[29.1] Nachdem wir, wie ihr wisst, nur die außerordentlichen Tiere jeder Gattung sonderheitlich betrachten, so ist es euch aus dem bereits Enthüllten schon bekannt, welche außerordentlichen Tiere diesem Planeten eigen sind. Bei der Darstellung dieser außerordentlichen Tiere werdet ihr aber bemerkt haben, dass sie zuallermeist schon solcher Art sind, dass ihnen im Ganzen kein Tier sowohl eurer Erde als irgendeines anderen Planeten vollends ähnlich ist.
[29.2] Es besteht aber zwischen einem und dem anderen Planeten eine immerwährende Harmonie in allem, ohne welche zwei Weltkörper, in einer noch so unendlichen Entfernung voneinander abstehend, nicht bestehen könnten. Damit ihr aber dieses so viel als möglich richtig auffasst, so muss Ich euch vorerst darauf aufmerksam machen, dass Harmonie nur ist und sein kann, wo eine und dieselbe Ursache die Wirkung hervorbringt.
[29.3] Wenn ihr z. B. über ein flach gehobeltes Brett eine Saite spannt und schlagt dann dieselbe an, so wird die Saite allzeit einen Ton von bestimmbarer Höhe oder Tiefe geben. Spannt ihr die Saite mehr und mehr, so wird der Ton intensiver oder, wie ihr zu sagen pflegt, höher. Je weniger aber die Saite gespannt wird, desto tiefer auch wird der Ton. Was ist da wohl die Ursache der tönenden Wirkung? Ihr könnt mir durchaus keine andere finden und angeben, als das Brett und die über demselben gespannte Saite. So oft ihr nun immer diese Ursache erneuert, so oft auch werdet ihr immer dieselbe Wirkung haben. Die Modifikationen der Höhe und der Tiefe machen hier durchaus keinen Unterschied. Denn Ton bleibt Ton, ob er da ist ein hoher oder ein tiefer. Ihr würdet hier freilich wohl fragen, was da eigentlich den Ton bewirkt – ob das glattgehobelte Brett oder ob die Saite? Und Ich sage euch, weder das Brett allein für sich, noch die Saite allein für sich, sondern beide also gemeinschaftlich, dass das gehobelte Brett als ein zusammenhängendes Ganzes alle nur denkbaren Formen zur Bildung des Tones in der allzeitigen Bereitschaft hat. Die über demselben sich schwingende Saite aber ruft diese Formen voneinander wohl unterscheidbar hervor. Und so ist das gehobelte Brett der Inhalt aller denkbaren Tonformen. Die darüber gespannte Saite aber ist, um dieselben zu wecken und sie dann in die vernehmbare Erscheinlichkeit überzuführen. Damit aber solches möglich ist, so muss ja zwischen dem gehobelten Brett und der Saite eine unleugbare Harmonie obwalten.
[29.4] Wenn da etwa jemand auch die Luft wollte als ein Mittel zur Bildung des Tones betrachten, dann muss fürs Erste doch gezeigt werden, dass da bei der Hervorbringung irgendeiner Wirkung nie und unmöglich je mehr denn zwei polarische Ursachen in einen gegenseitig produzierenden Konflikt treten können. Das Medium aber kann nie als eine Ursache angesehen werden, sondern nur als ein Weg, auf welchem die von den zwei Polaritäten hervorgebrachte Wirkung zur Erscheinung kommt.
[29.5] Nehmt z. B. das magnetische Fluidum. Kann sich dieses denn nur polarisch vorfinden, wann es von irgendeiner Eisenstange aufgenommen wurde, oder ist es nicht vielmehr in sich selbst polarisch freiwirkend durch die ganze Unendlichkeit da? Seht, somit ist eine Eisenstange ja nur ein Weg, auf welchem dieses Fluidum sich euren Sinnen fühlbar äußern kann. Die Stange an und für sich selbst aber kann ja doch unmöglich je als das angesehen werden, das da hervorbringen möchte das magnetische Fluidum selbst.
[29.6] Oder sind die Luft und der Äther zwischen der Sonne und einem Planeten dasjenige, was da bewirkt das Licht; oder sind sie nicht vielmehr nur der Weg, durch welchen das Licht, von einer Sonne ausgehend, zu einem Planeten gelangt, wenn der Planet so gestaltet ist, dass er fähig ist, das auf ihn überkommende Licht aufzunehmen?
[29.7] Sonach wollen wir auf diese Weise auch die Luft bei unserer Tonbildung nicht als ein tonbewirkendes Mittel ansehen, sondern nur als den Weg, auf welchem die Tonformen, wie jene da zwischen der Saite und dem gehobelten Brett gebildet werden, von dem Ohr wahrgenommen werden können.
