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42. Die mehr innerliche Religion der Saturnusmenschen. Heilige Zahlen. Siebter Tag ist Feiertag. Neugeborenenweihe. Tempelmahl. Predigt des Ältesten. Weisheit und überlegene Kenntnisse der Saturnusmenschen

[42.1] Was da die Religion betrifft, so hat sie sehr wenig irgendein äußeres Zeremoniengepräge in sich, aber eben um desto mehr ist sie innerlich und geistig.

[42.2] Was das Zeremonielle betrifft, so besteht dieses, wie ihr schon wisst, fürs Erste in einem wohlgeordneten, lebendigen Tempel, in welchem in allen wichtigen Angelegenheiten dem Großen Geist der Dank und die Bitte dargebracht wird.

[42.3] Übrigens aber gelten auch bei den Saturnusbewohnern die Zahlen sieben, vierzehn, einundzwanzig, und das so fort nahe alle Zahlen, welche mit sieben ohne Rest teilbar sind, für geheiligte Zahlen. Und so wird auch alldort ein Zeitraum von sieben Tagen mit eben dem siebenten Tag, der darum auch bei ihnen ein Feiertag ist, beschlossen.

[42.4] Die Haltung dieses Feiertages bildet den zweiten zeremoniellen Teil, und da findet auch alle religiöse Zeremonie des Feiertags statt.

[42.5] Denn die Zeremonie der ersten Klasse ist euch ohnehin schon bekannt. Die Zeremonie des Feiertags aber besteht darin, dass da fast sämtliche Familienglieder frühmorgens schon vor dem Aufgang der Sonne in den Tempel ziehen, voraus die Männer und nach ihnen die Weiber. In dem Tempel stellen sich die Männer auf die rechte und die Weiber aber auf die linke Seite desselben. Allda wird dem Großen Geist unter der Vorbetung des Ältesten bis zum Aufgang der Sonne ein Lob dargebracht und wird Ihm gedankt für alle empfangenen Wohltaten. Dieses geschieht allzeit mit der größten Rührung der Herzen beiderlei Geschlechtes.

[42.6] Wenn die Sonne aufgeht, sodann begibt sich alles aus dem Tempel und vergnügt sich da durch den Anblick des werdenden Tages und durch den Anblick der weitgedehnten, überaus schönen Gegenden dieses Weltkörpers. Wenn da die Sonne schon ziemlich hoch über dem Horizont steht, sodann wird wieder in den Tempel gegangen und dem Großen Geist gedankt für die Wiedergabe des Tages.

[42.7] Und so da jemand hat ein neugeborenes Kind, so muss er es sodann bringen an die Grenze des Heiligtums; allda legt demselben der Älteste die Hände auf und spricht über dasselbe folgende Worte:

[42.8] „Also wie du kamst, ein schwacher und in allen deinen Kräften gebundener Gast, in diese Welt nach dem Willen des Großen Geistes, der da ist heilig, überheilig, mächtig über alle Macht, kräftig über alle Kraft und überaus treu und standhaft in jeglichem Seiner Worte und in aller Seiner Verheißung und ist der alleinige, vollkommene, allerhöchste Herr über alle Dinge, die da erfüllen diese Erde und das ganze unendliche Firmament, darum da ist Sein Wille wie Er Selbst heilig und überheilig – also sollst du auch leben auf dieser Welt bis an dein Ende vollkommen dem Willen gemäß, durch den du gekommen bist in diese Welt, um dann als ein Mann (oder bei einem Mädchen: als ein treues Weib) in aller wahrhaften Würde und Erhabenheit der vollkommenen Tugend aus ihr zu treten.

[42.9] Darum segne ich dich hier im Heiligtum im Namen des Großen Geistes, der dich, deine Eltern und mich erschaffen und gesegnet hat. Wachse auf in diesem Segen und vermehre ihn allzeit in dir durch die genaueste Befolgung des allerheiligsten und des allerhöchsten Willens. Solches geschehe allzeit, jetzt und ewig.

[42.10] Wie du aber klein bist jetzt, also klein bleibe fortwährend vor dem Großen Geist, vor uns, deinen Vätern und Brüdern, und vor dir selbst. Solches auch geschehe allzeit in diesem und in jenem Leben. Amen.“

[42.11] Nach diesen Worten haucht er das Kind an und lässt es von seinen Eltern segnen und dann nach Hause tragen. Solche Eltern sind an einem solchen Feiertag nicht mehr verpflichtet, in den Tempel zurückzukehren, sondern können dafür daheim ihr nun gesegnetes Kind pflegen. Wollen sie aber dessen ungeachtet im Tempel verbleiben, so können sie es auch tun.

[42.12] Ist aber kein neugeborenes Kind da, so wird statt dieser Kindersegnung sogleich zu dem Morgenmahl in dem Tempel geschritten, welches, wie das Mittag- und Abendmahl, die Saturnusbewohner sogleich in der Frühe, wann sie sich in den Tempel begeben, in gerechtem Maße reichlich mitnehmen. Es versteht sich von selbst, dass da allzeit vor und nach dem Essen dem Großen Geist ein Dank dargebracht wird.

