[9.1] Da wir nun letzthin die merkwürdige Pflanze dieses Planeten haben kennengelernt, so bleibt uns nachträglichermaßen von derselben nur das Wenige noch zu erwähnen übrig, wie häufig sie vorkommt und wie viel solcher Früchte eine solche Pflanze zum Vorschein bringt.
[9.2] Diese Pflanze kommt bei den Flüssen, Seen und hauptsächlich an den weitgedehnten Ufern des Meeres außerordentlich häufig vor. Und eine solche Pflanze bringt in einem Saturnusjahr zweimal Frucht, und das jede für sich bei vier- bis fünfhundert Stück an der Zahl. Aber niemand hat auf diesem Planeten oder vielmehr eigentümlich in diesem Land ein verwaltendes Eigentumsrecht auf sie, sondern hier heißt es, wie bei euch ein alter Rechtsspruch lautet: Primo occupanti fiat jus. Der also eine solche Pflanze oder mehrere derselben benötigt, geht hin und erntet. Und soviel er geerntet hat, ist sein Eigentum. Und niemand macht ihm dasselbe streitig, und zwar aus diesem höchst moralischen Grund, weil sich alldort jeder für den Geringsten und Kleinsten hält, was noch ferner bei der Darstellung der Menschen näher auseinandergesetzt wird.
[9.3] Und so wollen wir nun einen Blick auf die Gewässer dieses Planeten und ganz besonders dieses Landes machen.
[9.4] Es gibt in diesem Land einige tausend sehr große und breite Ströme, welche fast samt und sämtlich in der Mitte des Landes von dem schon besprochenen höchsten Berg desselben ihren gemeinschaftlichen Ursprung nehmen. Um solche Möglichkeit aber einzusehen, müsst ihr euch den Fuß dieses Berges nicht etwa so klein denken als wie einer auf eurer Erde; sondern ihr müsst euch denken, dass der Fuß dieses Berges nach allen seinen regelmäßigen Richtungen beinahe einen größeren Fleck bedeckt als euer ganzes Europa. Nun mögt ihr allenfalls wohl begreifen, wie viel Quellen ein Riese von einem solchen Berg in sich fassen möchte.
[9.5] Da dieser Berg bei aller seiner Höhe und Ausdehnung beinahe einen vollkommenen Kegel bildet, der nur von euch schon bekanntgegebenen hie und da hervorragenden Felsen und auch von manchen durch die reichlichen Quellen gebildeten Gräben vereinzelt wird, so ist es auch wohl begreiflich, dass da von einem solchen Berg die da entspringenden Quellen nach allen möglichen Richtungen ihren Lauf nehmen müssen, und wenn sie die Tiefe erreicht haben und dann wie auf eurer Erde von den bedeutend zuströmenden bedeutenden Quellen anderer Berge vergrößert werden, sie dann ruhig zuströmen dem Weltmeer. Der Unterschied zwischen den Flüssen der Erde und denen dieses Planeten besteht fürs Erste darinnen, dass sie alle einen gleich schnellen Fluss oder eigentlich Fall haben, welches darinnen seinen Grund hat, weil es dort nirgends ein sogenanntes Hochland gibt; sondern es gibt alldort nur Berge, mehr oder weniger breite Täler und auch weitgedehnte Ebenen, welche alle samt und sämtlich über den Meeresspiegel fast ganz gleich erhoben sind, und die Steigung der Länder vom Meer angefangen bis zum Mittelberg hin überall gleich nur tausend Klafter ausmacht, vermöge welcher sanften Erhebung auch alle Flüsse einen gleich schnellen Fall haben müssen.
[9.6] Aus all den vielen Flüssen und Strömen will Ich euch bloß auf vier aufmerksam machen, und zwar aus dem Grund, weil diese die größten aus allen diesen Flüssen sind und ihren Lauf bis zum Meer hin so gerade fortführen, als wenn ihnen das Bett nach der Schnur wäre gezogen worden.