[29.8] Ihr müsst euch unter Ton überhaupt nicht den Klang denken, sondern nur eine Form, welche durch einen gewissen Grad von Schwingungen irgendeiner glatten und elastischen Fläche entlockt wird. Der Klang an und für sich ist bloß nur Zeuge, dass da durch regelmäßige Schwingungen irgendeines schwingbaren Körpers die Formen eines anderen ihm zugrundeliegenden Körpers entwickelt worden sind. Ich sage euch: Obschon ihr in der Tonkunst bewandert seid, so seid ihr aber nahe in keinem Fach so schlecht bewandert als eben in der Tonkunst. Denn da versteht ihr nichts mehr, als was die Würmer verstehen, die da an der toten Rinde eines Baumes nagen. Demnach stellt ihr zwar wohl einzelne verschiedene hohe oder tiefe Töne zusammen und ergötzt euch an dieser Musik also, wie sich die Würmer ergötzen, wenn sie die tote Rinde eines Baumes benagen. Welcher von euch aber hat es sich noch je beifallen lassen, dass der Ton eine der allerwunderbarsten Formen ist?
[29.9] Seht, so ihr irgendeinen Ton singt oder mit einem Klanginstrument hervorbringt, so wisst ihr dabei nichts mehr zu sagen als: Dieser Ton heißt entweder c oder a und ist entweder in einer oder der anderen Oktave, und dass ihr noch auch dabei bestimmt, durch welches Klanginstrument irgendein solcher Ton bewirkt worden ist. Seht und gesteht, ob ihr von dem Ton viel mehr wisst – außer dass ihr noch die Qualität des Tones taxiert und seine Verhältnisse gegenseitig mit eurem Ohr bemesst, ob sie wohl- oder unwohlklingend sind. Habt ihr solches getan, so seid ihr auch mit dem Ton vollkommen fertig.
[29.10] Damit ihr aber desto gründlicher einseht, wie am allerwenigsten ihr in der Tonkunst bewandert seid, so will Ich euch nur im Vorübergehen etwas Weniges über den Ton selbst sagen.
[29.11] Ihr wisst, dass über ein und dasselbe Brett eine Menge Saiten gespannt werden können, und eine jede Saite wird nach dem Grad der Spannung einen verschieden hohen oder tiefen Ton von sich geben, und das alles auf einem und demselben Brett. Wenn aber auf einem und demselben Brett alle nur denkbaren Nuancen der Töne hervorgebracht werden können, so müssen ja auch in eben und demselben Brett unendlich viele Formen vorhanden sein, damit sie durch jeden möglichen Grad der Spannung einer Saite vollkommen vernehmbar in die Erscheinlichkeit treten können.
[29.12] Wenn ihr nun das Brett an und für sich betrachtet, was findet ihr darauf? Nichts als einen gleichförmig elastischen Faden, entweder aus Metall oder aus den Gedärmen der Tiere. Und so habt ihr nichts als zwei platte Einförmigkeiten, aus denen sich nichts herabphilosophieren lässt vor euch. Und dennoch liegt in diesen zwei platten Einförmigkeiten eine solche Mannigfaltigkeit, dass davon alle Tondichter von Davids Zeiten her noch nicht den milliardsten Teil in allen ihren Kompositionen aufgegriffen haben – da doch diese äußeren Töne an und für sich nichts anderes sind in Hinsicht des eigentlichen wahren Tones, als was da ist die tote Rinde eines Baumes gegen dessen inneres, unsichtbares geistiges Leben.
[29.13] Was also demnach ist der Ton? Der Ton ist nichts anderes als ein Sichkundgeben der endlos vielen harmonischen geistigen Formen, wie da dieselben innewohnen der Materie oder wenigstens in dieselbe hineinragen. Demnach ist das resonierende Brett eines Klanginstrumentes eine unendliche Welt voll geistiger Formen. Und wann ihr z. B. einen Ton unter dem Namen c oder a angeschlagen habt, so hat sich durch den einfachen Klang nichts mehr oder weniger als eine ganze Schöpfung mit einer ewig unzählbaren Zahl der Wesen aller Art für euer Ohr einförmig vernehmbar gemeldet.
[29.14] Ihr klebt dann nur an dem, was ihr vernehmt. Was aber hinter dem Vernommenen steckt, das beachtet ihr nicht. Und wenn euch bei mehreren nacheinander folgenden harmonischen Klängen auch eine große Ahnung ergreift und euch die geistig lebendigen Formen förmlich am Genick packen, so seid ihr noch blind und nagt dafür an der Rinde, ohne bei jedem einfachen Ton zu bedenken, dass eben durch den vernehmbaren Ton eines alleinigen Wortes alle Dinge, welche da erfüllen die ganze Unendlichkeit, hervorgegangen sind. Nun alsdann könnt ihr wohl euch einen kleinen Begriff machen, was da ist ein Ton und wie unterschieden seine große Bedeutung vom einförmigen Klang, den ihr Ton nennt, ist.
