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44. Geistiger Teil der Saturnusreligion. Destillation und Rektifikation von Materiellem und Geistigem. Geistige Wiedergeburt

[44.1] Nachdem wir den zeremoniellen Teil haben kennengelernt, was da betrifft die Religion unserer Saturnusmenschen, so wollen wir denn, wie vorhinein schon bestimmt wurde, uns nun zu dem geistigen Teil der Religion wenden.

[44.2] Wenn ihr das Zeremonielle hinlänglich betrachtet habt, so musstet ihr euch schon ohnehin gesagt haben: Diese Zeremonie, wie sie gestaltet ist, dass daselbst während eben solcher Zeremonie die Engelsgeister der Himmel, ja nicht selten der Herr Sich Selbst, mit den Menschen unterredend, sichtbar darstellt, ist ja ohnehin so geistig wie wir uns dieselbe nur immer je möglich als geistig darzustellen imstande sind. Wo soll da noch etwas Geistigeres stecken?

[44.3] Ich aber sage: Lasst es nur gut sein! Die Folge wird euch lehren, wie sich in dem Geistigen noch immer etwas Geistigeres aufhalten kann.

[44.4] Damit ihr solches aber im Voraus als möglich nur einigermaßen begreifen könnt, so will Ich euch solches durch ein naturmäßiges Beispiel zeigen, wie solches gar wohl möglich ist.

[44.5] Nehmt ihr z. B. ein Gefäß voll recht guten Weines! Wer von euch wird da nicht sobald begreifen und ganz tüchtig verspüren, dass dieser Wein sicher sehr, ja ganz außerordentlich besonders geistig ist!? Hat aber darum der Wein nichts mehr in sich, das da noch urgeistiger wäre als eben der Wein selbst? Ihr dürftet darob nur den nächstbesten Apotheker fragen, und der wird es euch sagen: Aus diesem Wein lässt sich infolge der Destillation der herrlichste Weinäther gewinnen, und dieser Äther selbst lässt sich noch einige Mal rektifizieren, so dass der Geist am Ende so flüchtig wird, dass ein Tropfen, wenn er ausgeschüttet wird vom Äthergefäß, sich bei einem nur eine halbe Klafter hohen Fall schon eher vollends verflüchtigt, als bis er den Boden erreicht hat. Nun, merkt ihr nicht, ein wie vielfach geistigeres Geistiges da enthalten ist in dem ohnehin schon überaus geistigen Wein?

[44.6] Seht, wenn da solches schon sich kündet in der sichtbaren Natur, um wie viel mehr wird es sich dann erst offenbaren in allem dem, was ganz eigentümlich des Geistes selbst ist.

[44.7] Also verhält es sich z. B. mit dem Licht. Ihr seht die Erde erleuchtet durch die Strahlen der Sonne. Seht ihr auch in diesen Strahlen die belebende Kraft und die zahllosen Formen alle, welche alle samt und sämtlich zahllos im Licht vorhanden sind? Ja, ihr merkt nicht einmal die einfach wirkende Kraft des Strahles. Und gar viele wissen es nicht anders denn also, wie sie es täglich erfahren, dass nämlich der Strahl keiner höheren Erwärmungswirkung fähig ist als derjenigen nur, die er tagtäglich äußert.

[44.8] Was wird aber derjenige dann sagen, wann er die Wirkung der Strahlen schauen würde, wann sie durch einen großen Brennspiegel auf einen Punkt konzentriert wurden und sodann eine solche Kraft äußern, die sogar imstande ist, einen allerhärtesten Diamanten plötzlich aufzulösen?! Ja, ein solcher Laie in der höheren Wirkung der Lichtstrahlen wird da die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und wird sagen: Ja, wer hätte sich so etwas wohl je träumen lassen, dass da hinter den uns täglich sanft erwärmenden Sonnenstrahlen eine solch unbegreiflich heftige Kraft verborgen sein solle!

[44.9] Seht, also geht es auch allhier bei dem euch schon bekannten zeremoniellen Religionskultus unserer Saturnusbewohner. Wenn auch der zeremonielle Teil schon an und für sich so ganz und gar geistig aussieht, so gibt es aber dennoch einen ganz außerordentlich starken Äther und in der Vereinigung seiner leiblichen Lichtstrahlen eine für euch kaum begreiflich starke innere Wirkung. Und somit können wir denn auch die Frage stellen, d. h. im vollsten Ernst aufstellen und sagen: Worin besteht denn sonach in diesem Geistigen das eigentliche Geistige?

[44.10] Das eigentliche Geistige in diesem euch schon bekannten Geistigen liegt in der inneren lebendigen Erkenntnis des Großen Geistes, wie aller der Stufen und ordnungsmäßigen Beziehungen und Verhältnisse, welche den freien Menschen mit den Himmeln und dem Großen Geist Selbst und also auch umgekehrt allerengst und intimst verbinden.

[44.11] Wie erkennen demnach diese Menschen den Großen Geist? Die Menschen werden zuerst durch äußere Belehrung, d. h. durch Worte des Lehrers von Ihm unterrichtet. Dann werden sie hingeleitet zur Erkenntnis des Willens des Großen Geistes und sodann zur Ausübung des erkannten Willens.