[9.7] Da sie entspringen, sind sie schon größer denn eure Donau, wo sie ins Meer mündet, und also nehmen sie dann an der Breite also beständig zu. Wenn sie dann zum Meer gelangen, ist ein jeder dieser Flüsse bei zweihundert eurer Meilen breit. Nur darinnen unterscheiden sie sich von den eurigen Flüssen und Strömen, dass ihr Bett durchaus eine gleiche Tiefe hat; darum ein solcher Strom nirgends tiefer ist oder auch seichter, wie er ist sogleich in seinem ersten Anfang, das heißt, da er den Fuß des Berges zu verlassen anfängt. Denn wenn er hernach auch mehrere andere Quellen aufnimmt, so wird er dafür nur breiter, aber nie tiefer.
[9.8] Ihr denkt euch jetzt freilich, wie ist das wohl möglich? Und Ich sage, es gibt keine leichtere Möglichkeit als diese. Denn wenn die Unterlage ein überall durchaus gleich fortlaufender, unversehrter Steinboden ist, über welchem eine gleich hohe Erdschicht gelagert ist, welche nach und nach, oder vielmehr von der Ursprünglichkeit her das Wasser hinweggeräumt hat, wie soll denn bei solchen gleichartigen Verhältnissen irgendeine Ungleichheit in der Tiefe des Strombettes stattfinden?
[9.9] Damit ihr aber dieses euch jetzt noch etwas unscheinbare [unverständliche] Verhältnis in Hinsicht auf die gleiche Tiefe der Flüsse desto aufmerksamer beachtet und gründlicher versteht, so ist es nötig, auch eine kleine Erwähnung von dem zu machen, dass dieser Planet bei der allgemeinen euch bekanntgegebenen Weltenzerstörung, welche ihr bei dem Fall Adams habt kennengelernt, insoweit, was da von ihm noch übrig ist, in seiner Urbeschaffenheit unversehrt geblieben ist – nur war er vor dieser Zeit um vieles größer.
[9.10] Wie groß er aber war, zeigt noch sein gegenwärtiger Ring. Denn des äußeren Ringes Oberfläche war zuvor die Oberfläche dieses Planeten. Allein in dieser Zeit ist er gewisserart links und rechts, oder südlich und nördlich so abgeschnitten worden, dass durch solche Abschneidung gewisserart die nördliche und südliche Kappe gleich zwei großen Hohlschalen in den unermesslichen Weltenraum hinausgeschleudert worden sind, weil auf diesen beiden Teilen die arge Schlange auch eine reichliche böse Brut hingesetzt hat. Nur der heiße Mittelstrich ist noch rein geblieben, darum er auch erhalten wurde zu einem immerwährenden Denkzeichen, dass der große Weltenbaumeister auch einen Weltkörper also erhalten kann, wenn derselbe auch nicht mehr in seiner ersten planetarischen Vollkommenheit dasteht.
[9.11] Ihr möchtet nun wohl wissen, woher wohl dieser gegenwärtige, viel kleinere Erdkörper innerhalb des Ringes entstanden ist? Und Ich sage euch nun, macht eure Augen und Ohren weit auf, und ihr werdet dadurch einen starken Blick nicht nur allein auf den eben zu besprechenden Planeten, sondern auf alle Weltkörper werfen. Denn dieser gegenwärtige Erdkörper im Ring war auch schon vor der Abkappung vorhanden, so wie es auch bei eurer Erde, wenn diese auch also abgekappt werden möchte, ein und derselbe Fall wäre. Denn auch in eurer Erde steckt noch eine kleinere, und in dieser kleinen noch wieder eine kleinere, welche miteinander nur entweder durch Luft, Wasser oder Feuer in Verbindung stehen; denn dieser Planet Saturnus ist eigentlich schon die Mitte-Kugel, weil der Ring schon zwei [Kugeln] darstellt, und zwar allda er vollkommen, sich unberührend, gespalten ist.
