[49.1] Was die Gestalt, Größe und seine Teilung betrifft, ist schon gleich anfangs gezeigt worden. Und so bleibt uns für jetzt nur seine Tauglichkeit und seine Natur zu beobachten übrig.
[49.2] Der Ring bildet für sich einen vollkommen kompakten, festen Weltkörper, der, was die Flächenräumlichkeit betrifft, den eigentlichen Planeten selbst ums Mehrfache übertrifft. Und wie dessen Flächenraum größer ist als der des Planeten selbst, so ist auch sein körperlicher Inhalt stärker ums Mehrfache als der des Planeten selbst.
[49.3] Ist er etwa vollkommen glatt, oder ist er auch gebirgig? Hat er auch Gewässer, und ist er mit atmosphärischer Luft umgeben?
[49.4] Dieser Ring hat alle Bestandteile eines Planeten, nämlich – er hat Berge, und das überaus hohe; er hat sogar große Seen und Flüsse und ist allenthalben umgeben mit atmosphärischer Luft. Nur ist das Wasser und die Luft auf dem Ring viel leichter und feiner als auf dem eigentlichen Planeten selbst.
[49.5] Also hat er auch eine Achsendrehung um den mit dem Planeten gemeinsamen Mittelpunkt, nur ist diese Drehung von der des Planeten verschieden, was da die Geschwindigkeit betrifft. Dieses ist näher betrachtet so zu verstehen: Wenn der Planet sich beinahe zweimal um die Achse dreht, hat der innere Ring, welcher eigentlich aus zwei Ringen besteht, die mit lauter elliptischen Sphären miteinander befestigt sind, sich kaum einmal um die Achse gedreht. Der mittlere Ring hat eine noch langsamere Drehung. Der äußerste und der größte aber braucht zu seiner Umdrehung nahe einen Zeitraum von sieben Saturnustagen.
[49.6] Ihr werdet hier fragen, warum denn diese verschiedene Geschwindigkeit in der Umdrehung? Warum drehen sich denn die Ringe nicht alle gleich geschwind, und warum überhaupt nicht so geschwind wie der Planet selbst? Ihr müsst hier nur den Durchmesser eines und des anderen Ringes betrachten, wie da einer den anderen übertrifft, so wird euch auch leichtlich klar werden, warum da jeder Ring eine andere Bewegung haben muss.
[49.7] Hätte z. B. der innere Ring bei seinem viel größeren Durchmesser eine so schnelle Bewegung wie der Planet selbst, so würde ihn diese Schnelligkeit ja offenbar zerreißen zufolge der Mittelpunktfliehkraft. Hätte der zweite Ring in seiner Bewegung die Schnelligkeit des ersten oder gar die des Planeten, so würde ihn ebenfalls das Zerreißen treffen, und umso mehr den äußeren und größten. Also aber ist die Bewegung auf ein Haar abgewogen, bei welcher jeder Ring sich schnell genug bewegt, damit von ihm kein Teil zufolge der beständigen Wurfkraft in den Planeten herabstürzen kann. Und dennoch ist die Bewegung eines jeden Ringes wieder in der gerechten Mäßigung, der zufolge kein Teil weder des einen noch des anderen Ringes nach außen hinausgeschleudert werden kann, indem durch ebendiese gerecht gemäßigte Bewegung die Wurfkraft mit der jedem Ring eigentümlichen Anziehungskraft im beständig gerechten Verhältnis bleibt.
[49.8] Das ist nun die auf der untersten Potenz stehende geregelte Naturmäßigkeit des Ringes. Nun kommt es zur zweiten Frage:
[49.9] Wozu ist denn dieser Ring bei diesem Planeten gut? Ist er denn wirklich, wie es schon so manche Gelehrte behauptet haben, nur eine Wunderlaune des Schöpfers oder, wenn es noch schlechter geht, entweder eine großartige Kaprice der Natur. Oder ist dem Schöpfer bei der Erschaffung dieses Planeten im Ernst der Faden ausgegangen, darum Er hat müssen ein angefangenes, etwa gar großartig begonnenes Werk unvollendet stehen lassen und die Ausführung des ganzen großen Planeten auf bessere Zeiten verschieben?
[49.10] Ob da eines oder das andere der Fall ist, wird sogleich die Folge zeigen. Ihr habt schon bei der letzten Mitteilung vernommen, von welcher Art die Urgrundgeister dieses Planeten sind. Würde hier der Ring nicht alldort einen beständig die Hitze mildernden Schatten über gerade denjenigen Teil dieses Planeten abwechselnd, bald mehr nördlich, bald mehr südlich, verbreiten, allda sonst gerade die heiße Zone sich notwendigerweise erzeugen müsste – so würde gar bald ein ganzes Sonnengebiet, ja am Ende sogar eine ganze Hülsenglobe erfahren, welcher Art, Macht, Kraft und Gewalt die Urgrundgeister eben dieses Planeten sind.
[49.11] Durch diesen Ring aber wird sonach eine immerwährend gleich gemäßigte Zone in den Wohnländern des Planeten bewerkstelligt. Und die Folge davon ist, dass die Urgrundgeister dieses Planeten sich nicht entzünden und somit auch keine Verheerung in den Weltgebieten anzurichten imstande sind.
[49.12] Dass solches der Fall wäre, könnt ihr auch aus dem abnehmen, dass die Saturnusbewohner selbst immerwährend in der großen Achtung und in dem pünktlichsten Gehorsam vor dem Großen Geist erhalten werden müssen. Und es wird ihnen aus dieser Ursache auch von der Liebe eben nicht zu viel gepredigt, sondern nur so viel, dass sie dieselbe erkennen, aber dabei zu der höchsten Ehrfurcht vor derselben geleitet werden.
[49.13] Aus diesem Grund ist dort auch sogar die Gattenliebe und die Zeugung der Kinder so gestaltet, dass dabei das Gemüt der Menschen ja nie in eine heftige Regung gerät. Und es wird alles nur geleitet und geschlichtet durch die größtmöglichste Demut; welches alles ihr bei der Darstellung des Menschen hinreichend werdet beobachtet haben.
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