[44.12] Seht, das ist noch alles der äußerliche Religionskultus, welcher da ist der Weg ins innere, geistige, wahre Leben, oder es ist an und für sich zwar schon ein geistiger Wein und das nicht-konzentrierte Licht der Sonne.

[44.13] Die Ausübung des erkannten Willens des Großen Geistes aber gleicht demnach der Destillation und Rektifikation eines Apothekers und gleicht noch ferner dem Konzentrieren der Sonnenstrahlen mittels eines großen Brennglases. Oder mit anderen Worten gesagt: Es ist die eigentliche, selbständig tätige Freiwerdung des eigentlichen urgeistigen Wesens von der ihm umgebundenen Materie.

[44.14] Blickt ihr jetzt schon ein wenig durch, worin der eigentliche geistige Religionskultus unserer Saturnusbewohner besteht? Ich werde euch nur ein Wort sagen, und dieses Wort wird euch auf einmal die Kammer des Lichtes eröffnen. Und dieses einige Wort heißt: Die Wiedergeburt des Geistes!

[44.15] Seht, diese muss bei den Saturnusmenschen ebenso gut erfolgen wie bei euch. Ohne diese vermag ein Saturnusbewohner so wenig wie ihr zu begreifen, was da ist des Geistes und aller der Verhältnisse und Beziehungen zwischen ihm, den Himmeln und dem Großen Geist.

[44.16] Es genügt durchaus nicht für die Wiedergeburt des Geistes, so da jemand hätte allein das Vermögen, Geister zu schauen, so, wie es da bei euch auf Erden nicht selten der Fall ist, dass so manche Menschen dergleichen sie allzeit ängstigende und erschreckende Erscheinungen erschauen, davon aber dennoch nichts mehr begreifen und erfassen als ein Stockblinder von den Farben des Regenbogens. Sondern zur vollen oder zur wahren Wiedergeburt gehört nicht so sehr das formelle Schauen, sondern die Bestimmtheit in jeder Handlung, dass sie so gestaltet ist, wie sie von Uranbeginn begründet wurde in aller göttlichen Ordnung und Weisheit.

[44.17] Wie kann aber solches stattfinden, und wann? Solches kann nur also und dann stattfinden, so der Geist durch die genaue Befolgung der vorgeschriebenen Wege Gottes sich zuerst aus der Materie rektifiziert, dann in einem Brennpunkt sich selbst wiedergefunden und endlich als ein solches nun in sich selbst bestehendes vollkommenes Ganzes oder als eine vollkommene Einheit hinausgetreten ist aus aller Sinnlichkeit der Materie und hat da seine neuen geistigen Sinne geöffnet ganz entschieden und vollkommen für die Eindrücke und Verhältnisse derjenigen Welt, von welcher er selbst ein ureigentümlicher Bewohner ist.

[44.18] Hat der Mensch nun diese Stufe erreicht, dann beginnt in seinem ganzen Wesen eine andere Tätigkeit zu wirken. Sein Schauen wird ein anderes; sein Hören ein anderes, sein Fühlen, sein Empfinden ein anderes. Alle seine Gedanken werden zu Formen, die er schaut, und sein Wille wird zur vollbrachten Tat. Seine Worte werden bestimmt und einen sich mit den Gedanken und mit dem Willen. Der Raum hat mit ihm nichts mehr zu schaffen, und der Zeitenlauf hat ihm die letzte Minute gezeigt. Denn im freien geistigen Sein hört, sieht, fühlt, empfindet, denkt, will, handelt und spricht er über Zeit und Raum hinaus, d. h. für ihn gibt es nur eine Gegenwart, in welcher sich eine ewige Vergangenheit und eine ewige Zukunft freundlichst die Hände bieten. Und seinem Auge ist ein der Sinnlichkeit nach endlos fernes Ding so nahe, wie sein eigener Gedanke.

[44.19] Seht, nach diesem geistigen Zustand trachtet ein jeder Saturnusbewohner nach allen seinen Kräften; erreicht aber denselben nicht eher, als bis er in sich alle Bedingungen des Lebens vollkommen erfüllt hat.

[44.20] Zu der vollkommenen Erfüllung aber ist nicht nur die Notzüchtigung der eigenen Natur genügend, sondern alle diese ihm bekannten Bedingungen des Lebens müssen ihm zu einer ganz eigentümlichen Fertigkeit werden.

[44.21] Wenn er erst in allem dem ein vollkommener Meister geworden ist, alsdann erst wird er in sich selbst frei, und alle seine Lebenskraft wird vereint ausgeboren aus aller seiner Sinnlichkeit. Wenn dann eine solche Ausgeburt geschehen ist, sodann auch ist bei ihm das eingetreten, was da euch schon bekannt ist unter dem Ausdruck der Wiedergeburt des Geistes.

[44.22] Demnach ist die treulich fortgesetzte Übung in allen den Bedingungen des Lebens eben das, was da den geistigen Teil der Religion bei unseren Saturnusbewohnern betrifft.

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