[9.12] Und so habt ihr bei dem Saturnus gewisserart die Gelegenheit, einen Weltkörper also anzuschauen, als wie beinahe einen Apfel, den ihr in der Mitte auseinandergeschnitten hättet. Und die daselbst ersichtlichen Teile zeigen euch die innere, mechanische Konstruktion eines Weltkörpers. Nur was den gegenwärtigen Planeten selbst anbelangt, so ist dieser freilich nicht sichtbar bis in sein Zentrum. Aber es bleibt immer ein und dasselbe Verhältnis. Denn auch dieser sichtbare Planet ist also ferner seinem Inwendigen nachgebildet, und zwar in denselben Verhältnissen, wie sie ersichtlich sind von der Oberfläche des äußersten Ringes bis zum gegenwärtig ersichtlichen Planeten selbst; da, so derselbe wieder abgekappt würde, auf diese Art wieder ein noch kleinerer Ring unter dem größeren zum Vorschein käme, innerhalb dessen sich dann wieder ein vollkommen runder Erdkörper also frei schwebend befinden möchte wie der jetzige im großen Ring.
[9.13] So ihr ein wenig nur eure Verstandes- und Gefühlskräfte erhöht, so wird euch solches mehr und mehr einleuchtend werden. Zugleich aber werdet ihr daraus auch erkennen, ein wie Leichtes es Meiner Macht ist, einen solchen Weltkörper, wenn es nötig ist, entweder zu verkleinern aber auch zu vergrößern.
[9.14] Könntet ihr all die Weltkörper in dem unendlichen Schöpfungsraum besehen, wahrlich ihr würdet da auf Formen gelangen, welche aufzufassen euer Geist im vollsten Licht nicht begreiflichermaßen fähig wäre. Denn wenn schon ihr Menschen mit euren allerbeschränktesten Geisteskräften euren mühsamen Schöpfungen eine bedeutende Mannigfaltigkeit zu geben vermögt, so werde solches wohl Ich in Meinen großen Schöpfungsräumen auch zu tun imstande sein. Und Meine große Phantasie wird etwa in dieser Hinsicht, wie einige Gelehrte bei euch meinen, wohl sicherlich nicht vonnöten haben, zu euch in die Schule zu gehen und etwa gar einen sogenannten ästhetischen Lehrkursus mitzumachen für notwendig finden.
[9.15] Wie phantasiereich aber euer Schöpfer ist, mögen euch schon all die Pflanzen, Tiere und Mineralien auf eurer Erde freilich nur den allerkleinsten, geringfügigsten und magersten Beweis liefern. Auf unserem Saturnus werdet ihr schon etwas Mannigfaltigeres entdecken, und mehr noch, und Ich sage, bei weitem mehr noch in einer Sonne! Denn sind euch die Dinge im Saturnus überaus wunderbar, was würdet ihr oder was werdet ihr erst sagen und was für Augen machen, so Ich euch einmal einen Blick in die Sonne zu machen gestatten möchte! Jedoch jetzt sind wir noch auf dem Saturnus, und es ist da noch sehr viel zu schauen. Und wenn wir uns da werden hinreichend sattgesehen haben, alsdann wird es eurer Phantasie und besseren Einbildung vorerst freigestellt sein, ob sich dieselbe noch zu etwas Höherem zu erheben vermag.