[29.15] Da wir aber zuvor von den harmonischen Verhältnissen ausgegangen sind und dargetan haben, wie da zwischen einem glatten Brett und einer darüber gespannten Saite eine stetige Harmonie obwaltet und dass eben aus dieser Harmonie dem Äußeren nach dieselben Wirkungen entstammen, so können wir auch unserem ersten Satz dadurch volle Geltung verschaffen, in welchem Satz da gesagt wird, dass zwischen zwei sich noch so entfernten Weltkörpern die stetige Harmonie sich vorfinden muss.
[29.16] Warum denn? Denkt euch die Sonne als das resonierende Brett, die Planeten aber als Saiten über das Brett gespannt. Wenn nun diese um das resonierende Brett der Sonne schwebenden Planetensaiten durch das ausgehende Licht von der Sonne angeschlagen werden, so nehmen sie auf diese Weise alle die in der Sonne schon zugrunde liegenden Formen auf, nachdem sie dieselben früher auf dem Weg des Lichtes überkommen haben, und setzen sie dann in die äußere formelle Erscheinlichkeit.
[29.17] Wenn ihr nun darauf einen Blick macht, dass die Saite des Saturnusplaneten über dieselbe Sonne gespannt ist, wie die Saite der Erde, die ihr bewohnt, so muss es euch ja auch anderseits einleuchtend sein, dass dieselbe Ursache, welche auf eurer Erde wirkt und ihre Formen auf derselben in die Erscheinlichkeit treten lässt, auch als ebendieselbe Ursache im Saturnus ebendasselbe bewirken wird.
[29.18] Wann ihr z. B. nehmen möchtet ein nahe siebenoktaviges und zugleich ein fünfoktaviges Klavier, so wird da niemand in Abrede stellen, dass das mehroktavige Klavier sicher noch tiefere und höhere Töne haben wird als das fünfoktavige. Wann aber das mehroktavige Klavier mit seiner Skala da eintritt, wo des fünfoktavigen Instrumentes tiefster oder höchster Ton liegt, so wird es hernach mit demselben gleichtönend so lange die Skala harmonisch fortsteigen oder fallen lassen, wie das fünfoktavige; nur werden natürlich die Töne des größeren Instruments sicher stärker, größer und ausgebildeter klingen als auf dem kleineren Instrument.
[29.19] Nun seht, jetzt haben wir eigentlich schon alles. Ich sagte gleich anfangs, dass wir zuvor noch einen allgemeinen Überblick über das sämtliche unzahme Saturnustiervolk werfen wollen, bevor wir noch zur sonderheitlichen Darstellung des zahmen Getiers übergehen werden. Und Ich sage euch, einen solchen allgemeinen Überblick haben wir nun schon gemacht. Denn diese anatomische Darstellung der produktiven Kraft der Sonne war zuvor notwendig, damit das noch zu Sagende nicht als eine Faselei oder als eine nötigende Darstellung der Dinge in diesem Planeten erscheint also, als wäre demjenigen, der solches kundgibt, der Phantasiefaden ausgegangen, demzufolge er dann zu dem die Zuflucht nehmen müsste, was da die Erde als Planet an formellen Erscheinlichkeiten bietet und sagen: Alles Getier der Erde findet sich auch in diesem Planeten mit weniger Abweichung vor; nur dass es im Verhältnis ist größer und stärker und zufolge des schon mehr geteilten Lichtes der Sonne auch buntfarbiger.
[29.20] Da aber solches anatomisch zergliederte Darstellen der harmonischen Verhältnisse vorangegangen ist, so wird da niemand, der gläubigen Herzens ist, darüber etwas einzuwenden haben, so Ich da nun sage: Von eurem größten Urelefanten angefangen bis zur allerkleinsten Maus hat auch der Saturnus alle diese Tiere vollständig auf seiner Oberfläche, nur sind sie im Verhältnis größer und stärker und wechseln ihre Farben zwischen blau, grün, rot, weiß und schwarz, während die Farben der Tiere eures Erdkörpers darum nur selten vollkommen ausgebildet sind, weil die Strahlen der Sonne noch zu intensiv und daher wenig gesondert auf den Boden fallen. Die Färbung ist ja allzeit eine Folge des Lichts. Eure Blumen sind zwar ebenfalls mit allerlei vollkommenen Farben gefärbt, aber es geht der Farbe dennoch der gewisse lebendige Glanz ab, durch welchen eben alle die Blumen unseres Saturnus so lebendig werden, und sonach auch alle anderen Färbungen sowohl der Tiere wie auch der Menschen dieses Planeten.
[29.21] Dieses genügt somit für den allgemeinen Überblick der vierfüßigen und auch anderen Tierwelt dieses Planeten. Demnach werden wir auch von den zahmen Tieren nur diejenigen wenigen einer kurzen näheren Betrachtung unterziehen, welche das fünfoktavige Erdklavier nicht enthält.
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