[42.13] Nach dem Morgenmahl besteigt dann der Älteste den euch schon bekannten Predigeraltar und hält da eine Anrede an das mäßig große Familienvölklein, welches höchst selten auf den Bergen die Zahl hundert übersteigt – in den Tiefen gibt es manchmal auch Tausende.

[42.14] Was trägt denn der Redner seinen Zuhörern da vor? Seht, da ist er nie verlegen, sondern sein ihm bei solchen, wie auch anderen Gelegenheiten allzeit beistehender Geist legt es ihm in den Mund, was er zu reden hat.

[42.15] Gewöhnlich erstrecken sich da solche Vorträge entweder über die wunderbaren Führungen des Großen Geistes, wie dieser das menschliche Geschlecht von seinem Urbeginn an auf diesen Weltkörper gesetzt und bis auf den gegenwärtigen Zeitpunkt nach Seinem weisesten heiligen Willen geführt hat. Und bei dieser Gelegenheit erzählt dann oft der Älteste ein oder die andere Geschichte aus der Vorzeit. Manches Mal aber erklärt er ihnen die Beschaffenheit ihrer Welt; manches Mal wieder die des Ringes oder der Monde. Ein anderes Mal nimmt er bald dieses oder ein anderes Gestirn und zeigt den Zuhörern dort die Führungen des allmächtigen Großen Geistes, bei welcher Gelegenheit er auch dann und wann diese Erde erwähnt.

[42.16] Sodann fallen augenblicklich alle Zuhörer auf ihre Angesichter nieder. Aber nicht etwa aus Ehrfurcht vor diesem Planeten, sondern darum, wann sie hören etwas von der unendlichen Liebe des Großen Geistes. Denn die Liebe des Großen Geistes, und dass Er von den Bewohnern dieser Erde Vater benannt und gerufen wird, ist für die Saturnusbewohner etwas so unnennbar Heiliges, dass sie darob allzeit in einen Fieberschauer verfallen; besonders wann sie der Älteste noch dazu der Undankbarkeit der Bewohner dieses Planeten erinnert.

[42.17] Bei einer anderen Gelegenheit gibt er ihnen wieder Aufschlüsse über die geistige Welt und über das Leben in den Himmeln.

[42.18] Nach jeder solcher Predigt, besonders wenn er von der Beschaffenheit ihrer Welt, des Ringes, der Monde und anderer Planetengestirne spricht, versetzt er seine Zuhörer – mitunter bald mehrere, bald wenigere – in die innere Anschauung, wodurch sie dann alles dieses so anschauen können, als wären sie überall leibhaftig gegenwärtig.

[42.19] Daher es dann kommt, dass die Saturnusbewohner, namentlich die Bewohner der Gebirge, überaus weise und mit überaus vielen Kenntnissen bereicherte Menschen sind. Ja es dürfte wohl einem allergrößten eurer Gelehrten sehr übel zumute werden, wann er sich mit einem allergeringsten Saturnusmenschen wollte in einen wissenschaftlichen Kampf einlassen.

[42.20] Denn fürs Erste kennen sie nicht nur ihren Weltkörper, insoweit es ihnen notwendig und nützlich ist, nahe mikroskopisch genau, sondern ihnen sind auch fremde Weltkörper bekannter als euch die Inseln des Meeres auf eurer Erde. Fürs Zweite sind sie nicht nur in der Geschichte ihrer Welt, sondern auch in der Geschichte mehrerer anderer Welten gar wohl bewandert.

[42.21] Also ist ihnen auch keine Sprache fremd, darum sie auch die Geister, sie mögen kommen von welchem Weltkörper sie wollen, augenblicklich verstehen – trotzdem, dass jeder Geist mehr oder weniger selbst die Spracheigentümlichkeiten derjenigen Welt mit hinübernimmt, auf welcher er im Leibe gewandelt ist; was (das Verstehen der Sprachen) z. B. bei den Geistern eurer Erde so lange nicht der Fall ist, als bis sie erst vollends im Geiste wiedergeboren und für den Himmel geeignet sind.

[42.22] Es geschieht öfter, dass Geister dieser Erde mit den Geistern des Saturnus nach dem Tod zusammenkommen, besonders wenn sie danach ein Verlangen haben. Alsdann verstehen die Saturnusgeister die Geister dieser Erde augenblicklich. Umgekehrt aber ist solches gar selten, bei unreiferen Geistern aber schon gar nie der Fall. Auch sehen die Geister dieser Erde die Geister des Saturnus nicht eher, als bis sich dieselben ihnen zeigen wollen. Der Grund liegt ebenfalls in der großen und wahren inneren Weisheit der Saturnusgeister.

[42.23] Das sind somit die Früchte der Vorträge und Belehrungen unseres Predigers im Tempel nach dem Morgenmahl.

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