sie allein geistig oder allein materiell?

[11.24] Nein, müsst ihr sagen, sie ist materiell zu einem Teil – und, darum sie lebt, geistig zum anderen Teil. Sie befindet sich wie zahllose andere Wesen zwischen den zwei Hauptpolaritäten, nämlich zwischen der positiv lebendigen Polarität der Sonne und zwischen der negativen des der Sonne gegenüberstehenden Planeten.

[11.25] Das will so viel sagen: Sie ist somit neutral, das heißt, weder ganz positiv, noch ganz negativ. Ja also ist es richtig, gut und wahr: weder alleinig Lichterzeuger, noch alleinig Lichtträger, sondern Lichtsammler.

[11.26] Was ist aber das Licht?

[11.27] Solches wissen wir, dass es sich repräsentiert aus der Beweglichkeit des Lebens; also ist Licht und Leben eines und dasselbe, und ist das Licht nur eine Erscheinlichkeit des Lebens.

[11.28] Da aber unsere Fliege ein Sammler ist des Lichtes, wessen Sammler ist sie dann noch? Oder vielmehr: Ist sie dann nicht – ein Sammler des Lebens?

[11.29] Wie äußert sich dieses Leben in der Fliege nun? Äußert es sich etwa auch noch in einem prunkenden Licht?

[11.30] Ihr müsstet blind sein oder ein phantastisches Auge haben, so ihr je von einer Fliege behaupten könntet, als hättet ihr sie gleich einem Johanniskäferchen selbstleuchtend herumfliegen gesehen. Ja, die Fliege bewahrt ganz musterhaft das Leben in sich, sie lässt es nicht mehr ausstrahlen, und ein dunkles Kleid hat sie angezogen, damit das Leben ja nur desto mehr sich vermehren könnte in ihr.

[11.31] Seht nun, Meine Lieben, wer das Wesen der Demut an der Fliege nicht erkennt, der muss mehr denn dreimal hintereinander blind sein.

[11.32] Ihr wisst ihre vielseitige Nützlichkeit; aber das Licht der Welt erkennt sie nicht. Und so muss die fleißige, die emsige, durch jede ihrer Bewegungen nützende Fliege aller Verachtung preisgegeben sein. Warum denn aber das? Weil die Fliege ein Lebenssammler ist und lieber das Leben in sich vermehrt, als mit demselben, sich selbst zerstörend, prunkt.

[11.33] Seht ihr nun den Standpunkt, wie von ihm aus nun Strahlen nach allen Richtungen ausschlagen, damit ihr wohlerleuchtet ersehen möchtet den Sieg, welchen dieses Tierchen allzeit mutig erkämpft?

[11.34] Was ist aber eigentlich dieser Sieg?

[11.35] Gehen wir nur auf unseren Standpunkt zurück und beachten wir wohl alle Punkte, die wir bisher vernommen haben! Ja, vom ersten Entstehungsgrund des Lichtes ausgehend, alles vom Licht Kundgegebene wohl beachtend, müssen wir ja doch mit Händen und Füßen zugleich begreifen, dass unter allen denkbaren Aufgaben die Aufgabe am schwersten zu lösen ist, nämlich:

[11.36] Wie lässt sich das freie Leben binden, und wie vorher das frei herumschwärmende Leben sammeln?

[11.37] Wir haben bei der Bildung des Planeten gehört, dass da die Fliege als erstes sichtbares Geschöpf einen solchen Planeten bewohnt. Wir sehen also die Fliege zuerst das zerstreute Leben in sich versammelt aufnehmen; jetzt nach dem Licht sehen wir die Fliege wieder zwischen Sonne und Planeten als Lebenssammler.

[11.38] Was ist der Unterschied zwischen jetzt und derjenigen Urzeit, da noch die Fliege der alleinige Bewohner war eines Erdkörpers?

[11.39] Einerseits gar keiner, denn heute noch wie damals entspricht sie vollkommen ihrer Natur und Ordnung; aber andererseits wieder ein unendlicher, denn sie steht nun auf der untersten polarischen Spitze nicht nur der Sammlung des Lebens, sondern auch der Umkehr desselben zu stets größeren und innigeren Potenzen und endlich bis zur allerhöchsten Potenz des Urlebens selbst.

[11.40] Damals war zwischen ihr und zwischen der unendlichen Potenz noch eine unendliche Kluft; jetzt ist sie ausgefüllt durch das Wesen des Menschen, wie durch die fast endlose Vorreihe der Wesen vor dem Menschen. Ist solches nicht als ein endloser Unterschied zwischen damals und jetzt zu betrachten?

[11.41] Damals ist es auch gezeigt worden, was dieses Tierchen da war; jetzt wird euch zwar auch dasselbe gezeigt, – aber in demselben wird euch auch der Sieg gezeigt. Und darum ist auch ein endloser Unterschied zwischen damals und jetzt. Denn damals hätte euch noch keine Fliege können vom Sieg singen; jetzt aber kann sie solches. Und so ist auch zwischen ihrem damaligen und jetzigen Lied ein endloser Unterschied.

[11.42] Und was ist dieser endlose Unterschied selbst?

[11.43] Das ist eben der Sieg!

[11.44] Und was ist denn der Sieg?

[11.45] Hier öffnet eure Hand und ergreift den Sieg bei eurer eigenen Nase! So ihr’s aber noch nicht merken sollt, da muss Ich es euch ja geradeheraus sagen: Das erhaltene Leben ist der Sieg!

[11.46] Wie aber behielt die Fliege das Leben?

[11.47] Sie behielt es durch ihre große Tätigkeit; denn das Leben will geübt sein! Sie behielt es ferner durch ihre große Demut; denn das Leben will gesammelt sein! Sie behielt es durch die blindeste Unterwerfung in Meinen richtenden Willen; denn alles Leben muss gerichtet werden, wenn es sich dereinst gewisserart selbst finden und sich selbst bewusst erkennen soll!

[11.48] Wenn ihr nun diese Punkte betrachtet und betrachtet die Gesetze, welche von Mir aus an euch ergangen sind für die ewige Erhaltung des Lebens, und vergleicht dieses alles wohl miteinander, stets vor Augen habend, was der Sieg ist, so werdet ihr doch auch endlich einmal erkennen, was da gemeint ist unter den Anfangsstrophen der Fliege, allda es lautet: „Die Fliege, die Fliege, die singt euch vom Siege!“

[11.49] Denn dieses schon vor längerer Zeit euch gegebene Liedchen, aus wenigen Strophen bestehend, kann vom Anfang bis zum Ende nur als eine Anfangsstrophe zu diesem euch nun gegebenen großen Lied betrachtet werden. Da ihr in diesem großen Lied erst das eigentliche Siegeslied der Fliege erkennt, und da wir nun den Sieg erkannt haben, so lasst uns [jeder] bei sich selbst diesen Sieg erschauen und wohl beachten, damit wir dadurch fähiger und fähiger werden, uns gegenseitig stets mehr und mehr näher zu kommen und also den endlichen allergrößten Sieg zu erfahren an sich, welcher Sieg da ist die Wiedervereinigung jedes einzelnen Lebens mit Meinem urewigen Leben.

[11.50] Wie aber solches ohne die allergeringste Beeinträchtigung vor sich gehen wird, wodurch jedes Leben sich selbstständig bleibt ewiglich, ungeachtet es mit dem Urleben in der innigsten Verbindung steht, darüber soll uns in der nächsten und letzten Mitteilung die Fliege noch ein kleines Liedchen singen.

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