[37.1] Da wir diese Menschen soeben als Schmiede haben kennengelernt und wie sie im Notfall ihre Gerätschaften oder Fabrikate an einen anderen Bruder verkaufen, so wollen wir sie nun auch noch als Zeugmacher kennenlernen.
[37.2] Da wir schon sowohl bei der Darstellung des Pflanzenreiches wie bei der Darstellung des Tierreiches gesehen haben, dass es im Saturnus Pflanzen gibt, die eine Art sehr langer Haare namentlich aus ihren Blüten und auch Blättern von sich treiben, und haben gesehen, dass sehr viele Tiere außerordentlich wollereich sind und haben manche bedeutend reichliche und lange Mähnen, so ist es auch andrerseits sicher klar, dass dieses alles von den Saturnusmenschen wohl benützt wird.
[37.3] Wie aber werden diese Stoffe benützt? Seht, da ist nicht viel Unterschied zwischen euch und den Bewohnern dieses Planeten. Die Stoffe werden zu Fäden gesponnen, welche freilich wohl etwas stärker sind als so manche bedeutende Stricke bei euch. Dessen ungeachtet aber sind sie im Verhältnis dennoch fein genug, um für diese großen Menschen gar wohl tragbare Stoffe daraus zu weben.
[37.4] Wer spinnt und webt denn die Fäden? Seht, solches tun im Saturnus nur allein die Weiber; aber nicht auf die Art, wie da ihr webt die Zeuge in Weberstühlen, sondern ungefähr so, wie da euer Weibervolk mittels der sogenannten Stricknadeln die Strümpfe verfertigt. Sonach werden alldort schon ganze Kleidungsstücke gestrickt, und das zwar mit Hilfe zweier langer, allzeit hölzerner Stifte. Die Saturnusweiber haben darinnen eine große Fertigkeit, so zwar, dass da ein Weib an einem Tag einen nach eurem Maß mehr denn hundert Ellen langen und fünf bis sechs Ellen breiten Streifen verfertigt.
[37.5] Werden solche Stoffe auch gefärbt? Solches tut niemand in diesem Planeten. Denn hier besteht schon wieder ein häuslich politisches Gesetz, welches also lautet wegen so mancher Eitelkeit in der Tiefe:
[37.6] „Wie ist der Mensch doch ein Frevler, wenn er etwas besser, schöner und vollkommener machen will, als es gemacht hat der Große Geist! Wehe dir, so du möchtest rot machen das, was der Große Geist weiß gegeben hatte! Wehe dir, so du möchtest gerade machen das, was der Große Geist krumm gestaltet hatte! Wehe dir, so du möchtest geschmackvoller machen eine Speise, als sie für dich bereitet hatte der Große Geist!
[37.7] Wer da zuwiderhandeln wird darin, wie es nicht ist nach dem Willen des Großen Geistes, so wird ihn dieser zornig ansehen und wird über seinen Leib schicken ein Übel um das andere – wie Er es allzeit zu tun pflegt in der Tiefe, darum alldort die Menschen nicht achten auf das, dass der Große Geist alles überaus weise und gut eingerichtet hat, darum der Mensch nicht nötig hat, etwas daran zu ändern, sondern dankbarst also anzunehmen, wie es ihm gibt die milde Hand des Großen Geistes. Wir sind nur da, um das zu benützen, was uns der Große Geist gibt; nicht aber, dass wir seine Gabe eher verbessern und verschönern sollen, bis wir sie erst gebrauchen möchten.
[37.8] Nur ein Ding, und das ist das Metall, hat der Große Geist in die Erde roh gelegt, und wir müssen es zuvor backen, bevor wir es nützlich gebrauchen können. Und solches können wir tun darum, weil es uns der Große Geist Selbst gelehrt hatte. Also können wir auch nach seinem Willen einige Früchte am Feuer zum leichteren Genuss erweichen und können die Äste der Bäume behauen zu unseren Wirtschaftsgebäuden. Solches alles lehrte Er uns Selbst.
[37.9] Aber dass wir einem Ding eine andere Farbe geben sollen und anderen Glanz, solches hat Er uns nie gelehrt. Daher ist es auch ein großer Frevel für den gegen den Großen Geist, der da möchte das Weiße rot, das Grüne schwarz und das Blaue gelb und also auch umgekehrt färben.
[37.10] Wir aber sind untereinander nichts denn einerlei Brüder und Schwestern im Großen Geist; da aber darinnen kein Unterschied ist und wir alle gleich sind vor Ihm, warum sollen wir uns da unterscheiden in der Farbe unseres Gewandes?
[37.11] Also sei die Gürteljacke um unsere Lenden, welche bis an die Knie reicht, allzeit blau, wie die Wolle von Natur aus blau ist, die wir dazu verwenden. Unser Oberleibmantel aber sei rot, wie da ist die Mähne des Tieres, daraus er verfertigt wird. Und unsere Kniemäntel seien allzeit grün, wie da die Wolle des Baumes und der Pflanzen ist, aus der sie verfertigt werden.
[37.12] Die Weiber aber sollen ebenfalls unwandelbar verbleiben bei ihrem weiten blauen Hemd und sollen fortwährend zu ihren Oberkleidern benützen die schönen Blätter unseres Wohnbaumes und können gebrauchen zu ihrer Zierde noch so manches, was der Große Geist für sie sowohl auf den Bäumen, auf den Gesträuchen und auf den Tieren wachsen lässt. Ferne jedoch von ihnen sei die übertriebene Prachtliebe der Weiber, die da wohnen an großen Flüssen und Seen und haben eine große Freude daran, dass sie ihren verweichlichten Leib behängen mit allerlei Flitterwerk.
[37.13] Unsere Pflicht auf den geheiligten Bergen aber sei, dass wir in allem standhaft sind und treu dem Willen des Großen Geistes.“
[37.14] Seht, das ist eine der längsten Hausregeln bezüglich der Verfertigung der Kleiderstoffe, aus ihnen der Kleider selbst, und wie dieselben zu tragen sind.
[37.15] Auch mit diesen Kleiderstoffen sind die Gebirgsbewohner gleicherweise freigebig wie mit allem Übrigen. Kommt da von irgendwoher ein nahe ganz nackter Mensch, so gilt dessen Nacktheit schon für ein sicheres Zeugnis des Großen Geistes, dass jeder, der da hat vorrätige Kleider, ihn, den Nackten nämlich, sogleich zu bekleiden hat. Wer sich solches zu tun weigern würde, dem steht, wie auf kein anderes Vergehen, eine Verbannung auf ein, zwei bis drei Jahre bevor, damit er in solcher Einsamkeit erkennen lerne, wie weh es tut, wenn man nackt herumirren muss.
[37.16] Ihr werdet euch vielleicht denken, wie kann denn allda ein Mensch in ein, zwei oder drei Jahren seine Kleider bis zur Nacktheit verreißen? Da erinnere Ich euch nur daran, dass ein Saturnusjahr nahe dreißig Erdjahre dauert. Wenn ihr das bei der obbenannten ein-, zwei- oder dreijährigen Verbannung mit in den Anschlag bringt, so dürfte es euch wohl klar sein, dass in solcher Zeit ein Kleidungsstück nicht eben mehr sehr gesund aussehen dürfte, wann es Tag und Nacht getragen wird.
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