[32.1] In diesem Augenblick traten eben Meine Eltern in diese besondere Redehalle, geführt von einem Tempeldiener, und erstaunten bei sich geheim über die Maßen, Mich in einer so hochweisen und hochherrlichen Gesellschaft anzutreffen.
[32.2] Der Römer fragte sie sogleich, ob Ich ihr Sohn wäre.
[32.3] Und die Eltern bejahten das mit sichtbar großer Freude. Maria aber – weniger darum, um Mir einen Verweis zu geben, sondern vielmehr, um ihr Mutteransehen ein bisschen vor den großen Weltherren geltend zu machen – sagte, freilich mit der freundlichsten Stimme von der Welt: „Aber, liebster Sohn, warum hast Du uns denn das getan? Nahe drei Tage suchten wir Dich mit großer Angst!“
[32.4] Sagte Ich: „Wie mochtet ihr das tun?! Ich habe es euch daheim ja schon zum Voraus gesagt, dass Ich hier das tun werde müssen, was der Wille Meines Vaters im Himmel ist!“
[32.5] Darauf schwiegen beide und schrieben sich diese Worte tief ins Herz.
[32.6] Hierauf aber sagte dann der Römer ihnen recht ausführlich, was Ich für ein Wesen bin, und was Ich geredet und getan habe, und wie sich alle über die hohe Weisheit und Macht Meiner Reden verwunderten, wie eben auch über die unbegreifliche Macht Meines Willens, und wie darum er als eine der ersten Machtautoritäten Roms in Jerusalem Mich über alle die Maßen liebgewonnen hatte und er sich erbiete, ihnen als Meinen Eltern jeden denkbaren Vorteil angedeihen zu lassen,
[32.7] wofür ihm besonders Joseph über alle die Maßen freundlichst dankte und ihm sich nötigenfalls als Zimmermann und Architekt besonders anempfahl und bald darauf von dem Römer auch große Bauten in und um Jerusalem bekam. Sogar einen neuen Richterthron nach römischer Art bekam Joseph zu machen und verdiente dabei recht viel Geld.
[32.8] Desgleichen versicherte auch der überreiche Simon von Bethanien noch im Tempel den Joseph seiner vollsten Freundschaft, worauf wir uns dann erhoben und zum Fortgehen zusammenmachten.
[32.9] Hier erhoben sich auch die Templer und machten dem Römer eine tiefe Verbeugung und zogen dann bis auf den Nikodemus ab. Dieser aber gab uns allerfreundlichst das Geleit bis zum großen Palast des Römers, der es sich durchaus nicht nehmen ließ, uns diese kommende Nacht bei sich unter der auserlesensten Bewirtung zu beherbergen. Ich musste sein Weib und seine Kinder segnen, und er sagte darauf:
[32.10] „Nun erst ist meinem ganzen Haus das größte Heil und die höchste Ehre widerfahren! Denn der Herr aller Herren und König und Kaiser aller Könige und Kaiser hat mein ganzes Haus heimgesucht und gesegnet!“
[32.11] Dass darüber Meine Eltern höchst erbaut und ergriffen wurden, lässt sich leicht denken, und sie vergaßen dieses Momentes dann nicht wieder.
[32.12] Darauf wurden wir in den Speisesaal geführt, wo eine vortreffliche Mahlzeit unser harrte, die ganz besonders Meinen müde und hungrig gewordenen Eltern sehr wohl zustattenkam.
[32.13] Bei der lange anhaltenden Tafel musste die Maria alles über Meine Empfängnis und Geburt und noch eine Menge Datas aus Meinem Kindesleben dem Römer erzählen, worüber er stets in einen Enthusiasmus von Verwunderung ausbrach und dabei oft ausrief:
[32.14] „Und das wissen diese Tempelhelden – und glauben doch nichts!?“
[32.15] Nach der Mahlzeit aber begaben wir uns zur Ruhe und am nächsten Tag verschaffte uns der Römer eine sehr bequeme Fahrgelegenheit bis nach Nazareth und versah den Joseph mit einem reichlichen Reisegeld, und Simon geleitete uns bis nach Galiläa, wo er in einem Flecken ein Geschäft zu besorgen hatte. Und so kamen wir denn ganz wohlbehalten wieder nach Nazareth, womit die Tempelszene ein Ende hatte.
[32.16] Dass Ich darauf bis in Mein dreißigstes Jahr von Meiner Göttlichkeit wenig mehr merken ließ, ist bekannt, und somit ist diese einzig richtige und wahre Mitteilung über die drei Tage im Tempel zu Ende. Wohl dem, der sie glaubt und sich daran nicht ärgert. Wer sie gläubig im Herzen lesen wird, wird vielen Segen überkommen. Amen. Das sage Ich, der Herr. Amen, Amen, Amen.
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