[9.16] Denn wohlgemerkt, wir haben beim Saturnus bei Nummer eins angefangen, und ihr wisst, dass Ich immerwährend den besseren Wein zuletzt auftische; aber nicht so, wie die schlechten Wirte bei euch, die mit dem ersten Glas der Phantasie die durstigen Gäste berauschen und ihnen dann zuletzt, statt eines besseren Weines, stark gewässerten Essig auftischen. Daher begreift wohl, was das von Mir aussagen will, so Ich sage: Wir haben allda bei Nummer eins angefangen. Und darum sage Ich euch: So wir mit unserem Weltkörper werden fertig sein, da wird es in eurer Phantasie und besseren Einbildung sich wohl zeigen, ob sie noch eines höheren Schwunges fähig ist. Denn bei Mir nimmt das Höhere und immer Höhere bis ins Unendliche kein Ende; es gibt da nirgends eine dritte Vergleichungsstufe, sondern überall nur die zweite; das heißt, es steht immer eines über das andere, und ist das eine herrlicher als das andere. Und nirgends gibt es ein Allerherrlichstes, auf dass es nimmerdar übertroffen werden möchte von etwas noch Herrlicherem; denn das Unerreichbarste, Allerhöchste bin nur Ich Selbst. Wenn ihr aber schon so manche Herrlichkeiten der Weltkörper werdet betrachtet haben, alsdann erst wird euch ein allerschwächster Blick in den Himmel gegönnt werden. Und dieser Blick wird in seiner Schnelle all die Herrlichkeiten, die euch auf den Erdkörpern gezeigt wurden, gänzlich zunichtemachen. Denn wenn Meine Werke schon von unendlicher Erhabenheit sind in der toten, fixierten Materie, wie werden sie erst da sein im Geist, da alles Licht und Leben ist!
[9.17] Jedoch für jetzt kehren wir wieder zu unserem Weltkörper zurück und messen allda die Tiefe der Flüsse und Seen und auch also die Tiefe der Meere. Und wir werden mit einer und derselben Messschnur, welche da eine Länge von fünfhundert eurer Klafter hat, überall zur Genüge auskommen; bei fünfhundert Klafter ist dort das Meer beinahe überall gleich tief, nur wird es regelmäßig etwas seichter und seichter gegen das Land zu. Was aber die Tiefe der Flüsse betrifft, so ist ihr Mittelbett überall gleich zehn Klafter [tief] und wird natürlichermaßen gegen das Land zu seichter und seichter. Nur an den Mündungen fallen die Bette also sukzessiv, dass sie sich dann allmählich mit dem allgemeinen Bett des Meeres ausgleichen.
[9.18] Zufolge der Gleichförmigkeit und gleichen Tiefe der Bette der Flüsse und Ströme geschieht es dann auch, dass ein jeder Fluss und Strom beinahe eine ganz glatte Spiegelfläche dem erstaunten Auge darbietet, auf welcher sich die benachbarten Gegenden, wie bei euch in einem sehr ruhigen See, auf das Herrlichste abspiegeln, was besonders zur Nachtzeit einen überaus herrlichen Anblick gewährt, wenn all die nächtlichen Lichter aus solchen Flüssen einen beinahe ungeschwächten Schein widerspiegeln.
[9.19] Was die vier benannten Hauptströme noch ferner betrifft, so teilen sie dieses Land von diesem Mittelberg aus in vier Teile, so dass, wenn jemand an der Spitze dieses Berges sich befindet, er dann nach dem Lauf dieser vier Hauptströme auch zugleich die Enden dieses großen Landes erschauen kann. Freilich, ihr mit euren Augen würdet solches nicht vermögen. Aber die Saturnusmenschen können solches gar wohl, da ihr Auge an und für sich schon besser sieht als ihr es vermöget durch eure allerbesten Fernrohre, was bei ihnen auch notwendig ist. Denn so jemand seinen Grund übersehen will, so bedarf er auch tüchtiger Augen, welche ungefähr von einem hohen Berg auf eurer Erde bei allerreinster Luft wohl imstande wären, so es von irgendeiner solchen Höhe möglich wäre, euer ganzes Kaisertum mit einer Leichtigkeit zu überschauen. Denn diese Menschen haben ihre größte Stärke im Auge, ungefähr in dem Verhältnis, wie sie bei euch ein Adler hat, vermöge welcher er auch von der bedeutendsten Höhe noch jede Blattlaus mit einer Leichtigkeit erschauen kann.
[9.20] Was die fernere Beschaffenheit dieser Flüsse und Seen wie auch der Meere anbelangt, für ein nächstes Mal. Und für heute Amen.
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