[43.1] Was geschieht denn nach einer solchen Predigt?
[43.2] Das Volk dankt dem Großen Geist für die Erleuchtung ihres Ältesten. Der Älteste dankt mit und segnet alle die Zuhörer nach dem dargebrachten Dankgebet. Sodann gehen allesamt wieder aus dem Tempel und machen auf schöne, anmutige Anhöhen gemeinschaftliche Lustwandlungen und unterhalten sich da teils mit dem, was sie in der neuen Predigt vernommen haben, teils aber auch mit allerlei Betrachtungen über einen oder den anderen Naturgegenstand, der ihnen auffällt. Und es beseelt sie da alle eine große Freundlichkeit und gegenseitig ermunternde wirkliche Teilnahme in allem, was da einer oder der andere findet und zum bewundernden Lob des Großen Geistes darüber bald dieses, bald jenes sagt.
[43.3] So macht z. B. einer den anderen auf den Bau einer Blume aufmerksam, einer wieder auf die Bewegung eines Wölkchens, der dritte wieder auf ein oder das andere Tierchen oder auf den Flug eines Vogels. Wieder ein anderer vernimmt zuerst irgendeinen singenden Vogel und macht seine Nachbarn darauf aufmerksam, oder mancher entdeckt irgend den Schimmer eines ferne gelegenen Sees oder Flusses. Und so gibt es zahllose Gegenstände, bei welchen diese Saturnusbewohner bei solcher Gelegenheit mit ihrer Aufmerksamkeit verweilen und dabei nahe also ausrufen, wie da einst ausgerufen hatte der Mann nach Meinem Herzen, so er Meine Werke betrachtet hatte.
[43.4] Ja, hier sage Ich auch euch: Wer da Meine Werke mit solchen Augen betrachtet, der hat sicher allzeit eine große Lust daran. Wer sie aber nur betrachtet mit allein kritischen und gelehrten Augen, der täte besser, wann er liegen bliebe auf seinem Lotterbett, als dass er mit ungeweihten, entheiligenden Augen hinausstäche in Meine Werke, so wie da sticht eine Gallfliege in eine euch bekannte Frucht der Eiche, um dadurch ihre verderbliche Brut hineinzulegen, wodurch dann diese Frucht, wann sie zu ihrer schlechten Reife gekommen ist, zu nichts anderem tauglich wird als zur Bereitung eines schwarzen Saftes, der da tauglich ist zu schwärzen jede weiße und lichte Fläche, aber nimmerdar zu irgendeiner Reinigung dessen verwendet werden kann, das schon einmal entweder schmutzig oder gar schwarz geworden ist.
[43.5] Doch lassen wir dergleichen und gehen wieder auf unsere lustwandelnden Saturnusbewohner über. Wie lange dauert denn diese Lustwandlung? Bis zur Mitte des Tages. Alsdann begibt sich alles wieder in die Vorhöfe des Tempels. Allda wird dem Großen Geist wieder ein Dank dargebracht und nach diesem aber in den Vorhöfen das Mittagmahl eingenommen.
[43.6] Ist solches vorüber, alsdann wird wieder gedankt und daselbst geblieben. Einige lustwandeln in den schönen Gängen um den Tempel und ergötzen sich an der mannigfaltigen Pracht der herrlichsten Blumen, welche in schönen Beeten reichlichst in diesen weiten Vorhöfen und Gängen des Tempels angepflanzt sind. Die Weiber liebkosen ihre Männer und Kinder und erzählen ihnen mit den allerlieblichsten Stimmen, was sie alles von der Predigt des Ältesten wie auch bei der Gelegenheit der Außenlustwandlung Gutes, Wahres, Schönes und Erhabenes vernommen haben.
[43.7] Manches Mal gesellen sich auch bei solcher Gelegenheit sogar Geister und Engel zu ihnen und besprechen sich mit jedermann über verschiedenes, was da betrifft den Herrn.
[43.8] Manches Mal erscheint ihnen bei solchen Gelegenheiten sogar der Herr Selbst, zumeist in der Gestalt eines Engels. Solange Er unter ihnen ist und Sich bespricht bald mit einem, bald mit dem anderen, weiß nicht einmal der Älteste, dass es der Herr ist. Nur wann Er eine solche Gesellschaft wieder der Sichtbarkeit nach verlassen will, gibt Er Sich erst zu erkennen. Alsdann aber verschwindet Er auch augenblicklich. Denn die Saturnusbewohner würden einen längeren, erkannten Aufenthalt des Herrn nicht ertragen, darum da ihre Achtung vor Ihm so groß ist, dass da nicht einer sich wagte, Seinen Namen aufrechtstehend auszusprechen – wodurch das Gebot, was ihnen zwar nicht buchstäblich gegeben ist: „Du sollst den Namen Gottes nicht eitel nennen!“ auf das Allerpünktlichste, Genaueste und Heiligste beobachtet wird.
[43.9] Wie lange dauert denn eine solche Vorhof-Konversation? Bis zum Sonnenuntergang. Darauf begibt sich alles wieder in den Tempel, lobpreist und lobsingt da dem Großen Geist.
[43.10] Darauf besteigt der Älteste wieder den Predigeraltar, macht sie aufmerksam auf alle die großen Wohltaten dieses Tages, segnet sie dann – und die Zeremonie des Feiertages ist zu Ende, nach welcher sich dann alles wieder dankbarst und fröhlichst nach Hause begibt.
[43.11] Ist vom Mittagsmahl noch etwas übriggeblieben, so wird es noch im Tempel gar brüderlichst verteilt und dankbarst verzehrt. Und ist nichts übriggeblieben, da wird auch wohl daheim das Abendmahl eingenommen. Darauf wird dem Herrn noch ein allgemeiner Dank dargebracht, und der Feiertag ist vorüber – mit ihm auch alle Zeremonie, welche wirklich in nichts anderem besteht als in dem, was ihr soeben vernommen habt.
[43.12] Und somit sind auch wir für heute fertig. Nächstens den geistigen Teil.
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